Mönchengladbach Ein neues Stück mit Warenzeichen

Mönchengladbach · Fürs Theater-Studio entwickelt Sophia Stepf mit zwei Schauspielern "Indien jetztTM", das am Freitag Premiere hat.

 Henrike Hahn und Ronny Tomiska bei einer Probe für das Stück "Indien jetzt".

Henrike Hahn und Ronny Tomiska bei einer Probe für das Stück "Indien jetzt".

Foto: Matthias Stutte

Neugierig sind Gladbachs Theaterfans jedenfalls: Zur Premiere von "Indien jetzt TM" am Freitag im Studio gibt es nur noch eine Hand voll Karten. Dabei weiß niemand, was da als Uraufführung auf die Bühne respektive Besucher zu kommt. Denn dieses Stück für zwei Schauspieler (und Bühnenobjekt, Licht sowie Sound) ist erst fertig, wenn es aufgeführt wird. Wenn überhaupt. Regisseurin Sophia Stepf ist mit einer Idee ans Gemeinschaftstheater gekommen, um etwas zum Thema Heimat und globalisierte Arbeitswelt mit Blick auf Indien zu machen. Texte, Inhalte, Formen wachsen in den sechs Wochen, die die Beteiligten dafür Zeit haben, zusammen. "Stückentwicklung" nennt man so was, fürs Stadttheater ist das neu.

Die Regisseurin, Jahrgang 1976, erarbeitet seit zehn Jahren in der freien Szene international und vor allem in Indien Theaterprojekte, die auf Globalisierung vor Ort reagieren. Sie nutzt die Netze der Online-Welt zur Zusammenarbeit mit Musikern und Komponisten, arbeitet mit einer festen Truppe (Flinntheater) und immer wieder Schauspielern vor Ort. Für Gladbach sind das Ronny Tomiska und Henrike Hahn, die Szenen in einem imaginären Assessment-Center spielen werden, wo deutsche Manager für den indischen Markt geschult werden. Udo Hesse, Chef der Ausstattungsabteilung, hat dazu ein "Bühnenbildobjekt" gebaut — einen Würfel, der sich als Keil zum Publikum wendet und mit an die 100 Thali-Plates tapeziert ist, das sind die unterteilten Tabletts aus Edelstahl, auf denen indisches Essen serviert wird. Originalimport übrigens. "Multifunktional, abstrakt, mystisch", urteilt Hesse.

Grundlage für das Geschehen sind Texte und Web-Informationen aus und um Indien, teils von indischen Autoren, die einerseits die Klischees indischer Mentalität und Kultur (Bollywood) aufgreifen, andererseits die aktuelle Situation in Indien (Wahlen) einbeziehen. Die Regisseurin schreibt aus diesen Rohstoffen Szenen, die sie zum Stück verknüpft. "Ich arbeite sehr rhythmisch", sagt Stepf zur Erklärung, warum Musik eine weitere große Rolle bei "Indien jetztTM" spielt. Für diese Sounds zu und zwischen den Szenen ist der Komponist Andi Otto verantwortlich, der die Klänge teils in Indien aufgenommen hat, elektronisch verarbeitet und auf die Bedürfnisse der Bühne zuschneidet. Das geht ebenso übers Internet wie die Zusammenarbeit mit der indischen Sängerin MD Pallavi, deren Stimme aus dem Off des Assessment-Centers den Probanden Anweisungen gibt.

Es werden wohl bizarre, amüsante, hintergründige 75 Minuten werden, die uns die Regisseurin da zubereitet. "Die Grenzen zwischen Fiktion und Wirklichkeit sind fließend", sagt sie. Belehrend soll "Indien jetztTM" nicht sein, obwohl Indien-Reisende eine Menge lernen könnten. Es wird bisweilen schlichtes Englisch gesprochen, ab und zu geht es auch interaktiv zu.

(ark)
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