Kriminalität Bande macht Villen-Viertel unsicher

Mönchengladbach · In Mönchengladbach kommt es in einer noblen Wohngegend häufig zu Einbrüchen. Anwohner fühlen sich nicht mehr sicher. Die Polizei, klagen sie, unternehme zu wenig. Tatsächlich fehlt es in NRW an geschulten Kripobeamten.

 In diesem Mönchengladbacher Stadtteil werden häufig Häuser aufgebrochen. Viele Bewohner fühlen sich von der Polizei allein gelassen.

In diesem Mönchengladbacher Stadtteil werden häufig Häuser aufgebrochen. Viele Bewohner fühlen sich von der Polizei allein gelassen.

Foto: Google Maps

Hans T.* (alle Namen geändert) saß im Wohnzimmer vor dem Fernseher und guckte sich mit seiner Frau die Sendung "Hotel Heidelberg" an. Als er kurz ins Bad wollte, war plötzlich die Tür zum Schlafzimmer abgeschlossen. Dahinter plünderten Einbrecher gerade die Räume.

Sie stahlen Schmuck, Geld, Damenschuhe und Kostüme, verschwanden dann durch eine aufgebrochene Tür. "Das war ein echter Schock, besonders für meine Frau", sagt Hans T. Beide waren froh, dass später nicht nur Spurensicherer ins Haus kamen, sondern auch Polizeipsychologen.

Es war der dritte Einbruch innerhalb von wenigen Jahren bei Hans T., aber der erste, bei dem das Ehepaar selbst im Haus war. Dabei hatten Hans T. und seine Frau noch Glück im Unglück. Die Täter flüchteten mit ihrer Beute, ohne die anwesenden Hausinhaber zu bedrohen oder gar anzugreifen.

Einbrüche sind in dem Mönchengladbacher Villenviertel fast schon an der Tagesordnung. Viele Anwohner fühlen sich seit Jahren verunsichert. "Eine Polizeistreife haben wir nie gesehen." Zwar seien alle Anwohner sensibilisiert und würden Kennzeichen verdächtiger Fahrzeuge sowie fremde Personen, die sich auffallend lange in dem Wohngebiet umgucken, jedes Mal der Polizei melden, aber eine Antwort habe es nie gegeben, berichtet Anwohner Rudi B. "Wir fühlen uns hier komplett allein gelassen", sagt er.

Nur jede siebte Tat wird aufgeklärt

Nicht nur in Mönchengladbach, sondern landesweit ärgern sich Bürger über zu wenig Unterstützung durch die Polizei. Die Sicherheitsbehörden bekommen die Einbruchskriminalität nicht in den Griff. Im vergangenen Jahr wurde in NRW so oft eingebrochen wie nie zuvor. Rund 62.000 Fälle registrierte die Polizei 2015 - und nur jede siebte Tat wurde aufgeklärt.

Der Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK) erklärte, dass es der Polizei an geschulten Ermittlern fehle, um den Kriminellen effektiv entgegentreten zu können. "Die Politik lässt die Bevölkerung, die für ihre Sicherheit viele Steuern zahlt, im Stich", kritisierte der BDK-Landesverband. Rund 1000 gut ausgebildete Ermittler würden fehlen, so der BDK.

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Foto: RP-Grafik

Ein Großteil der Taten wird am Nachmittag verübt. Dabei gehen die Einbrecher in der Regel fast immer gleich vor: Zunächst spähen sie Objekte aus. Dabei schauen sie etwa, ob ein teurer Wagen vor der Tür steht. Daraus schließen sie dann, dass in dem Haus viel zu holen ist. Um in die Wohnung zu gelangen, bohren sie ein Loch in den Tür- oder Fensterrahmen und hebeln diesen dann auf. Bevorzugt wählen sie Häuser aus, wo Fenster offen stehen. Das seien absolute Profis, betonte Innenminister Ralf Jäger.

Die Ermittler gehen davon aus, dass es sich bei den Tätern in Mönchengladbach um mobile Einbrecherbanden aus Südosteuropa handelt, die für einen Großteil dieser Delikte in NRW verantwortlich gemacht werden. Die Landespolizei geht seit drei Jahren mit dem Fahndungskonzept "Mobile Täter im Visier" (Motiv) gegen diese Banden vor.

Dabei laufen bei einer sechsköpfigen Analysegruppe beim Landeskriminalamt (LKA) in Düsseldorf alle Informationen über Einbrecher zusammen, die ihre Taten in verschiedenen Städten, Ländern und im europäischen Ausland begehen. Die Fahnder werten alle Daten aus, erstellen Täterprofile und informieren die Polizeibehörden.

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Foto: dpa, Robert Schlesinger

Stacheldraht und Wachhunde als letztes Mittel

Fast alle Villen in dem Mönchengladbacher Viertel sind durch Alarmanlagen und spezielle Verriegelungen gesichert. Die Anwohner engagierten sogar einen privaten Sicherheitsdienst. Trotzdem passieren immer wieder Einbrüche. Sowohl Hans T. als auch Rudi B. denken über weitere Maßnahmen nach: Stacheldraht am Zaun etwa oder Wachhunde.

Denn B. will nicht noch einmal überfallen werden - so wie vor drei Jahren. Er lag damals im Bett, als die Tür zum Schlafzimmer eingetreten wurde. Die Einbrecher, die mit osteuropäischem Akzent sprachen, schlugen ihn nieder, bedrohten ihn mit einem spitzen Gegenstand und zwangen ihn, den Tresor zu öffnen.

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Die Polizisten sollen später zu Rudi B. gesagt haben: "Sie haben noch Glück. Das wird alles viel schlimmer. Die Hemmschwellen der Banden sinken immer mehr. Bald schrecken sie auch vor Totschlag nicht mehr zurück."

(RP)
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