Mönchengladbach Eine Liebeserklärung an den Rum

Mönchengladbach · Der Gladbacher Schriftsteller Dieter Wirtz hat gemeinsam mit dem Rum-Experten Dirk Becker "Das große Buch vom Rum" veröffentlicht. Er findet, dass Rum die wohl am meisten verkannte Spirituose in der Genusswelt ist.

Umgeben von dutzenden flackernden Kerzen hockt er hinter seinem Schreibtisch, der wohl bekannteste Pirat des 21. Jahrhunderts, Captain Jack Sparrow, hoch konzentriert über Landkarte und Kompass gebeugt. Er greift nach einer Flasche und fragt in seiner berühmt rotzigen Art: "Wieso ist der Rum dauernd alle?" Ahnlich bewegende Fragen wird sich sicher auch Henry Morgan gestellt haben, "einer der wüstesten Trunkenbolde unter der Sonne und einst der am meisten gefürchtete Pirat der Karibik", wie Dieter Wirtz ihn beschreibt. Heute ist sogar ein Rum nach Morgan benannt, und der Captain inspirierte den Schriftsteller offensichtlich so sehr, dass Wirtz ihm das erste Kapitel in seinem neuen Werk "Das große Buch vom Rum" widmete.

Der 65 Jahre alte Gladbacher mit der kleinen, mondförmigen Brille auf der Nase, hat nicht nur ein Faible für Piraten. Er ist auch ein echter Liebhaber von all jenen Dingen, die für Piraten so typisch und heute vor allem als ungesund verschrien sind. Daraus macht er keinen Hehl, ganz im Gegenteil: Er schreibt drüber, zwischendurch immer eine lange Zigarre in der rechten Hand und ein Gläschen Rum in der linken. Keiner vom Discounter. Bei Wirtz muss es ein guter sein. Am liebsten sind ihm solche, die mit "H" geschrieben werden - also Rhum. "Das sind die milden, ursprünglichen, die direkt aus Zuckerrohrsaft gebrannt werden", erklärt Wirtz. Die aus Frankreich. Die spanischen und britischen Rumstile - auch bekannt als Ron und Rum - "ziehen einem schon mal die Schuhe aus", sagt Elke Wirtz, Ehefrau des Schriftstellers.

Überhaupt spielt das "H" eine spannende Rolle in Dieter Wirtz' Leben. Denn der Schriftsteller trägt eines zwischen Vor- und Zunamen. "Das war ein Unglücksfall", sagt er. Eigentlich heißt der Gladbacher Hans Dieter Wirtz, wird von allen aber nur Dieter gerufen. "Als ich mein erstes Buch schrieb, wollte ich H. Dieter Wirtz auf dem Einband stehen haben.

Der Verlag vertauschte das", erzählt der 65-Jährige. Und weil schon alle Umschläge gedruckt waren, blieb es dabei. Für immer. Dieter Wirtz nimmt sowas gelassen, Dieter Wirtz verschwendet keine Zeit für solche Nichtigkeiten. Lieber verbringt er sie mit einer guten Zigarre und einem Rum. Oder eben dem Schreiben darüber. Am liebsten tut Dieter Wirtz das abends, "nach 22 Uhr, gerne bis um 5 Uhr morgens", sagt er.

Nachdem er schon einige Zigarren-Bücher veröffentlicht hat, wurde es Zeit für den Rum. Eine Liebeserklärung auf 320 Seiten an das Getränk, das Piraten schon zu schätzen wussten und für den Schriftsteller mehr als nur eine Spirituose ist. "Denn Rum ist wohl die am meisten verkannte Spirituose in der Genusswelt - und Rum ist der Stoff, der Träume gebiert", schreibt er. Gemeinsam mit Dirk Becker sind die Seiten entstanden, "er ist der Rum-Experte und ich der Fachmann, wenn es ums Geschichtenerzählen geht", sagt Wirtz.

Anders würde "Das große Buch vom Rum" auch nicht funktionieren - wären chronologisch Rumsorten aufgelistet und dazu ein paar Hintergrundinfos zur Herkunft - "das würde keiner lesen", sagt Dieter Wirtz. Der Gladbacher schreibt über die Geschichte, taucht in fremde Kulturen ein und reist durch Länder, die manchmal mehr, manchmal weniger mit Rum zu tun haben. Wer wissen möchte, was es mit einem 300 Jahre alten Hut auf sich hat oder warum die Zigarre Süße braucht - für 49,99 Euro gibt es "Das große Buch vom Rum" in allen Buchhandlungen zu kaufen.

Gegen einen Cocktail hat der Schriftsteller übrigens nichts, man sollte nur nicht den teuersten Rum dafür nehmen, sagt er. Bei der Mischung Cola-Rum reiche sogar der weiße, billige. Lieber aber hat Wirtz seinen Rum pur, so wie Sparrow und Morgan, mit dem winzigen Unterschied, dass Wirtz' sich bisher nie die Frage stellen musste: "Wieso ist der Rum dauernd leer?"

(RP)
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