Mönchengladbach Eine Mischung aus Schweiß und Rockmusik

Mönchengladbach · 60 Auftritte absolviert die Coverband Booster im Jahr - ein Höhepunkt ist auch dieses Mal wieder Unges Pengste in Korschenbroich.

Sängerin Chris Schmitt (3. v.l.) wird am Wochenende beim Schützenfest Unges Pengste in Korschenbroich zusammen mit ihren fünf Jungs für ordentlich Stimmung bei der Party im Festzelt sorgen.

Sängerin Chris Schmitt (3. v.l.) wird am Wochenende beim Schützenfest Unges Pengste in Korschenbroich zusammen mit ihren fünf Jungs für ordentlich Stimmung bei der Party im Festzelt sorgen.

Foto: Detlef Ilgner

Eine schmale Einfahrt an einer belebten Straße. Hinter einer unscheinbaren Tür Studio und Probenraum. Auf mehrere Räume verteilt Boxen, Cases, Verstärker, Drums, Gitarren. An einer Wand ein Banner der 1. Birgelener Rocknacht. Der Ort, an dem die Musiker von Booster ihre Shows vorbereiten. Neue Songs ausprobieren, Formate entwickeln, Altbewährtes umarrangieren, Sounds auf ihre Tauglichkeit prüfen. Harte Arbeit. Bandalltag. Und doch ist jede Probe anders.

In der kleinen Küche eine Mischung aus Großfamilie und WG. Es wird geflachst, aber auch ernsthaft diskutiert. Booster sind gerade von einem Auftritt auf der kroatischen Insel Hvar zurück. Für die Band ein hoher logistischer Aufwand, dementsprechend ein anstrengendes, aber auch großartiges Erlebnis. Vor allem, weil die Musiker ein paar Tage gemeinsam verbracht haben.

Die sechs Musiker verstehen sich tatsächlich als Familie, meint Sängerin Chris Schmitt: "Wenn es mal Probleme gibt, werden sie offen angesprochen. Anders geht es nicht." Das Gefühl, eine Band zu sein, beschränkt sich nicht auf die Zeit auf der Bühne. Die Musiker bauen Instrumente und Verstärker selbst auf und ab. Gitarrist Vanni Vander, auch zuständig für das Booking: "Das wollen wir uns ganz bewusst nicht nehmen lassen. Das gehört zum Bandgefüge einfach dazu." Und Drummer Rüdiger Tiedemann ergänzt: "Man geht ganz anders auf die Bühne, wenn man sich um seine Sachen selbst kümmert."

Booster spielen rund 60 Gigs im Jahr. Der anstehende Auftritt bei Unges Pengste ist für die Band ein Highlight unter den Schützenfesten. Chris Schmitt: "Als ich das erste Mal dort war, dachte ich: Was ist denn hier los? Die Leute haben auch noch im vierten Set lauthals mitgesungen. Die wollen einfach feiern." Rüdiger Tiedemann bringt es auf den Punkt: "Eine Mischung aus Schweiß und Musik."

Schätzungsweise 2000 Besucher werden auch diesmal vor der Bühne stehen, schätzt René Pütz. Für die Show haben Booster drei Pausen eingeplant. Zu hören bekommen die Fans Songs etwa von Ed Sheeran und Herbert Grönemeyer, genauso wie von Guns N' Roses, Coldplay und Billy Idol: "Und immer im typischen Booster-Sound." Ungefähr 40 Stücke, darunter viele Medleys, werden dabei sein. Pütz, seit rund 20 Jahren in der Band: "Unser Job ist es, die Fans mit unserer Musik zu packen." Das habe mit der Auswahl und der Reihenfolge der Stücke im Programm zu tun, mit Tempo - und mit dem Spannungsbogen: "Die kleinen Tricks eben." Bei der Suche nach neuen Songs für ihre Shows will sich natürlich jeder der sechs Musiker wiederfinden. Aber im Vordergrund stehe stets die Frage, ob das jeweilige Stück überhaupt ins Programm passt. "Jeder stellt sich im Dienst der Band komplett zurück", so Vanni Vander. Und dann passieren da noch diese höchst spannenden Momente, erzählt Keyboarder Volker von Ameln: "Es gibt Songs, von den meint man zunächst, die funktionieren nicht. Aber dann hört man sich in die Harmonien rein - und dann geht es auf einmal doch."

Booster lassen sich ihr Programm nicht in die Verträge schreiben. Die Band spielt, was sie will, selbstverständlich stets mit Blick auf den Anlass. Schmitt: "Open-Air ist was anderes als im Zelt oder in der Halle. Sonntagmorgens beim Eine-Stadt-Fest ist das Set anders als abends." Auch wenn Geschmack und Setliste von Booster breitgefächert sind, ein No-Go gibt es. Schmitt muss da nicht lange überlegen und spricht für ihre Kollegen: "Schlager und Fußballlieder. Sie haben auf jeden Fall ihre Berechtigung, aber das ist dann doch was für andere Bands."

Eigentlich besteht die Band nicht nur aus den sechs Musikern, von denen Bassist Dennis Bowens im Mai 2010 als letzter zu Booster kam. Wie selbstverständlich zählen sie die beiden Techniker für Licht und Ton dazu, die bei jeder Show dazu beitragen, dass den Fans nicht nur ein optimaler Hörgenuss geboten wird, sondern auch der visuelle Auftritt perfekt in Szene gesetzt wird. An der Verbesserung feilt die Band mit ihrer Technikfirma nämlich ebenfalls kontinuierlich.

Die Band ist in der Stadt gut vernetzt, pflegt gute Kontakte zu anderen Musikern. "Man kennt sich und man hilft sich", bringt René Pütz es auf den Nenner. Gegründet wurde Booster bereits 1979. Von den Gründungsmitgliedern ist niemand mehr dabei. Vanni Vander ist am längsten dabei. Mit Keyboarder Volker von Ameln spielt er aber schon seit 1972 zusammen, wie die beiden, ob der gefühlten Ewigkeit, nur scheinbar erschrocken feststellen. Kontinuität ist ein wichtiger Baustein. Vanni Vander: "Seit 33 Jahren spielen wir in Günhoven Tanz in den Mai. Ununterbrochen." Nach Einschätzung von Pütz erlebt die Band alle zwei, drei Jahren eine musikalische Weiterentwicklung - neben dem Gefühl, wie eine große Familie zu sein, sicher der zweite Grund für das Erfolgsrezept der Band. Und das ist auch schon das Motto der Band: "Wenn es keinen Spaß mehr macht, hören wir auf."

Bei Unges Pengste treten Booster und die Vorband Vividd Samstagabend ab 20 Uhr im Festzelt auf.

(akue)
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