Mönchengladbach Eine Suppe für die Armen

Mönchengladbach · Im Café Emmaus bietet der Katholische Verein für soziale Dienste in Rheydt die berühmte Rumford-Armensuppe an, um auf ein verdrängtes Thema aufmerksam zu machen. In der Einrichtung gibt es zusätzlich noch viele andere Angebote.

 "Mahlzeit!": Dreimal in der Woche gibt es im Café Emmaus des SKM ein Mittagessen für Obdachlose. Gestern stand die Rumford-Armensuppe, die Ende des 18. Jahrhunderts erfunden wurde, auf der Speisekarte.

"Mahlzeit!": Dreimal in der Woche gibt es im Café Emmaus des SKM ein Mittagessen für Obdachlose. Gestern stand die Rumford-Armensuppe, die Ende des 18. Jahrhunderts erfunden wurde, auf der Speisekarte.

Foto: Isabella Raupold

Trockenerbsen und Graupen, Kartoffeln und Möhren, Lauch und Schinken gehören hinein in die Rumfordsuppe, die Ende des 18. Jahrhunderts erfunden wurde, um Bettler und Obdachlose preisgünstig satt zu machen. Satt macht die Suppe immer noch und schmecken tut sie auch. "Das war sehr lecker", sagt Peter, als er seinen Teller zurück gibt. "Das kann öfter auf dem Speisezettel stehen." Im Café Emmaus des SKM (Katholischer Verein für soziale Dienste) Rheydt wurde die Suppe nachgekocht, aber nicht nur, weil sie schmeckt.

Dahinter steckt die Armutskampagne, mit der der SKM bundesweit auf die Armutsproblematik aufmerksam machen will. "Die Wirtschaft boomt", sagt Norbert Schoeller, der Geschäftsführer des SKM Rheydt. "Aber es gibt eine Gruppe, die von der Teilhabe ausgeschlossen ist. Als deren Anwalt verstehen wir uns." Armut sei sein tägliches Geschäft, stellt auch Christoph Föhles fest, der das Café Emmaus in der Waisenhausstraße leitet. Die Einrichtung sieht sich als Anlaufstelle für alle, die durch sämtliche Hilfssysteme rutschen. "Wir sind das letzte Netz, darunter gibt es nichts mehr", sagt Föhles.

Das Café Emmaus hält verschiedene Angebote für wohnungslose und von Wohnungslosigkeit bedrohte Menschen bereit. Im Tagestreff können sie Zuflucht finden, Wäsche waschen und frühstücken. Dreimal in der Woche gibt es ein warmes Mittagessen. Einen Euro fünfzig kostet das. "Manche bezahlen lieber den ganzen Monat im Voraus, weil am Monatsende das Geld vielleicht nicht mehr reicht", sagt der Einrichtungsleiter. Christoph Föhles steht auch für die allgemeine Sozialberatung zur Verfügung. Er hilft, wenn die Klienten nicht mehr weiter wissen. Wenn es Probleme mit dem Jobcenter gibt, wenn die Schulden drücken, wenn gar kein Geld mehr da ist.

"Ich versuche, die Fälle zu klären, aber die Betroffenen müssen auch in Eigeninitiative handeln", erklärt der Sozialarbeiter. Die Problemlagen der Besucher seien in den letzten Jahren immer vielschichtiger geworden: Schulden, Drogen, psychische Probleme bilden zusammen ein kaum zu durchdringendes Gemisch. "Die Zahl der psychisch zerrütteten Personen nimmt zu", hat er beobachtet. Insbesondere bei den Frauen sei dies auffällig. Umso wichtiger sei das niedrigschwellige Angebot des Café Emmaus. "Hier erreichen wir Leute, die sonst keiner mehr erreicht und die auch keine Hilfe annehmen", sagt Föhles. Zumindest kurze Zeit kommen sie im Tagestreff zur Ruhe.

Den Mittagstisch nehmen regelmäßig etwa 25 Menschen in Anspruch. "Damit sind wir auch an unserer Auslastungsgrenze, zumindest in diesen Räumen", sagt der Sozialarbeiter. Die regelmäßig kommenden Besucher wissen das Angebot zu schätzen. "Das ist sehr viel wert für Rheydt", stellt Peter fest, der oft im Café Emmaus isst. "Die Leute würden sonst auf der Straße herumhängen." Und manchmal gibt es noch etwas ganz Besonderes. "Jeden Dienstag backt eine Frau Kuchen für uns", sagt er und seine Augen leuchten. "Ganz umsonst."

(RP)
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