Mönchengladbach Eine Zeitreise mit dem Fahrrad

Mönchengladbach · Jürgen Frommhold schenkt sich zum Eintritt in den Ruhestand eine Reise. Mit einem Fahrrad von 1935 und entsprechender Kleidung geht es zum Bodensee. Unterwegs will er Spenden für Zornröschen sammeln.

 Jürgen Frommhold geht mit einem Rad von 1935 auf Reisen: Bis zum Bodensee fährt er mit dem restaurierten Fahrrad. Der 62-Jährige kleidete sich für seine Tour entsprechend ein und zeigt sich im 30er-Jahre-Outfit.

Jürgen Frommhold geht mit einem Rad von 1935 auf Reisen: Bis zum Bodensee fährt er mit dem restaurierten Fahrrad. Der 62-Jährige kleidete sich für seine Tour entsprechend ein und zeigt sich im 30er-Jahre-Outfit.

Foto: Detlef Ilgner

Irgendwann will Jürgen Frommhold mal ein Buch schreiben. ",Fahrradgeschichten vom Niederrhein' oder so ähnlich könnte es heißen", sagt er. Seit vielen Jahren sammelt der ehemalige Augenoptiker aus Neuwerk alte Fahrräder, hat für sein Hobby extra eine Garage angemietet. "Meine Frau sagt, da stehen zu viele Räder. Ich sage, es sind so 20", erzählt Frommhold lachend.

Demnächst ist es auf jeden Fall eins weniger. Denn Jürgen Frommhold ist seit wenigen Wochen im Ruhestand und geht deshalb auf Reisen. Mit einem Rad von 1935. Bis nach Friedrichshafen am Bodensee will er mit dem restaurierten Schätzchen fahren und dort seine Mutter besuchen. Auf moderne Outdoor-Bekleidung verzichtet der 62-Jährige dabei. Schließlich soll alles stilecht sein.

Bei einer Schneiderin in Köln, die lange beim Film arbeitete, hat sich Frommhold entsprechende Kleidung maßanfertigen lassen: eine schicke Weste aus Tweed und Hosen. Auf dem Greta-Markt hat er sich noch eine Fliege besorgt. Und die Schuhe, die fand er nach langer Suche ganz spontan in einem Geschäft an der Hindenburgstraße. Das Gepäck transportiert Frommhold in einem Anhänger. "Der ist zwar zugegebenermaßen aus den 50er Jahren, aber ich hätte sonst einen Rucksack nutzen müssen", sagt Frommhold.

Der Neu-Pensionär beschreibt sich selbst als "veranlagten Nostalgiker". In dem Haus der Familie am Hauweg gibt es ein Zimmer, das an ein Museum erinnert: Alte Kameras stehen dort auf der Fensterbank, an den Wänden hängen zwei antike Fahrräder - und eine alte Agfafilm-Leuchtreklame hängt oben an der Decke.

Das Fahrrad, mit dem er seine Reise antritt, ist von der Marke NSU. Die Abkürzung steht für Neckarsulm, die Fabrik ging später in die Audi-Werke über. Das Rad stand viele Jahre in einem Keller in Lürrip, denn der Sohn des Erstbesitzers wollte es in gute Hände geben. So landete er schließlich bei Jürgen Frommhold.

"Ich möchte gerne zeigen, dass auch so ein altes Fahrrad sehr wohl noch fahrtüchtig ist", sagt Frommhold. Das ist aber nicht der einzige Grund für die Reise. Denn Jürgen Frommhold sammelt unterwegs ganz nebenbei Spenden für den Verein Zornröschen, der sich gegen sexuellen Missbrauch an Kindern einsetzt.

Und wie soll das Geld zusammenkommen? "Ich fordere Leute auf, mir eine kostenlose Übernachtungsmöglichkeit entlang meiner Strecke zu besorgen. Das, was ich dadurch an Übernachtungskosten spare, kommt dann ins Sparschwein", erklärt der Radler. Zwei Übernachtungen hat er schon. Außerdem will er sich an viel besuchten Orten mit seinem Rad aufstellen, ein paar Luftballons aufpusten und sich mit Rad und Outfit fotografieren lassen - gegen eine Spende versteht sich.

Wer im Vorhinein schon spenden möchte, kann das unter dem Stichwort "Fahrradtour Bodensee" tun. Die Kontoverbindung von Zornröschen ist im Internet auf der Seite www.zornroeschen.de/de/spende zu finden.

(RP)
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