Mönchengladbach Instrumentenbauer übergibt sein Geschäft

Mönchengladbach · Als Ralf Radermacher zehn Jahre alt war, bekam er im Jugendblasorchester Neuwerk seine erste Tuba. Das Instrument faszinierte ihn so sehr, dass es ihn bis heute nicht losgelassen hat.

 Metallblasinstrumentenbauer Ralf Radermacher (rechts) übergibt am 1. Mai nach 39 Jahren sein Geschäft an Patrick Knorr.

Metallblasinstrumentenbauer Ralf Radermacher (rechts) übergibt am 1. Mai nach 39 Jahren sein Geschäft an Patrick Knorr.

Foto: Isabella Raupold

"Nach der Schule stellte sich die Frage, welchen Beruf man ergreifen möchte. Ich kam dann auf die Idee, Instrumentenbauer zu werden. Die waren damals schon selten", erinnert sich Ralf Radermacher. Er schaffte es und machte sein Hobby zum Beruf. Heute ist er Inhaber eines Meisterbetriebs für Metallblasinstrumentenbau in Mönchengladbach und Umgebung und der einzige Sachverständige für Metallblasinstrumente im Regierungsbezirk Düsseldorf. Doch am Ende dieser Woche ist Schluss. Nach insgesamt 39 Jahren wird er seinen Betrieb am 1. Mai an seinen Nachfolger übergeben.

"Meine Lehre habe ich bei einem Meisterbetrieb für Metall- und Schlaginstrumente in Köln gemacht. Den gibt es heute nicht mehr", sagt Ralf Radermacher. Sein Meisterstück, ein Tenorhorn, fertigte er bei einem Unternehmen in Bayern und war damals mit 22 Jahren der jüngste Meister seiner Branche in Nordrhein-Westfalen. "Danach hatte ich eine Werkstatt in einem Instrumentengeschäft in Düsseldorf. Der Betrieb ging pleite, und ich stand mit meiner Werkstatt auf der Straße. Deshalb habe ich mich selbstständig gemacht", sagt er. Sein Geschäft gründete er an der Eickener Straße. Neben Beratung und Verkauf stehen Reparaturen im Mittelpunkt des Unternehmens.

Instandsetzungen nahm Ralf Radermacher schon früh für ein amerikanisches Unternehmen vor. Im Laufe der Jahre machte er sich international einen Namen. Als Experte auf seinem Gebiet reiste er zu Diskussionsrunden in US-amerikanische Metropolen wie Chicago und Los Angeles. Außerdem luden ihn Unternehmen aus Japan, China, Indonesien und Singapur ein. Über diese Kontakte wurden Hersteller aus aller Welt auf den kleinen Laden an der Eickener Straße aufmerksam. So stehen regelmäßig Vertreter von Firmen aus den USA, Japan und Brasilien in Ralf Radermachers Geschäft. Neben dem Bau von Instrumenten und deren Verkauf gehören Workshops zu seinen Standbeinen. Dafür arbeitet er mit internationalen Profimusikern zusammen.

Zu seinen Kunden gehören mehr als 100 Schulklassen und rund 16.000 Privatkunden sowie Schulen und Berufsmusiker. Zu ihnen zählen unter anderem die Niederrheinischen Sinfoniker, das Gürzenich-Orchester Köln und das Orchester der Deutschen Oper am Rhein. Auch die Bundeswehr und die Landespolizei statten ihre Musiker mit Radermachers Instrumenten aus. "Für ein Instrument brauche ich rund 40 Stunden Bauzeit. Dafür klingen die Instrumente aber auch ganz anders als die industriell gefertigten", erklärt Ralf Radermacher. Die Verarbeitung des Metalls und viele technische Details sorgen für wärmere Töne. Neben Instrumenten, für die er mehr als 300 Mundstücke vorrätig hat, verkauft er über einen Großverlag auch Noten. Davon sind rund 520.000 Stück vorrätig.

Am 1. Mai wird Ralf Radermacher seinen Betrieb an Patrick Knorr übergeben. Er hat eine ähnliche Biografie, spielt Tuba bei den Bettrather Musikanten und ist Karnevalist. Hobbys verbinden eben. "Durch diesen Kontakt bekam ich eine Lehrstelle angeboten und bin hier seit 2010 als Geselle im Betrieb", erzählt Knorr. Immer wieder sprach er mit Radermacher über die Zukunft des Unternehmens. So wuchs die Idee, dass er Radermachers Nachfolger wird. Den betriebswirtschaftlichen Teil eignete sich der 30-Jährige in den vergangenen Monaten an. Ralf Radermacher wird aber nicht ganz in den Ruhestand gehen. Seine Tätigkeit als Gutachter führt er fort. Denn die sind noch seltener als Instrumentenbauer.

(RP)
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