Mönchengladbach Eklat in der FWG: Oberem bricht mit seiner Partei

Mönchengladbach · Der Parteigründer will wegen des Fraktionsvorsitzenden Püllen nicht mehr mitarbeiten. Er tritt bei der Wahl nicht an.

 Dieses Bild wird es so schnell nicht wieder geben: Bernd Püllen und Erich Oberem einträchtig nebeneinander, hier 2010 in den Fraktionsräumen.

Dieses Bild wird es so schnell nicht wieder geben: Bernd Püllen und Erich Oberem einträchtig nebeneinander, hier 2010 in den Fraktionsräumen.

Foto: Ilgner, Detlef

Gekriselt hat es schon länger zwischen dem FWG-Parteivorsitzenden Erich Oberem und dem Fraktionsvorsitzenden Bernd Püllen. Seit gestern Abend ist das Tischtuch zwischen den beiden wohl endgültig zerschnitten. Grund dafür ist das Abstimmungsverhalten der FWG in der Sitzung des Schulausschusses. Die Freie Wählergemeinschaft wollte die sechste Gesamtschule — wie ursprünglich vom Ampel-Bündnis vorgesehen — in zwei Gebäuden an der Aachener Straße untergebracht wissen und warb bei den anderen Parteien um Unterstützung. Püllen schwenkte während der Sitzung auf die Linie von CDU und FDP um.

Das macht Parteigründer Erich Oberem fassungslos: "Ich bin in den 60 Jahren, die ich in Politik und Verwaltung tätig bin, noch nie so hintergangen worden. Mit Herrn Püllen kann und werde ich nicht mehr zusammenarbeiten. Das Kapitel FWG ist für mich seit heute Abend abgeschlossen", sagte Oberem gestern am späten Abend der Rheinischen Post. Er werde sich nicht weiter an der politischen Arbeit der Fraktion beteiligen. Seine Kandidatur bei der Kommunalwahl am 25. Mai zieht Oberem ebenfalls zurück. "Ich werde nicht dazu beitragen, Stimmen für Herrn Püllen zu sammeln", so Oberem wörtlich.

Oberem gründete, nachdem ihn die CDU Ende der 90er-Jahre als Folge des Streits um Mülltonnen-Größen nicht als Dezernent wiedergewählt hatte, die FWG. Er verstand sie augenzwinkernd als "Stachel im Fleisch der CDU" oder nannte sie — sehr zum Ärger der Christdemokraten — auch schon einmal "die wahre CDU". Der Verwaltungsfachmann Oberem war eine Bereicherung für die Gladbacher Polit-Szene: kenntnisreich im Detail, hartnäckig, auch schon mal querdenkend, streitlustig und pointiert mischte er den Rat immer wieder auf. Ein festes Bündnis, bei dem vorab Positionen und Posten für die gesamte Legislaturperiode verabredet werden, wollte Oberem nie eingehen — und schon gar nicht mit der CDU. Zwar stimmte die FWG öfter mit den Christdemokraten, wenn sie von deren Positionen überzeugt war. Eines aber ist für Oberem der politische Gau: als Anhängsel der CDU wahrgenommen zu werden.

Genau dieses Gefühl beschleicht den Parteigründer nun wohl schon seit einigen Monaten. Nach dem durch das Platzen der Ampel entstandenen Macht-Vakuum tat sich Bernd Püllen — auch er ursprünglich ein CDU-Mann — mit CDU und FDP zusammen und verabschiedete den Haushalt. Auch bei der GEM, der City Ost und nun bei der Gesamtschule stimmten die drei bürgerlichen Parteien zusammen. Oberem fürchtet, seine FWG werde zum bloßen Mehrheitsbeschaffer degradiert und entscheide nicht mehr unabhängig und allein nach sachlichen Gesichtspunkten. Der Fraktionsvorsitzende Bernd Püllen verhielt sich in den Gesprächen mit CDU und FDP offenbar anders, als dies mit Oberem abgesprochen war.

Dass es bei der FWG brodelte, wurde beim Parteitag offenkundig. Da wurde der Oberbürgermeister-Kandidat Peter Blümel abserviert. Püllen war damit offenbar nicht einverstanden. Zum offenen Streit kam es gleichwohl nicht. Bis gestern. Da Oberem ein Mann mit Prinzipien ist, ist kaum vorstellbar, dass dieser Dissens zu kitten ist.

(RP)
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