Mönchengladbach Eleganz des Rheydter Baustils im Fokus

Mönchengladbach · Die Mediendesignerin Hannah von Dahlen und die Kunsthistorikerin Eva Uebe gingen durch Rheydt auf Entdeckungstour. In einer Ausstellung präsentieren sie Attraktionen der Nachkriegs-Architektur in der Rheydter City.

 Steinerne Fassaden aus Rheydt prangen als Fotografien an der Glasfassade der Galerie auf dem Rheydter Marktplatz. Hannah von Dahlen (li.) und Eva Uebe haben die Ausstellung "Auf der Suche nach der verlorenen Eleganz" konzipiert.

Steinerne Fassaden aus Rheydt prangen als Fotografien an der Glasfassade der Galerie auf dem Rheydter Marktplatz. Hannah von Dahlen (li.) und Eva Uebe haben die Ausstellung "Auf der Suche nach der verlorenen Eleganz" konzipiert.

Foto: raupold

Die fotografierten Motive sind vertraut und vom Standpunkt am Rheydter Marktplatz aus schnell erreichbar. Dennoch gehört ihnen in der Ausstellung "Auf der Suche nach der verlorenen Eleganz" ein Überraschungsmoment. Denn die Auswahl der gezeigten Fassaden an Haupt-, Limiten- und Stresemannstraße lehrt, Vertrautes neu und mit anderen Augen zu sehen.

Genau dies ist das Anliegen der beiden Initiatorinnen, der Mediendesignerin Hannah van Dahlen und der Kunsthistorikerin Eva Uebe. Zum zweiten Mal sind sie unter der Prämisse "Mönchengladbach anders sehen" auf Entdeckungstour gegangen und richteten nun den Fokus auf die Architektur der 50er- und 60er-Jahre im Rheydter Zentrum. Diese ist geprägt von der Vision des Architekten Alfons Leitl, der beim Wiederaufbau nach dem Krieg auf eine betont klare, gestaffelte Formensprache setzte.

Entsprechend zeigen die Fotos Beispiele von streng strukturierten Fassaden und den seinerzeit charakteristischen Mosaikfliesen. Zu dieser Ästhetik passt wie geschaffen der gewählte Ausstellungsort: der gläserne Kubus zum Parkhaus unter dem Marktplatz. "Dieser Ort ist total zentral, solange das Parkhaus geöffnet ist, frei zugänglich, ansonsten einsehbar und abends beleuchtet. Die gezeigten Bauwerke können von hier aus sternförmig erkundet werden", zählt Eva Uebe die idealen Rezeptions-Bedingungen auf. Die Eröffnung war gut besucht, und bereits bei der Ausstellungseinrichtung erfuhren van Dahlen und Uebe nach eigenem Bekunden überaus positive Resonanz auf ihre Ausstellung. Diese wird im Zuge des Städtebauförderungsprogramms "Soziale Stadt" mit Mitteln des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung und des Bundes sowie der Landesregierung von NRW kofinanziert.

"Mein Grundprinzip ist, Mönchengladbach anders zu sehen. Darum habe ich seit vier Jahren in einem Blog Bilder hochgeladen, um neue Blickwinkel zu zeigen", erzählt die 27-jährige von Dahlen, die die Fotografien schuf. Eva Uebe (30) schrieb die Texte, recherchierte und erstellte einen Kriterienkatalog für die Gebäudeauswahl.

In Auswahl und Präsentation wollen beide auch eine Ahnung davon vermitteln, wie der Eindruck in der Zeitspanne von damals bis heute variiert. Beide erkennen in der vorgestellten Architektur eine eigentümliche Eleganz, die immer noch erlebbar sei oder zumindest wieder hergestellt werden könnte. "Die Säule war dreckig. Das haben wir nicht wegretuschiert. Doch mit etwas Phantasie kann man sehen, wie anders sie wirken würde, wenn sie wieder sauber wäre", sagt von Dahlen mit Verweis auf eine Aufnahme an der Hauptstraße 33. Für sich genommen entfalten Mosaikfliesen in einer Detailaufnahme ein überraschendes Eigenleben, wobei rote Felder zwischen Schwarz und Weiß den Blick springen lassen. Drei benachbarte Fotos zeigen, wie vital sich Rot in den klar gegliederten Fassaden an Haupt-, Harmonie- und Königstraße ausnimmt.

Die Ausstellung endet am 8. Mai mit einer Finissage (18 bis 21 Uhr).

(anw)
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