Ed Bonja Elvis' Stimme ist so lebendig wie zu Lebzeiten

Mönchengladbach · Der frühere Presley-Fotograf und Tourmanager spricht über die Vergangenheit - und über das Elvis-Musical, das im April in der KFH gastiert.

 Ed Bonja (geboren 1945 in Chicago) war von 1970 bis 1977 Elvis' Fotograf und Tour-Manager.

Ed Bonja (geboren 1945 in Chicago) war von 1970 bis 1977 Elvis' Fotograf und Tour-Manager.

Foto: Andreas Endermann

Sie waren Elvis' Fotograf und in den 70ern sein Tour-Manager, ihre Beziehung war also eher professioneller Natur. Gibt es dennoch Erinnerungen an persönliche Momente? Wie war Elvis hinter der Bühne?

Ed Bonja Wie sie sagten, unsere Beziehung war zu 99 Prozent rein professionell. Ich erinnere mich aber, dass ich einmal, als wir 1971 auf Tour waren, zwei Tage im Hotel in Philadelphia bleiben musste, während die Show weiterzog, da ich an einer Lebensmittelvergiftung litt. Aber Elvis kam in der zweiten Nacht zurück mit seinem Flugzeug und lud mich ein. Er kam in den hinteren Teil des Fliegers, wo ich saß, kniete sich hin - und das berührt mich so sehr, weil es eben Elvis Presley war, der "King of Rock 'n' Roll". Er legte seine Hand auf meine Knie und fragte: ,Wie geht es dir Eddy, fühlst du dich besser?'. Ich antwortete: ,Ja, viel besser', woraufhin er sagte, dass ich es die nächsten Tage etwas lockerer angehen lassen solle. Es war so eindrucksvoll, dass ich diesen Moment nie vergessen habe.

Wie war er als Bühnenmensch, welche Vorbereitungen bevorzugte er für seine Shows? Wie hat er geprobt?

BONJA Proben war nicht wirklich eine große Sache für Elvis, er kannte ja so viele Songs. Wenn er probte, dann eher allein mit Charlie Hodge oder anderen Leuten, wenn sie in ihren Räumen waren, ganz zwanglos. Hin und wieder hatte er auch schon große Proben, bei RCA oder sonst wo in Memphis, oder zuhause, wo er ein Studio hatte. Da gab es auch große Proben, dennoch probte er nicht viel. Gut, als er nach Las Vegas ging, da probte er schon ein bisschen. Er hatte dieselben Leute, immer dieselbe Band, den gleichen Sound, dieselben Beleuchter, und so wusste jeder, was zu tun war. Manchmal gingen wir auf Tour und er probte gar nicht. Er kam einfach, und alles kam aus dem Stegreif. Diese Jungs waren so gut und professionell, sie machten einfach und es war perfekt.

Und visuell, worauf legte er da wert?

BONJA Elvis' Show war unter denen, die ich gesehen habe, am einfachsten auf die Beine zu stellen. Es gab keine Gimmicks, keine große Lightshow oder Pyrotechnik oder Ähnliches, was man heute oft sieht. Da war die Band hinter ihm aufgestellt und er sang davor. Das war es im Großen und Ganzen schon. Es war so einfach, aber auch so gut; er brauchte nichts, um ihn zu unterstützen.

War er ein Perfektionist?

BONJA Nun, er war sehr nah dran. Er machte Dinge immer und immer wieder, bis er das Gefühl hatte, es wäre gut. Wenn es dann schließlich passte, wurde es auch so gemacht. Ich würde sagen, er war näher am Perfektionismus als alles andere.

Was ist nach Ihrer Meinung der wichtigste Grund für die immer noch anhaltende große Liebe des Publikums zu Elvis Presley?

BONJA Seine Musik. Seine Stimme war so gut und universal, dass sie heute noch so lebendig ist wie zu seinen Lebzeiten. Kleine Kinder wachsen mit seiner Musik auf, sehen seine Filme im Fernsehen, und überall finden sie immer noch Menschen, die alles über Elvis wissen.

"Elvis - Das Musical", mit dem Sie auf Tour gehen, versucht, ein breites Publikum für ihn zu begeistern. Was macht Elvis für alle Menschen interessant, auch wenn sie keine fanatischen Fans sind?

BONJA Menschen sind neugierig. Elvis ist eine historische Figur, und wenn Leute hören, dass es irgendwo etwas von ihm geben wird, gehen sie schon aus Neugierde dahin. Aber wenn sie dann die Musik hören, wissen sie, diese Stimme - besonders jetzt von Grahame Patrick - dann werden sie, selbst wenn sie vorher keine Fans waren, welche werden. Wie ich sagte, es ist seine Musik, und die wird für immer leben.

Heute werden über alles und jeden Musicals auf die Bühne gebracht, und bisweilen müssen berühmte Namen leider auch mal für eher billige Produktionen herhalten. Weswegen ist das bei diesem Elvis-Musical anders?

BONJA Bernhard Kurz, der Producer, bekommt immer die besten Talente. Und er hat den besten Elvis-Sänger, den ich je gehört habe. Auf unserer Tour haben wir auch das ,Stamps Quartet' dabei, die ehemaligen Backup-Sänger bei Elvis-Touren. Auch wenn Ed Enoch als einziger von der Originalbesetzung übrig ist: Sie sind sensationell. Sie geben der Sache diesen Touch von Realität und Authentizität. Es ist Perfektion, ich meine, sie sind wirklich so gut. Wir haben vor einigen Monaten schon acht Shows in den Niederlanden gemacht und die Leute konnten es nicht glauben, sie standen auf, applaudierten und jubelten während des gesamten Konzertes, der ganzen Show. Ich persönlich habe seit Elvis' Lebzeiten nicht annähernd noch mal so etwas gesehen.

Sie haben wohl die beeindruckendsten Fotos von Elvis geschossen. Sind Sie stolz, der Mann zu sein, der das Bild von Elvis auch für die künftigen Generationen so mitgestaltet hat, oder ist es auch mal eine Bürde?

BONJA Eine Bürde ist es nie. Ich glaube nicht einmal, dass mich bereits die gesamte Wucht der Sache trifft. Wissen sie, Menschen möchten mit dir reden, deine Hand halten, sie schütteln - und das alles nur, weil du Elvis kanntest und fotografiert hast. Das ist ein wahnsinniges Erlebnis. Unbeschreiblich.

Sie fotografieren, sind also ein visueller Mensch. Würden Sie sagen, der visuelle Aspekt von Elvis ist ebenso wichtig wie der musikalische?

BONJA Ich glaube, die Musik steht auch für sich, aber es gibt nicht ganz so viele derart attraktive Männer auf der Welt, wie Elvis einer war. Und wenn Menschen Bilder von ihm sehen, dann möchten sie diese auch gerne in ihre eigenen vier Wänden haben und sie kaufen sie von mir; das ist gut für sie und für mich.

CHRISTIAN OSCAR GAZSI LAKI FÜHRTE DAS INTERVIEW.

(laki)
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