Mönchengladbach EM: Stadt will beim DFB etwas "geraderücken"

Mönchengladbach · Theoretisch hätte Tagesordnungspunkt Nummer fünf in der Sitzung des Freizeit-, Sport- und Bäderausschusses ganz schnell abgehandelt werden können. Zum "Sachstand Uefa Euro 2024" hätte es heißen können: "Mönchengladbach ist nicht Austragungsort geworden. Punkt." Doch das Thema musste noch ein wenig ausführlicher behandelt werden. Denn die erneute Nicht-Berücksichtigung für ein großes Turnier durch den Deutschen Fußball-Bund (DFB) wird ein Nachspiel haben. "Wir müssen ein paar Dinge geraderücken", sagte Sportdezernent Gert Fischer. "Wie von Dritten über unsere Stadt und das Stadion gesprochen wurde, entspricht nicht den Tatsachen. Das werden wir dem DFB auch so kommunizieren."

In dem Auswahlverfahren hat der Verband für größtmögliche Transparenz sorgen wollen und so die Kriterien für die Auswahl der möglichen Spielorte - sofern Deutschland die EM überhaupt ausrichtet - offengelegt. Darin zeigten sich nun aber Ungereimtheiten, meinte Fischer. "Man wundert sich: Bei einer Mitbewerberstadt wird die Verknüpfung bei der ICE-Anbindung so beschrieben, dass die Stadt ,mit Nachteilen zu kämpfen' habe, bei uns heißt es, das seien ,erhebliche Mängel'. Da ist mit zweierlei Maß gemessen worden", sagte Fischer.

Der Sportdezernent betonte, man sei "nicht neidisch" auf die anderen Städte. Er erinnerte aber auch an die Anfänge der Gladbacher Bewerbung: "Wir konnten fast genau vorhersagen, welche Städte die EM bekommen würden - nur bei Hannover haben wir uns verhauen. Warum konnten wir das so vorhersagen? Weil man die acht größten und reichsten Städte nimmt und mit Gelsenkirchen und Dortmund das Fußball-Element erhält. Diese Städte sind dem Rest der Welt einen Schritt voraus, weil sie durch vorangegangene Turniere bereits einen Vorsprung in der Infrastruktur hatten. Im Gegensatz dazu ist bei uns aber keine Kröte aus Bundesmitteln da reingeflossen", sagte Fischer. Er ergänzte: "Wir wussten: Wir haben dann eine Chance, wenn der DFB sagt: ,Wir müssen aufpassen, dass wir es nicht immer denselben Städten geben.' Wir haben aber auch gewusst: Wenn es einen solchen Paradigmenwechsel nicht gibt, werden wir scheitern." Die großangelegte Werbekampagne, die vor allem auf Außenseiter-Romantik und eine "Wir-haben-es-verdient"-Mentalität setzte, habe da wenig Chancen gehabt, damit habe man aber "am Gemeinschaftsgefühl der Stadt gearbeitet", sagte Fischer. Er schloss: "Wir fühlen uns an ein paar Stellen ungerecht behandelt, aber wir sind stolz auf die Kampagne."

Das Fazit zog Sportausschuss-Vorsitzender Frank Boss: "Wir dürfen als Sportstadt so selbstbewusst sein zu sagen: ,Wir hätten das Ding gerockt. Man hat uns nicht genommen, damit müssen die Damen und Herren in Frankfurt leben'", sagte er an die Adresse des DFB. Und dann war auch dieser Tagesordnungspunkt nach 16 Minuten abgehakt.

(ame)
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