Mönchengladbach Endlich: Der Kaiser kommt !

Mönchengladbach · Zwei Mal war Wilhelm II. in Krefeld, aber nie in Gladbach. Selbst die Eröffnung des Wasserturms vor 100 Jahren schwänzte Ihre Majestät. Zum Stadtschützenfest wird das nachgeholt: mit falschem Kaiser und echtem Spektakel.

Er ist eindeutig der Mann für die ganz besonderen Führungsrollen. Der Landtagsabgeordnete Michael Schroeren hat bei Stadtschützenfesten und beim legendären CDU-Karneval schon Nero, Napoleon und den alten Fritz gespielt und die historischen Figuren dank seines komödiantischen Talents lebendiger gemacht, als die jemals waren. Wenn am Sonntag, 6. September, beim Stadtschützenfest 2500 Schützen und Musikanten durch die Gladbacher Innenstadt ziehen, wird der Kleinste einmal mehr der Größte sein: Bei der Historien-Gaudi, die Bezirksbundesmeister Horst Thoren ersonnen hat, spielt Michael Schroeren mit Goldhelm, Schnurrbart und originalgetreuen Orden Kaiser Wilhelm II.

Ungeniert und augenzwinkernd

Und der kommt aus bestem Grunde nach Mönchengladbach: zur Eröffnung des Wasserturms. Die liegt genau 100 Jahre zurück und wird deshalb von den Schützen gebührend begangen. Einmal mehr greifen die Bruderschaftler damit ebenso ungeniert wie augenzwinkern in die Geschichtsbücher ein. Denn Kaiser Wilhelm II. war nicht nur nicht bei der Eröffnung des Wasserturmes, die recht bescheiden ablief — er war überhaupt nie in Gladbach. Was umso unverzeihlicher ist, da er zwei Mal nach Krefeld reiste.

Beim Festzug, der um 15 Uhr startet, ist auf jeden Fall auch der neue Oberbürgermeister dabei. Denn sowohl Norbert Bude (verbringt das Stadtschützenfest zum dritten Mal hoch zu Ross) als auch Norbert Post (zieht in der wahrscheinlich nach ihm benannten Postkutsche mit) haben ihr Mitwirken unabhängig vom Ausgang der Kommunalwahl eine Woche zuvor zugesagt. Und auch weitere Mönchengladbacher Lokalpromis springen gerne kostümiert in die historische Bresche: Ehren-Oberbürgermeister Heinz Feldhege spielt seinen Vorgänger Hermann Piecq, der den Wasserturm erbauen ließ. Feldheges Nachfolgerin Monika Bartsch lässt es sich als Fürstin gut gehen, Professor Gunter Konrad hört als Reichskanzler nach dem Puls der Zeit.

Auch Polizeipräsident Hans-Herrmann Tirre, die Banker Lothar Erbers und Hartmut Wnuck, Rechtsanwalt Peter Backes und RP-Karikaturist Nik Ebert sind bei der Parade in vorderster Front dabei. Die echtesten Wilhelm-Zwo-Schnurrbärte können die Vorzeigeschützen Klaus Schnock und Heinz-Josef Katz aufbieten.

Auch wenn es bei Festzug ab 15 Uhr und Parade ab 16 Uhr um den Wasserturm geht, darf das Wasser im Turm bleiben. Getrunken wird Alt. Und auf die Wassermassen, die vergangenes Jahr bei der Parade herunterkamen, verzichten die Schützen in diesem Jahr gerne. Es ist Kaiserwetter befohlen!

(RP)
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