Mönchengladbach Engagiertes Spiel mit Zukunftsvisionen

Mönchengladbach · Jugendclub des Theaters zeigt mit "Frankenstein" ein spannendes Stück Bewegungstheater. Regie führt Silvia Behnke.

Verlust, Trauer, Rache, Liebe, Sehnsucht, Sinne - das sind zunächst einmal abstrakte Begriffe. Doch wurden sie greifbar, sichtbar, spürbar, als die jungen Tänzerinnen und Tänzer sie bei der Premiere von "Frankenstein" im Theaterstudio in Bewegung umsetzten.

Was für eine intensive Vorstellung! Am Ende wollten die Zuschauer kaum mit dem Applaudieren aufhören. Den Schauspielern und Schauspielerinnen auf der Bühne war sowohl die Erleichterung über die gelungene, mehr als 90 Minuten dauernde Schauspielleistung als auch die Begeisterung über die hörbare Zustimmung des Publikums ins Gesicht geschrieben.

20 junge Menschen des Theater-Jugendclubs, allesamt noch Schüler oder Studierende, haben fast ein Jahr lang mit Silvia Behnke gemeinsam das Stück "Frankenstein" entwickelt und geprobt. Sehr professionell gehen sie über die Bühne, schauen ins Publikum, sprechen ihre Texte nicht nur, sondern sind die Figuren, die sie spielend verkörpern. Phantasievolle Kostüme unterstreichen sowohl die Rolle, in die sie schlüpfen, als auch die Zeit, die sie verkörpern.

Zwischen Klausuren und Abi, an Schul- und Ferientagen haben sich die jungen Menschen mit den Ausdrucksmöglichkeiten der Sprache und des Tanzes beschäftigt, um die Geschichte Frankensteins, wie der Roman von Mary Shelley aus dem 19. Jahrhundert ihn erzählt, szenisch, tanzend und dialogisch darzustellen. Eine anspruchsvolle Aufgabe. Gemeinsam entwickelten sie die Geschichte, die in die Vergangenheit zurückgeht und die Hybris Frankensteins aufgreift, der wie Gott eine Kreatur schaffen wollte. Doch die entglitt ihm und zerstörte sein Leben. In der Bühnenfassung spielt das Stück im Jahr 2175. Künstliche und menschliche Studenten debattieren über Werte, Seele, Künstliches und Natürliches, über das Leben eben.

In jedem Satz, jeder Geste und Bewegung der jungen Akteure spürt man das Engagement, die innere Beteiligung an einem Thema, das so aktuell wie hautnah ist. "Frankenstein ist Wahnsinn, Frankenstein ist Wissenschaft - unser Theaterstück soll dazu anregen, darüber nachzudenken, was technischer Fortschritt eigentlich wirklich mit dem Menschen macht", so wird Sophie Gisbertz im Programmheft zitiert.

Während in der Geschichte über die bereits bestehenden Möglichkeiten, künstliches Leben zu erzeugen, nachgedacht wird, birgt sie ebenso viel aktuellen Zündstoff, wie die Ausgrenzung von Menschen, die anders sind. Das Bühnenbild begeistert: Mal verwandelt sich die Bühne mit ausdrucksvollen Mitteln in die Höhle Doktor Frankensteins, wo Monstren zum Leben erwachen, mal in einen höfischen Salon, dann in eine ärmliche Hütte. Gesichter werden an die Rückwand projiziert, ebenso Begriffe. Etwas störend einzig der didaktische Ansatz der Begriffe: Jeweils derjenige, um den es geht, wird optisch nach vorne geholt. Das hätte man auch ohne solche Fingerzeige verstanden. Doch schmälert es nicht das Vergnügen an der gelungenen Aufführung.

Weitere Vorstellungen am 24., 25. und 26. Juni, jeweils 20 Uhr.

(b-r)
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