Mönchengladbach Er lebt den Geist von St. Martin wirklich

Mönchengladbach · Wolfgang von der Ruhren spielt seit 42 Jahren den St. Martin. Nun hat er sechs behinderte und traumatisierte Kinder aus den Niederlanden zum Martinszug nach Rheydt eingeladen. Kennengelernt hat er sie im Camping-Urlaub am Gardasee.

 Wolfgang von der Ruhren ist ein überzeugter St. Martin. Seit Jahren gibt er den heiligen Mann — und das mit Pflichtbewusstsein und großer Freude.

Wolfgang von der Ruhren ist ein überzeugter St. Martin. Seit Jahren gibt er den heiligen Mann — und das mit Pflichtbewusstsein und großer Freude.

Foto: Ilgner Detlef

Seit 40 Jahren macht Wolfgang von der Ruhren mit seiner Frau Urlaub auf dem Campingplatz "Romantica" im Örtchen Manerba am Gardasee. Inzwischen ist er dort bekannt und hält das ganze Jahr lang Kontakt zu Freunden, die er dort kennengelernt hat. Im vergangenen Jahr lernte er dort eine Familie aus den Niederlanden kennen, die mit ihren Pflegekindern dort den Urlaub verbrachte.

"Ich erfuhr, dass die Kinder allesamt traumatisiert sind und viele schlechte Dinge erlebt haben. Ein anderes Pflegekind hat eine geistige Behinderung", erzählt er. Das Schicksal der Kinder rührte ihn so sehr, dass er die Familie nun zum St. Martin nach Rheydt einlud. Dort spielt Wolfgang von der Ruhren seit fünf Jahren den heiligen Mann.

"Kinder liegen mir sehr am Herzen", sagt er. Deshalb setzt er sich für sie ein und engagiert sich, wo er kann. Die Kinder in der Nachbarschaft bekommen von ihm zum Beispiel seit Jahren stets eine Martinstüte. Die niederländischen Kinder, die er in Italien kennenlernte, gehen ihm seit dem Urlaub nicht aus dem Sinn. "Ich erkundigte mich über ihre Schicksale und war betroffen, als ich erfuhr, was ihnen passiert ist", sagt er.

In diesem Jahr sah er die Familie auf dem Campingplatz wieder. Inzwischen hat sich eine Freundschaft zu der Familie, die aus Zoetermeer stammt, entwickelt, und die Kinder haben Vertrauen gefasst. "Ich möchte ihnen eine Freude machen. In Holland gibt es auch den St. Martin, aber dort ist er anders als bei uns", erzählt Wolfgang von der Ruhren

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Am Sonntag wird die Familie um elf Uhr in Gladbach eintreffen. Nach einem gemeinsamen Mittagessen geht es nach Rheydt. Dort dürfen die Kinder das Pferd des heiligen Mannes kennenlernen und Wolfgang von der Ruhren dabei beobachten, wie er sich in St. Martin verwandelt. Den mimt er seit 42 Jahren. "Das begann in einer Kneipe in Untereicken", erinnert er sich.

Der damalige Schützenchef Willi Metzer hatte die Idee zu einem Fackelzug und Wolfgang von der Ruhren sollte den Martin geben. Spontan sagte er zu. Seitdem schlüpft er regelmäßig in die Rolle, zog über 30 Jahren auf der Hindenburgstraße an der Spitze des Martinszuges mit und reitet nun seit fünf Jahren in Rheydt voran. Das liegt an Peter Homann, dem designierten Karnevalsprinzen. Als Vorstandsmitglied des Citymanagements lernte er von der Ruhren kennen und verpflichtete ihn als St. Martin.

"Der Zug in Rheydt ist immer schön. Wenn die Kinder Freude haben, dann habe ich Spaß", erzählt Wolfgang von der Ruhren. Hin und wieder rolle dann auch schon einmal eine Träne über seine Wangen. Am Sonntag wird es besonders emotional. Wenn die niederländischen Kinder durch Rheydt ziehen, tragen sie Laternen mit sich, die von der Ruhren extra für sie gekauft hat. Nach dem Zug bekommen sie von ihm eine Martinstüte. Und bei der Mantelteilung dürfen sie in den Innenraum.

Das Rheydter Martinsfeuer findet in diesem Jahr auf dem Marktplatz statt. Um 12 Uhr beginnt der Martinsmarkt auf dem Harmonieplatz und ab 13 Uhr öffnen die Geschäfte. Der Martinszug startet um 17.30 Uhr am Harmonieplatz. Für 5,50 Euro können im Textilhaus Beeten an der Hauptstraße noch Martinstüten bestellt werden.

(cli)
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