Gourmet-Flashmob aus Paris 30 Gäste in Weiß dinieren auf dem Rheydter Marktplatz

Mönchengladbach · Über Facebook verabreden sich fremde Menschen zu einem Drei-Gänge-Menü an einem prominenten Ort ihrer Stadt: Das "Diner en Blanc" fand nun auch zum ersten Mal auf dem Rheydter Marktplatz in Mönchengladbach statt.

Schlemmen mit Fremden: So war das erste "Diner en Blanc" in Mönchengladbach
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Schlemmen mit Fremden: So war das erste "Diner en Blanc" in Mönchengladbach

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Es ist ein soziales Experiment: Fremde Menschen treffen sich ganz in Weiß gekleidet zu einem schicken Freiluft-Dinner in ihrer Stadt. Der Ort wird erst 30 Minuten vor Beginn bekanntgegeben, niemand weiß, wie viele Besucher kommen. Ein Flashmob, bei dem geschlemmt statt getanzt wird.

So trafen sich am Samstag, den 5. Juli 2014, 30 neugierige Gladbacher um 19 Uhr auf dem Rheydter Marktplatz, um zusammen einen schönen Abend zu verbringen. Eine von ihnen war die 46-jährige Anja Allwicher, die das Freiluft-Dinner zu eines "der tollsten und verrücktesten Erlebnisse" in ihrem Leben zählt. Die Bloggerin hielt das ungewöhnliche Event mit der Kamera fest und schwärmt auf ihrem Blog "raumkroenung" von der "wunderbaren Atmosphäre".

Die Wohnberaterin beschreibt das gemeinsame Dinner als stilvoll, aber lässig. "Es war nicht so spießig wie bei einem herkömmlichen Dinner, sondern völlig entspannt", sagt die Gladbacherin. Vor allem die Vorfreude und die Spannung, wo das Dinner denn jetzt stattfinden wird, machen für Allwicher den Reiz aus.

Ganz in Weiß: Diner en Blanc in Düsseldorf
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Ganz in Weiß: Diner en Blanc in Düsseldorf

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Alles muss selbst mitgebracht werden

Entstanden ist die Idee 1988 auf einer überfüllten Party in Paris. Als der Gastgeber nicht mehr wusste, wohin mit seinen Gästen, lagerte er die Feier in einen nahe gelegenen Park aus. Seitdem trafen sich Hunderte Pariser jeden Juni zu einem gemeinsamen, polizeilich nicht angemeldeten Massen-Dinner an einem öffentlichen Platz. Die Regeln: Jeder Teilnehmer muss von Kopf bis Fuß in Weiß gekleidet sein, seine eigenen Tische und Stühle sowie ein kaltes Drei-Gänge-Menü und Getränke mitbringen.

Neuss: "Dîner en blanc" auf dem Münsterplatz
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Neuss: "Dîner en blanc" auf dem Münsterplatz

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Der Trend hat sich bereits lange über die Pariser Grenzen hinweg verbreitet. In NRW fanden schon zahlreiche "Diner En Blanc" unter anderem in Düsseldorf, Köln, Krefeld und Neuss statt. In diesem Jahr war endlich auch Mönchengladbach an der Reihe. Schließlich war bereits ein "Diner en Blanc" für das vergangene Jahr in Rheydt geplant. Doch weil es nicht aufhörte zu regnen, musste die Veranstaltung abgesagt werden.

In diesem Jahr war das Wetter zwar auch unbeständig, aber dieses Mal waren die Organisatoren vorbereitet. Über die Facebookseite "Diner en Blanc Rheydt" gab der anonyme Initiator um 18.30 Uhr die Location bekannt: "Liebe Freunde, unser Diner En Blanc beginnt in einer halben Stunde auf dem neuen Marktplatz. Wegen des Wetters dinieren wir regengeschützt direkt vor dem Karstadt-Eingang am Markt: Bitte brecht JETZT auf und bewegt euch über den Neumarkt dorthin."

Gesagt, getan: Um kurz nach 19 Uhr war die lange Tafel aufgebaut. An alles war gedacht. Weiße Tischdecken, Blumen und Kerzenständer zierten die Tische vor dem Karstadt-Eingang. Auch die Kleiderordnung wurde pinibel eingehalten. Nur bei dem Essen wagten die Gladbacher eine kleine Abwandlung. Am Tisch von Anja Allwicher gab es zur Vorspeise eine Suppe, anschließend drei verschiedene Burger-Variationen plus Salat und als Dessert "Petit Fours". Nicht alles kalte Speisen, wie in der ursprünglichen Version vorgesehen.

Teilnehmer zwischen 20 und 50 Jahre alt

Das Publikum war bunt gemischt, die Jüngsten waren der Bloggerin zufolge Anfang 20, die Ältesten Ende 50. "Wir haben uns alle so super verstanden, ich habe sowas vorher noch nie erlebt", schwärmt die Mutter. "Ich kannte niemanden und doch waren wir uns sofort alle so vertraut."

Seinen Höhepunkt fand das Dinner dann um 22 Uhr, als alle Gäste zum Abschluss eine Wunderkerze in der Hand hielten. Danach räumten die Besucher wieder alles zusammen. Kein "Fitzelchen Papier" sollten die Teilnehmer zurücklassen, hatte der Initiator zuvor auf Facebook geschrieben. "Das gehört sich einfach so!" Für Allwicher wird der 5. Juli ewig in Erinnerung bleiben: "Es war ein so wundervoller Abend, ich bin definitiv das nächste Mal wieder mit dabei", schreibt sie auf ihrem Blog.

(met)
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