Mönchengladbach Es droht neuer Ärger um die Bücherei

Mönchengladbach · Oda Walendy als Nachfahre der Stifterfamilie Brandts will verhindern, dass die Bücherei dauerhaft ins Vitus-Center umzieht. Damit liebäugeln CDU und SPD. Der Schenkungsvertrag macht klare Vorgaben - darauf beruft sich Walendy.

 Das Gebäude der Stadtbibliothek an der Blücherstraße muss saniert werden. Für die Dauer der Renovierung soll die Bücherei ins Vitus-Center umziehen und dann zum alten Standort zurückkehren. Doch jetzt gibt es andere Pläne.

Das Gebäude der Stadtbibliothek an der Blücherstraße muss saniert werden. Für die Dauer der Renovierung soll die Bücherei ins Vitus-Center umziehen und dann zum alten Standort zurückkehren. Doch jetzt gibt es andere Pläne.

Foto: Ilgner

Wenn's um die Stadtbibliothek an der Blücherstraße geht, dann macht Oda Walendy keine Kompromisse: "Das ist der Standort für die Bücherei. Und er muss es bleiben", sagt die Künstlerin. Mit diesen Aussagen ist sie vor einigen Jahren gegen die Pläne des Ampel-Bündnisses von SPD, FDP und Grünen vorgegangen, die eine neue Bücherei an der oberen Hindenburgstraße bauen wollten. Und so argumentiert Walendy auch, wenn das Vitus-Center als Dauerbleibe für die Stadtbibliothek ins Gespräch gebracht wird.

"Als Provisorium für die Zeit, in der das Gebäude Blücherstraße saniert wird, ist das in Ordnung. Aber dass die Bibliothek dauerhaft im Vitus-Center untergebracht wird, geht nicht. Denn das widerspricht dem Stiftungszweck", bekräftigt sie.

Ihr Einsatz für die Kulturstätte kommt nicht von ungefähr: Ihre Ur-Großeltern haben 1926 das Bücherei-Grundstück der Stadt geschenkt. Die Eheleute Reinhold und Paula Brandts haben damals klare Vorgaben gemacht. "Das Haus soll von der Stadt M.Gladbach zur würdigen Unterbringung der Stadt-Bibliothek sowie zu Archiv- und Museumszwecken benutzt werden. Das Ganze Besitztum muss stets ein ungeteiltes Ganzes bleiben", heißt es im Schenkungsvertrag. Als das Ampel-Bündnis 2013 einen Bücherei-Neubau plante, hat Walendy eine Rechtsanwaltskanzlei beauftragt, die Interessen ihrer Vorfahren zu vertreten. Ähnliches könnte wieder drohen.

Denn in der Kooperation von CDU und SPD mehren sich die Befürworter einer Lösung, die Bibliothek dauerhaft im Vitus-Center unterzubringen. Im nichtöffentlichen Teil der jüngsten Ratssitzung haben beide Fraktionen einen Prüfauftrag auf den Weg gebracht: Die Verwaltung soll untersuchen, ob dies räumlich möglich sei, wie viel für diese Verlagerung investiert werden müsse und wie hoch die laufenden Kosten der Unterbringung am Standort Vitus-Center seien.

Wie berichtet, ist es nur Formsache, dass die EWMG das Einkaufszentrum kauft und das Gros der Räume an die Stadt vermietet. Diese will in der Nähe von Haupt- und Busbahnhof den Bürgerservice unterbringen und das Standesamt hier konzentrieren. Und weil das Gebäude der Bücherei Blücherstraße saniert werden muss, da es den Bestimmungen des Brandschutzes nicht genügt, soll für die Dauer der Umbauten die Bibliothek im Vitus-Center untergebracht werden.

Wenn die Bücherei dauerhaft ins Vitus-Center zieht, dann drängt sich die Frage auf: Wie wird dann das Gebäude Blücherstraße im Sinne der Stifter genutzt? Die SPD hatte den BIS-Verein als Mieter ins Gespräch gebracht, handelte sich mit dieser Idee aber blutige Nasen ein. Jetzt denkt Fraktionsvorsitzender Felix Heinrichs darüber nach, die gesamte Kulturverwaltung zur Blücherstraße zu verlegen: "Sie ist jetzt in angemieteten Räumen an der Krichelstraße untergebracht. Warum soll die Stadt Miete zahlen, wenn sie über eigene Räume für die Unterbringung verfügt?"

Inzwischen drängt die Zeit. Denn die Renovierung des Standort Blücherstraße muss zügig verwirklicht werden. Sie kostet mehr als fünf Millionen Euro. Wenn die Bücherei dauerhaft im Bahnhofs-Umfeld bleibt, wird die Sanierung der Blücherstraße eine andere und vermutlich weniger aufwendigere sein - sie muss auch auf die neue Nutzung zugeschnitten sein. Unmittelbar nach den Sommerferien soll eine Entscheidung fallen. Die städtischen Juristen haben den Schenkungsvertrag der Eheleute Brandts schon geprüft. "Die Kulturverwaltung könnte hier einziehen. Dies widerspricht nicht dem Stiftungszweck", sagt Stadtsprecher Wolfgang Speen.

(RP)
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