Mönchengladbach Esel-Kunstwerk schon wieder demoliert

Mönchengladbach · Die Skulpturen stehen erst einen Monat auf dem Sonnenhausplatz in Mönchengladbach. Und schon zwei Mal wurden sie mit brachialer Gewalt beschädigt. "Wir müssen uns wehren", sagen Bürger sowie Politiker und fordern eine Videobeobachtung.

Mönchengladbach: Esel-Kunstwerk schon wieder demoliert
Foto: Theo Titz

Gerade erst repariert und schon wieder kaputt: Erneut haben unbekannte Täter auf dem Sonnenhausplatz von den Esel-Skulpturen die Schwänze abgebrochen. Die Polizei nimmt an, dass der Tatzeitraum zwischen Freitagabend und Samstagmorgen liegt. Die bislang Unbekannten seien mit brachialer Gewalt vorgegangen. Dieses Mal fehlt an drei Bronzefiguren der Schwanz. Nach Bekanntwerden der zweiten Sachbeschädigung innerhalb von zwei Wochen brach in der Stadt schnell ein Sturm der Entrüstung aus. Selbst diejenigen, die sich nicht mit dem Eselskunstwerk anfreunden können, sagen: "So geht's nicht. Jetzt reicht es."

Oberbürgermeister Hans Wilhelm Reiners hatte schon nach der ersten Zerstörung der Esel- Skulpturen im Rechtsamt angefragt, wie man sich vor dem Vandalismus in dem Bereich schützen kann. "Auch die VHS klagt über zunehmende Sachbeschädigungen am Gebäude", sagt er. Reiners will das Thema auf jeden Fall mit in die nächste Sicherheitskonferenz nehmen.

 Drei Eseln fehlt seit dem Wochenende der Schwanz.

Drei Eseln fehlt seit dem Wochenende der Schwanz.

Foto: Theo Titz

Die beiden CDU-Landtagskandidaten Frank Boss und Jochen Klenner gehen noch weiter: Sie forderten gestern bereits eine Videobeobachtung am Sonnenhausplatz. "Wir haben in Mönchengladbach sehr gute Erfahrungen damit in der Altstadt gemacht", sagt Frank Boss, der auch Vorsitzender des Polizeibeirates in Mönchengladbach ist: "Die Kameras schrecken potenzielle Täter ab - gleichzeitig haben die aufgezeichneten Bilder bereits mehrfach geholfen, Straftaten aufzuklären und die Täter zu überführen", so Boss.

Leider sei in NRW der Einsatz von Kameras nur da erlaubt, wo nachweislich ein Kriminalitätsbrennpunkt ist, bedauert Jochen Klenner. In anderen Bundesländern dürften auch an so genannten gefährdeten Orten Kameras angebracht werden. "Wenn eine Videoüberwachung nicht erlaubt ist, dann sollten wir uns etwas anderes einfallen lassen - Webcams zum Beispiel", schlägt Dieter Breymann, kulturpolitischer Sprecher der CDU vor. Die waren zum Beispiel schon einmal an dem Platz angebracht, damals um den Fortschritt des Mintobaus zu dokumentieren. "Warum sollte man jetzt nicht den "touristisch wichtigen Platz zeigen?", meint Breymann.

Eines scheint sicher: Die überwiegende Mehrheit will sich diese Sachbeschädigungen nicht weiter gefallen lassen. Kapitulieren? Skulpturen nicht mehr reparieren lassen, weil sie sowieso wieder zerstört werden? Oder sogar Kunst im öffentlichen Raum ganz weglassen, weil irgendwann die Versicherung nicht mehr zahlt? Das geht gar nicht. "Diese völlige Missachtung unseres Gemeinwesens dürfen wir uns nicht gefallen lassen", sagt Bürgermeister Ulrich Elsen (SPD), und er spricht damit vielen aus dem Herzen. Auch der Oberbürgermeister hat schon über eine "Koalition der Anständigen" nachgedacht. Diese völlige Respektlosigkeit gegenüber dem Eigentum anderer dürfe man einfach nicht so hinnehmen.

Bei der Polizei hofft man nun auf Zeugen, die zur Tatzeit an dem Skulpturen-Ensemble verdächtige Personen gesehen haben. Immerhin liegt der Tatort zentral in der Innenstadt. Doch anscheinend sind in dem Bereich nachts so oft dubiose und suspekt wirkende Personen unterwegs, dass Anwohner gar nicht mehr die Polizei anrufen. Zeugen berichteten unserer Redaktion, dass in der Nacht zu Samstag, aber auch in anderen Nächten zuvor, immer öfter größere Gruppen sich im Hans-Jonas-Park und auf dem Sonnenhausplatz aufhalten. Sie trinken, pöbeln, klettern auf den Eseln herum. Auch Auseinandersetzungen habe es mehrfach bereits gegeben. "Gerade am Wochenende und bei trockenem Wetter tummeln sich dort einige Menschen, dann gibt es dauernd Palaver", sagt ein Zeuge. So sei es auch in der Nacht zu Samstag gewesen.

Sicherheitsdienstleister Bodo Schmitz, der derzeit laufend ein Geschäft an der Hindenburgstraße bewacht, konnte in der Nacht von Freitag auf Samstag von seinem Posten den Sonnenhausplatz nicht sehen. Aber auch er hat pöbelnde Gruppen beobachtet, die die Hindenburgstraße herunterzogen. Auch der Sicherheitsexperte schlägt zur Überwachung der Esel den Einsatz von Kameras vor. Einen Wachdienst würde er an der Stelle nicht ohne Hund einsetzen.

"Das Kunstwerk Donkey's Ways ist ein Geschenk von Minto an die Stadt. Traurig, dass es nun zum zweiten Mal innerhalb so kurzer Zeit zerstört wurde", sagt Ulrich Wölfer, Geschäftsführer der Unibail-Rodamco-GmbH, die neben dem Minto noch weitere Center betreibt. In den anderen Shopping-Malls gebe es so etwas wie in Mönchengladbach nicht, "aber hier steht das Kunstwerk ja auch an einer äußerst exponierten Stelle", so Wölfer. Die Idee, eine Webcam zum Schutz der Bronzeskulpturen anzubringen, hält er für überlegenswert. "Man kann die Bilder ja nach 24 Stunden löschen."

RP-Leser Walter Dresen schlägt vor, die Schwänze und auch die Ohren der Esel mit einem Stahlkern zu versehen, der bis weit ins Innere der Esel reicht. Anschließend müssten die Tiere noch ausgegossen werden, damit das Skulpturen-Ensemble nicht zu Dauerbaustelle wird. "Derart fragile Skulpturen kann man leider heutzutage nicht mehr im öffentlichen Raum aufstellen", sagt er.

Die Polizei bittet Zeugen, sich unter Telefon 02161 290 zu melden. Ulrich Elsen würde sich freuen, wenn jemand eine Belohnung aussetzen würde. "Wenn es sich um eine Tätergruppe handelt, ,singt' vielleicht einer daraus für 1000 Euro", sagt er. Würde man die Verursacher erwischen, könnte man auch pädagogisch auf sie einwirken.

(RP)
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