Mönchengladbach Film und Poetry - mit Baklava

Mönchengladbach · Der Gladbacher Filmproduzent Cagdas Yüksel initiierte die Reihe "Ohne Gastarbeiter kein Baklava". Diese startete mit Bildimpressionen, Interviews und berührenden Texten. Thema war auch der von ihm geplante Film "Gleis 11".

 Türkische Gastarbeiter in den 1960er Jahren: Der zweite von links ist der Großvater des Filmproduzenten.

Türkische Gastarbeiter in den 1960er Jahren: Der zweite von links ist der Großvater des Filmproduzenten.

Foto: Cocktailfilms

Baklava ist süß, begehrt und nun auch Namensgeber einer neuen Veranstaltungsreihe in den Räumen von CO 21 an der Hindenburgstraße 92. Hier ist der Sitz von Cagdas Yüksels Produktionsfirma Cocktailfilms. Hier laufen die Vorbereitungen für den von ihm geplanten neuen Film "Gleis 11". Hierhin lud Yüksel mit seiner Produktionsfirma Cocktailfilms in Kooperation mit "Kunst & Kültür" sowie dem AStA der Hochschule Niederrhein ein zu Film, Food & Poetry. Es war der Impuls zu einer neuen Reihe, deren Entwicklung noch offen ist.

Im Titel "Ohne Gastarbeiter kein Baklava" assoziiert die türkische Süßspeise auch ein Stück Heimat, Erinnerung und Zugewinn. Dies alles prägte den Abend und wird Teil des geplanten Films sein. Der soll im Frühjahr 2018 vorgestellt werden. Für die Finanzierung werden 12.500 Euro benötigt. Um unabhängig zu sein, verzichtet der Produzent auf die Beteiligung von Fernsehsendern. Stattdessen soll ein Crowdfunding helfen. Gespendet werden kann über die Seite www.gleis-elf.de . Am Abend erbetene Spenden sind ebenfalls für das Projekt bestimmt. Währenddessen stand Baklava verlockend neben anderen Köstlichkeiten bereit.

Cagdas Yüksel, bekanntgeworden mit dem Film "Asyland", will mit dem neuen Projekt bisher nicht erzählte Geschichten der ersten Generation türkischer Gastarbeiter, die in den 1960er Jahren nach Deutschland kamen, aufgreifen. "Es ist die letzte Chance, dies alles aus der Perspektive der Betroffenen zu erfahren", sagt Yüksel, Student der Sozialwissenschaften und Jungunternehmer. Der 23-Jährige bekennt: "Als Zuwanderer der dritten Generation merke ich, dass ich eigentlich gar nicht so viel über die erste Generation weiß. Das war eine Generation, die viel gearbeitet hat und darum vielleicht nicht den Raum für das Erzählen gefunden hat."

Unterstützt wird der Neffe der Bundestagsabgeordneten Gülistan Yüksel von deren Sohn Fehmin. Der 31-jährige Doktorand im Fach Verhaltenswissenschaft wirkt als Co-Autor und Co-Produzent mit. Über die bisherigen Recherchen sagt er: "Wir wollten etwas über unseren Opa erfahren und lernten eine ganze Generation kennen." Fehmin Yüksel trägt den Vornamen des Großvaters, der bei einem Verkehrsunfall ums Leben kam, als er einem Verletzten helfen wollte. Der Respekt der Enkel vor dessen Generation ist gewaltig: "Wir können nur staunen, mit welchem Mut und mit welcher Offenheit, vielleicht auch Naivität, sie in ein für sie komplett unbekanntes Land gegangen sind, ohne die Sprache zu kennen", stellt der Co-Produzent fest.

 Die Cousins Fehmin und Cagdas Yüksel (v.l.) mit der türkischen Süßspeise Baklava im CO 21.

Die Cousins Fehmin und Cagdas Yüksel (v.l.) mit der türkischen Süßspeise Baklava im CO 21.

Foto: Raupold

Zwischen Film, Food und Poetry gab Osman Yazici ein Interview. Er war 1963 als einer der ersten Gastarbeiter nach Deutschland und nun gerne ins CO 21 gekommen - mit einem Aktenkoffer voller Schätze an Dokumenten und Zeitungsartikeln. Der frühere Betreiber des Rheydter Restaurants "Anadolu" hat auch Prominenz wie Norbert Blüm mit türkischen Spezialitäten verwöhnt. Ein Eintrag im Gästebuch belegte dies. "Er sei nicht enttäuscht worden", erzählte Yazici, der von langjährigen Freundschaften berichtete. Im aufgezeichneten Interview sprach der türkischstämmige Kabarettist Fatih Cevikkollu liebevoll von den sprachlichen Hürden, die seiner Mutter im anfangs fremden Land begegneten.

Betroffen machte die von Cadgas Yüksel verlesene Erinnerung eines frühen Gastarbeiters, der über Einsamkeit klagte.

(anw)
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