Firma Effertz aus Mönchengladbach Gladbachs größte Torfabrik

Mönchengladbach · Das Traditionsunternehmen fing 1880 mit Rollläden an und ist jetzt ein international tätiger Spezialist für Brandschutz- und Hochwasserschutztore. Das Unternehmen investiert am Gerstacker jetzt wieder in einen Neubau.

 Die Betriebshalle ist nach dem letzten Umbau jetzt 220 Meter lang - Entwicklung, Fertigung und Logistik unter einem Dach.

Die Betriebshalle ist nach dem letzten Umbau jetzt 220 Meter lang - Entwicklung, Fertigung und Logistik unter einem Dach.

Foto: Andreas Gruhn

Wer einmal eine Baustelle hinter sich gebracht hat, hat eigentlich erstmal genug davon. Claus Schwenzer, der Chef des Gladbacher Tore-Spezialisten Effertz, aber nicht. Gerade erst hat das 138 Jahre alte Traditionsunternehmen für eine Gesamtinvestition von 3,5 Millionen Euro angebaut, modernisiert und neue Technik angeschafft. "Und jetzt stehen wir vor der nächsten Baustelle", sagt Schwenzer. Der Gebäudeteil neben der modernen, 220 Meter langen Betriebshalle soll jetzt abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden. In den kommenden Monaten sollen die Abrissarbeiten am Gerstacker beginnen. Im Winter spätestens soll der Bau fertig sein und der Innenausbau beginnen. 950 Quadratmeter groß wird die neue Halle. "Wir wollen sie ab Mitte 2019 nutzen können", sagt Schwenzer. Die EDV muss dafür umziehen, Heizung, Elektro, Wasserversorgung - alles wird erneuert.

Effertz Tore investiert so erneut 1,5 Millionen Euro in seinen Standort in Rheydt. Für ein Unternehmen dieser Größenordnung (75 Mitarbeiter, rund zwölf Millionen Euro Jahresumsatz) ist das das zweite beachte Investment binnen kurzer Zeit. Das Unternehmen hatte sich mit einem entsprechenden Grundstückskauf (13.000 Quadratmeter kamen hinzu) Luft verschafft am Standort. "Wir haben jetzt hier eine gute Bleibeperspektive", sagt Schwenzer, der das Unternehmen in fünfter Familiengeneration führt.

Den Platz braucht Effertz auch. Die Firma, deren Tore in Flughäfen (nur nicht im BER), Kraftwerken, Tiefgaragen, auf Fähren und Kreuzfahrtschiffen, in Trafowerken, im Borussia-Stadion und auch in den Zügen des Eurotunnels zum Einsatz kommen, wächst seit Jahren. Zuletzt wurde die Logistik erneuert. Die Regale am Gerstacker (wo Effertz seit 1920 produziert, seit 1970 ist es der einzige Firmenstandort) sind nach dem kalten Winter gut gefüllt mit den bestellten Anfertigungen nach Kundenwünschen - Massenprodukte gibt es bei Effertz nicht. Die Tore werden erst ausgeliefert, wenn der Kunde sie auf der Baustelle braucht. "Jetzt können wir einen zeitlichen Puffer einräumen", sagt Schwenzer. Das schätzen Bauherren.

Effertz wächst aber auch mit neuen Produkten. Das Unternehmen ist europaweit führend mit seinen Feuerschutz-Rolltoren, die es in Deutschland in den 1960er Jahren als erstes auf den Markt brachte. Die Roll- und Sicherheitstore kommen heute nicht mehr nur beim Brandschutz und Schallschutz zum Einsatz. Ein immer wichtigeres Feld sind angesichts zunehmender Unwetter mit Starkregen Tore, die vor Hochwasser schützen. Rauchmelder werden dann durch Wassermelder ersetzt, die Technik ist ähnlich.

 Dies ist ein Rolltor - und zwar eines, das sich beim Mönchengladbacher Spezialisten Effertz noch in der Fertigung befindet.

Dies ist ein Rolltor - und zwar eines, das sich beim Mönchengladbacher Spezialisten Effertz noch in der Fertigung befindet.

Foto: A. Gruhn (2), D. Richters (2)

"Man muss sich stets selbst infrage stellen und im Zweifel das eigene Geschäftsmodell einreißen und gegen ein neues ersetzen. Das ist besser, als wenn es die Konkurrenz tut", erklärt Schwenzer sein unternehmerisches Credo, zu dem auch gehört: "Wenn Mitarbeiter Sorgen haben, helfen wir, wo wir können. Wenn es ihnen gut geht, können sie hier auch gut arbeiten." Leute arbeiteten bereits in der dritten Familiengeneration bei ihm.

 Geschäftsführer Claus Schwenzer

Geschäftsführer Claus Schwenzer

Foto: Denisa Richters
 Effertz lieferte für die Züge des Eurotunnels.

Effertz lieferte für die Züge des Eurotunnels.

Foto: Denisa Richters

Entwickelt werden die Tore am anderen Ende der 220 Meter langen Halle, an der Seite, die an der Breite Straße gelegen ist. Dort befinden sich auch die Prüfstände. Dort durchlaufen Tore 220.000 Zyklen - öffnen und schließen. Das dauert Monate und wird von der Materialprüfungsanstalt überwacht. Normalerweise sind für Brandschutztore in Deutschland 10.000 Zyklen vorgeschrieben, was 30 Jahre entspricht. "Tore", sagt Schwenzer, "sind eben ein sehr langlebiges Produkt".

(RP)
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