Mönchengladbach Firmen haben ein Nachfolgeproblem

Mönchengladbach · Eine regionale Studie der Commerzbank belegt, dass mehr als 40 Prozent der Unternehmen einen Wechsel an der Führungsspitze in den nächsten fünf Jahren erwarten. Deutlich mehr als im Rest des Landes.

"Mönchengladbacher Unternehmen sind gut unterwegs und können aus einer Position der Stärke heraus agieren", fasst Kai Uwe Schmidt, Niederlassungsleiter, Firmenkunden der Commerzbank Mönchengladbach zusammen. "Sie sind zurecht von ihren Produkten überzeugt, aber auch offen für Veränderungen." Die Zukunft sieht positiv aus für niederrheinische Unternehmen, wird aber auch viele Veränderungen mit sich bringen. Davon sind zumindest die Führungskräfte überzeugt.

Die Commerzbank hat bereit zum 17. Mal eine Studie in Auftrag gegeben, die sich mit der Lage mittelständischer Unternehmen in Deutschland beschäftigt. "Die Ergebnisse zeigen die Einschätzung der aktuellen Situation und der Zukunft aus Unternehmersicht", betont Schmidt. "Es sind nicht unsere Erwartungen, sondern die unserer Kunden."

In diesem Jahr standen zu erwartende Veränderungen im Mittelpunkt der Befragung: Wird die Führung der Unternehmen wechseln? Werden sich die Geschäftsfelder verändern? Wie verbreitet ist das neue Denken der digitalen Generation? Bundesweit wurden rund 2000 Unternehmer befragt, 500 davon aus NRW. Mönchengladbach liegt beim erwarteten Führungswechsel vorn: In den nächsten fünf Jahren wird voraussichtlich in 43 Prozent der heimischen Unternehmen die Führungsspitze wechseln, meist aus Altersgründen. Bundesweit wird das nur in 39 Prozent der Firmen geschehen.

Mit dem Führungswechsel einher geht die Erwartung größerer Veränderungen: Zwei Drittel der Befragten erwartet die Schaffung neuer Kompetenzbereiche, die Hälfte eine umfassende Digitalisierung und intensives Marketing. Knapp ein Drittel vermutet, dass eine grundlegende strategische Neuausrichtung stattfinden wird und neue Produkte entwickelt werden. Möglicherweise stehen also große Veränderungen an, vielleicht werden sie aber auch nur theoretisch mit einem Führungswechsel verbunden, treten dann aber nicht im erwarteten Maße ein. Die Wechsel in den vergangenen fünf Jahren haben jedenfalls deutlich weniger Veränderungen mit sich gebracht als jetzt für die Zukunft prognostiziert werden.

Eins ist aber sicher: Die Unternehmer halten die Augen offen und sind sich bewusst, dass sich ständig neue Geschäftsfelder entwickeln, neue starke Wettbewerber auf den Markt drängen und Umbrüche in Schlüsseltechnologien wahrscheinlich sind. "Etwa die Hälfte der Unternehmen erwarten in den nächsten fünf Jahren disruptive Veränderungen", formuliert die Studie. Disruptive Veränderungen, wie es sie in Gladbach vor Jahrzehnten in der Textilmaschinenbranche gab oder wie sie der damalige Weltmarktführer Nokia nach der Einführung des Smartphones erlebte. Dass sich die Dinge verändern, ist also allen klar, aber die Unternehmen reagieren nicht panisch. Sie setzen auf die Qualifikation der Mitarbeiter und die Optimierung der Produktionsabläufe, die Mönchengladbacher Firmen auch stärker als der Bundesdurchschnitt auf das Auslandsgeschäft. Ältere Führungskräfte setzen stärker auf regelmäßige Produktinnovationen, erfahrene Neueinsteiger, also Führungskräfte, die weniger als fünf Jahre im Unternehmen sind, forcieren dagegen die Entwicklung neuer Serviceleistungen. Überraschend: Die jungen Führungskräfte sprechen sich am wenigsten für konkrete Veränderungen aus, geben aber an, innovative Produkte und eine expansive Positionierung zu bevorzugen. Zumindest theoretisch.

Alles in allem sieht Kai Uwe Schmidt den Mittelstand gut gerüstet für die Zukunft. "Die Veränderungsgeschwindigkeit nimmt zu, aber die Unternehmer erwarten die Herausforderung und sehen die Chancen darin."

(RP)
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