Mönchengladbach Flüchtlinge brauchen "Förder-Triathlon"

Mönchengladbach · Erstmals hat die Arbeitsagentur gestern Zahlen zu den geflüchteten Menschen im Agenturbezirk vorgelegt.

Mönchengladbach: Flüchtlinge brauchen "Förder-Triathlon"
Foto: Agentur f�r Arbeit

Die Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt ist für Angela Schoofs nicht mit einem Sprint zu vergleichen - sondern weit mehr mit einem Triathlon. "Und nur eine Handvoll derjenigen, die in den letzten anderthalb Jahren zu uns gekommen sind, sind bereits in der dritten Phase dieses Triathlons angekommen", sagt die Leiterin der Arbeitsagentur Mönchengladbach/Rhein-Kreis Neuss. Das wäre dann die Phase, in denen die Bewerber tatsächlich für konkrete Arbeitsstellenprofile qualifiziert werden. Dieses Bild verdeutlicht zweierlei: Noch lassen sich erstens keine validen Aussagen über die Effekte der mittlerweile abgeebbten Flüchtlingswelle auf den Arbeitsmarkt machen. Und der Zeithorizont, in dem die tatsächliche Integration in diesen gelingen könnte, ist zweitens einer, der sich über mehrere Jahre streckt.

Erstmals hat die Agentur gestern Zahlen zu diesem Themenkomplex vorgelegt. Demnach sind im Agenturbezirk 4237 geflüchtete Menschen als arbeitssuchend registriert - ein Anteil von 8,6 Prozent an der Gesamtgruppe von 49.052 Betroffenen. Auf Gladbach entfallen davon 1911 Menschen, auf den Rhein-Kreis 2326. Als tatsächlich arbeitslos gelten von den 4237 insgesamt 827 Menschen, also 20 Prozent - das sind die, die tatsächlich sofort für den Arbeitsmarkt verfügbar wären. Alle anderen 80 Prozent befinden sich in Qualifizierungs- und Weiterbildungsmaßnahmen. Ein Viertel der 4237 Flüchtlinge, 1048, wird von der Arbeitsagentur betreut, der Rest von den beiden Jobcentern.

Mönchengladbach: Flüchtlinge brauchen "Förder-Triathlon"
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"Die Hindernisse auf dem Weg in den Arbeitsmarkt sind zuallererst fehlende Sprache und Qualifikation", sagt Schoofs. Selbst so genannte Helferstellen setzten mittlerweile qualifizierte Bewerber voraus. Und genau da hakt es: Denn ein Viertel der Geflüchteten im Agenturbezirk hat keinen Hauptschulabschluss (oder Äquivalent), weitere 39 Prozent können überhaupt keine Angaben zum Schulabschluss machen - damit haben fast 64 Prozent so gut wie keine Schulbildung. Auf der anderen Seite haben aber auch 20,3 Prozent Abitur oder Hochschulreife. Dennoch verdeutlichen die Zahlen, dass der Triathlon aus Deutschlernen, dem Nachholen ganz grundsätzlicher Bildungsinhalte und konkreten Berufsqualifizierungen kein leichter Weg ist.

"Anfangs hatten wir Probleme, Träger für die Kurse zu finden. Mittlerweile ist es aber gelungen, durchgängige Förderzweige zu entwickeln, etwa für Handwerk, Industrie und kaufmännische Berufe", sagt Schoofs. Denn der positive Aspekt ist dieser: 64 Prozent der Flüchtlinge im Agenturbezirk sind jünger als 35 Jahre, sie sind also entsprechend entwickel- und qualifizierbar.

Mönchengladbach: Flüchtlinge brauchen "Förder-Triathlon"
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Mönchengladbach: Flüchtlinge brauchen "Förder-Triathlon"
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Vieles wird zwar noch auf längere Sicht im Unklaren bleiben - bis die "Welle" abgearbeitet ist und viele Flüchtlinge in Arbeit gebracht sind, dürften wie gesagt Jahre vergehen. Eine Tendenz jedoch, sagt auch Wolfgang Draeger, Geschäftsführer operativ der Arbeitsagentur, zeichne sich ab: "Es lohnt sich, mit ihnen zu arbeiten."

(tler)
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