Mönchengladbach Flüchtlingsunterkunft: Aldi-Markt statt Turnhalle

Mönchengladbach · Drastisch steigende Flüchtlingszahlen machen Wohnraum knapp. Deshalb sollte in der Turnhalle Wiedemannstraße eine Notunterkunft entstehen. Das ist vom Tisch. Stattdessen werden 80 Betten in einem früheren Aldi-Markt aufgestellt.

 Die Stadt will künftig Flüchtlinge in einem ehemaligen Aldi-Markt unterbringen.

Die Stadt will künftig Flüchtlinge in einem ehemaligen Aldi-Markt unterbringen.

Foto: Detlef Ilgner

Die Aufregung in der Odenkirchener Schullandschaft war groß. Eine Abordnung aus Mitarbeitern von Stadt, Feuerwehr und einer Hilfsorganisation hatte sich vor kurzem die Turnhalle an der Wiedemannstraße angeschaut. Und dabei hörte jemand die Aussage: "Bis morgen stehen da die Betten. Das ist kein Problem." Die Vermutung lag nahe: Hier sollten Flüchtlinge untergebracht werden. Das hätte den Schulsport zum Erliegen gebracht, auch Vereine wären betroffen gewesen.

Inzwischen hat die Stadt eine andere Lösung gefunden: Sie nutzt in Kürze eine aufgegebene Aldi-Filiale an der Aachener Straße in Holt, um hier vorübergehend Flüchtlinge unterbringen zu können. "Das ist nur eine Notlösung, wenn es keine andere Alternative mehr gibt", sagt Willi Houben, städtischer Fachbereichsleiter für Soziales und Wohnen. Und er sagt auch: "Die Turnhallen-Lösung ist damit vom Tisch."

Allerdings nur vorläufig. Denn die Flüchtlingszahl steigt rasant. Alleine von Ende Dezember bis heute kletterte die Gesamtzahl um mehr als 60 auf jetzt 1413 (Stand Freitag). Allein 2014 kamen 838 Flüchtlinge in die Stadt. Und niemand kann derzeit sagen, wann der Zustrom abebben könnte.

Auch wenn in den vergangenen Wochen viele Syrer (jetzt insgesamt 95) unter den Asylsuchenden waren, macht die Gruppe der Menschen aus dem ehemaligen Jugoslawien insgesamt den größten Anteil aus: Unter den Flüchtlingen sind rund 200 Serben, 175 Mazedonier und 50 Bosnier. Auch Menschen aus Afghanistan (31), Eritrea (28), Nigeria (27) und Algerien (25) sind zahlreich vertreten.

Die steigenden Flüchtlingszahlen sorgen bei der Stadt zu hektischer Betriebsamkeit, denn die Unterbringungsplätze waren schon bald erschöpft. 460 neue Plätze richtete Houben im vergangenen Jahr ein — in leerstehenden städtischen Gebäuden und in Wohnungen. Im Oktober wird der Erweiterungsbau des Flüchtlingsheims in Eicken fertig; weitere 200 Plätze sind in Wohncontainern vorgesehen, die am Fleener Weg und im Luisental aufgestellt werden.

Das Leben im Asylbewerberheim Luisental in Mönchengladbach
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Doch Houben sieht bereits jetzt neue Probleme auf sich und die Stadt zukommen: "Die Flüchtlingszahlen steigen sehr viel schneller als weitere Unterkünfte fertiggestellt werden können. Und da es bis zum endgültigen Aufbau von Container einige Zeit dauert, brauchen wir dringend Zwischenlösungen.

Der Aldi-Markt an der Aachener Straße ist so einer. Die Stadt hat ihn zunächst für neun Monate angemietet, nachdem Feuerwehr und Bauordnung ihn für geeignet erklärt hatten. Im ehemaligen Verkaufsraum sollen etwa 80 Betten aufgestellt werden. Es gibt mobile Trennwände, einen Aufenthaltsbereich, Dusch- und WC-Container. Betreut wird die Einrichtung rund um die Uhr durch einen Hausmeisterdienst.

Misshandlungs-Vorwürfe: das Flüchtlingsheim in Burbach
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Foto: dpa, fg jhe

Derzeit ist es auch fraglich, ob der Mietvertrag für neun Monate ausreichen wird. Die Stadt rechnet damit, dass dann die Erstaufnehmeeinrichtung des Landes im ehemaligen JHQ fertig ist und diese 500 neuen Plätze der Stadt auf die Gesamtflüchtlingszahl angerechnet wird. Doch sicher ist das nicht. Houben: "Es gibt derzeit so viele Unwägbarkeiten. Da kann man vieles nicht mehr kalkulieren."

(RP)
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