Mönchengladbach Fotografien erzählen spannende Geschichten

Mönchengladbach · Eine Villa für den Parkwächter, ein kostümierter Standesbeamter, Günter Netzer und Wallenstein: Die Ausstellung "Gladbach im Bild" im Museum Schloss Rheydt weckt Erinnerungen. Sonntag ist Eröffnung.

 Die Kuratorin der Ausstellung, Ricarda Hüpel, unter einer der "Hör-Duschen". Eine angenehme Stimme erzählt die Geschichten zu den Fotos.

Die Kuratorin der Ausstellung, Ricarda Hüpel, unter einer der "Hör-Duschen". Eine angenehme Stimme erzählt die Geschichten zu den Fotos.

Foto: Isabella Raupold

Es sind die Geschichten hinter den Fotos, die diese Ausstellung so spannend machen. Etwa die des Polizeiinspektors Johann Heinrich Heiming. Als der städtische Mitarbeiter pensioniert wurde, bekam er eine neue Aufgabe. Er kümmerte sich als Parkwächter um den Kaiserpark (heute: Bunter Garten). Dafür durfte er in der Villa wohnen, die da stand, wo sich heute die Kaiser-Friedrich-Halle befindet. Mit seiner Familie, einer Magd und einer Haushälterin residierte er in dem Haus, das sogar nach ihm benannt wurde - Villa Heiming.

"Ein ausgesprochen angenehmes Arrangement", sagt Ricarda Hüpel. Die ehemalige Volontärin des Museums Schloss Rheydt und heutige wissenschaftliche Mitarbeiterin des Textil-Technikums, hat die Ausstellung "Gladbach im Bild" konzipiert. "Sie hat die ganzen Geschichten, für die die Fotos stehen, aufgedröselt", sagt der Direktor des Museums Schloss Rheydt, Karlheinz Wiegmann.

Das hat sie tatsächlich. "Für mich als Nicht-Gladbacherin war das eine spannende Sache", sagt sie. Vor allem im Stadtarchiv wurde sie fündig. Die überwiegende Zahl der ausgestellten Fotografien kommt von dort. Neben den Fotos gibt es digitale Bilderrahmen, die in kurzen Sequenzen Bilder zu den zehn Schwerpunkten der Präsentation zeigen. Und dazu werden die Geschichten erzählt. Eine angenehme Stimme tropft auf den Besucher herab, sobald er sich unter die "Hör-Dusche" stellt. Eine tolle Sache. So kann einer konzentriert zuhören, die anderen Ausstellungsbesucher vernehmen allenfalls ein zartes Murmeln.

Die zehn Bereiche sind Kultur, Turnen und Sport, "große" Persönlichkeiten, Denkmäler, städtische Mitarbeiter (siehe oben), Massen in Bewegung, Konfession und Politik, Gladbacher in Japan, tragische Geschichten und Fortschritt. Unter dem Begriff Kultur summiert Ricarda Hüpel die Sommerspiele auf Schloss Rheydt, die Kaiser-Friedrich-Halle als Veranstaltungsort, Günter Netzers Diskothek "Lovers Lane", den Blumenkorso in Rheydt und die Band Wallenstein, die Jürgen Dollase 1971 gründete. "Harald Grosskopf, damals Drummer bei Wallenstein, hat mir netterweise eine Menge Fotos zur Verfügung gestellt", sagt Ricarda Hüpel. Einige davon finden sich im begleitenden Katalog wieder. Da werden Erinnerungen wach.

Auch ungute Momente werden nicht ausgespart. So wird etwa Joseph Goebbels gezeigt, der 1933 seine Heimatstadt Rheydt besuchte, um die Auszeichnung als Ehrenbürger entgegenzunehmen. Als der Nationalsozialist auf den Balkon des Rathauses tritt, wird aus der Ehrung eine Großkundgebung: Die Massen jubeln ihm zu.

Die Ausstellungsbesucher werden tief in die Vergangenheit eintauchen. Sie werden Geschichten hören, ihre eigenen zufügen können. Sie werden lachen - etwa über den ersten Standesbeamten der Stadt, Hubert Lenders, der sich stolz mit seiner Fantasieuniform ablichten ließ. Sie werden erfahren, dass Max Schmeling 1956 als Ringrichter bei einem Boxkampf in der Rollsporthalle an der Bökelbergstraße tätig war. Und vieles, vieles mehr. Der Besuch lohnt sich!

"Gladbach im Bild - Von der Momentaufnahme zur Geschichte"; Ausstellungseröffnung am Sonntag, 6. Mai, 11.30 Uhr; zur Ausstellung gibt es ein reich bebildertes Magazin, es kostet drei Euro

(isch)
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