Mönchengladbach Frauenaktionstage haben begonnen

Mönchengladbach · Noch bis 30. November gibt es zahlreiche Veranstaltungen zur Gleichstellung.

18 Veranstaltungen - von Lesungen über Filmvorführungen, Ausstellungen bis zur Fahnenaktion zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen - bietet das Programm der Frauenaktionstage 2016. Doch das ist nicht der einzige Grund zu feiern. 2016 besteht die Gleichstellungsstelle seit 30 Jahren. Und viele Frauen aus den unterschiedlichsten Institutionen und Organisationen sind gekommen, um das Jubiläum beim Auftakt der Aktionstage im Monforts-Quartier zu feiern.

Auf Beschluss des Rates richtete die Stadt 1986 eine Gleichstellungsstelle ein. Diese ist heute zuständig für Anregungen und Beschwerden der 260.000 Einwohner der Stadt und hält Kontakt zu Frauenorganisationen, Gewerkschaften der Arbeitsverwaltung und anderen gesellschaftlichen Organisationen. Ebenso ist sie zuständig für die Beschäftigten der Stadtverwaltung. "Wenn ich ein Resümee ziehen soll: Es wurde viel erreicht, aber wir haben auch noch viel zu tun, bis der Satz 'Frauen und Männer sind gleichberechtigt' Realität ist", sagt Monika Hensen-Busch, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt.

Dieses Fazit zieht auch Professorin Ute Klammer. Sie ist Mitglied der Sachverständigenkommission zum Zweiten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung, der kurz vor der Fertigstellung steht und im Januar der zuständigen Ministerin übergeben wird. Er soll neben einer Analyse auch Handlungsempfehlungen und neue Impulse an die Gleichstellungspolitik liefern. Einer der Hauptaspekte des Berichtes ist es, Erwerbsarbeit und Fürsorgearbeit zusammenzubringen. "Beides gehört zusammen. Es muss ein Modell entwickelt werden, das neben der Erwerbsarbeit auch noch genug Zeit für die Fürsorgearbeit vorsieht. Männer und Frauen sollen reduzierte Arbeitszeiten haben, damit Zeit für Care-Arbeit bleibt."

Ein weiterer großer Komplex ist, dass mit dem ersten Kind eine "Retraditionalisierung" einsetzt. "Obwohl die Frauen vielleicht besser ausgebildet sind, wird die gemeinsame Entscheidung getroffen, dass der Besserverdiener zu Hause bleibt. Und das ist in den meisten Fällen immer noch der Mann", sagt Klammer. Viele Unternehmen verstünden die Frau als Hinzuverdiener, und viele Frauen kämen nach der Babypause nicht mehr in ihren Job und landeten in Arbeitsverhältnissen mit wenigen Stunden: "Auch wenn es nur für die Übergangszeit geplant war, kommen die Frauen oft nicht mehr aus diesem Beschäftigungsmodell heraus."

Die Empfehlungen liegen auf der Hand: Den Frauen muss klargemacht werden, was die eine oder andere Entscheidung für ihre Lebensplanung bedeutet. In Unternehmen sollten Lebenslaufphasen im Personalmanagement stärker berücksichtigt werden. In der Politik sind andere Arten von Sorgearbeit stärker zu berücksichtigen, und das Wissen und die Kompetenz zu eigenen Lebensführung müssen vermittelt werden. Sozialdezernentin Dörte Schall fragt: "Wieso schaffen wir es nicht, unseren Söhnen zu vermitteln, was Gleichberechtigung ist? Wir müssen wieder lauter werden." Dafür sorgt Kabarettistin Micki Drux. Kurzerhand sind alle Teil eines Rapsongs, und die Akustik der Maschinenhalle trägt die Stimmen weiter und verstärkt sie.

(eba)
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