Interview: Frank Matthus Und Johanna Maria Burkhart Freikugeln und bizarrer Hafenkneipen-Rock

Mönchengladbach · Der Regisseur des Musicals "Black Rider" informiert über die Produktion. Morgen ist Premiere.

 Interviewpartner Frank Matthus

Interviewpartner Frank Matthus

Foto: Matthias Stutte

Frank Matthus (50) arbeitet nach der "Rocky Horror Show" und "Ewig jung" wieder als Regisseur am Theater Mönchengladbach, diesmal mit dem Rock-Musical "The Black Rider". Wir sprachen vor der Premiere mit ihm und Ausstatterin Johanna Maria Burkhart.

Herr Matthus, was hat Sie gereizt, den "Black Rider" zu inszenieren?

Frank matthus Ich kann nicht nein sagen. (lacht) Obwohl ich das "Nein" schon fast auf den Lippen hatte, als das Theater anfragte. Denn der "Black Rider" ist kein Stück, das sich wie von selbst erzählt, wie etwa die Rocky Horror Show. Wenn man das so ästhetisierend inszeniert wie Wilson bei der Hamburger Uraufführung, läuft man Gefahr, unverständliche Langeweile zu produzieren. Das ist mir bei meiner ersten Begegnung vor bald 15 Jahren passiert. Dann habe ich mir aber gesagt: Jetzt packst du es mal.

Was ist denn diesmal Ihr Ansatz?

Matthus Blutvoll. Sinnlich. Über die Musik. Tom Waits' Musik ist ja sehr speziell, sehr emotional. Und ich habe mich dazu entschieden, den Respekt abzulegen. Da hat die Arbeit plötzlich ganz viel Spaß gemacht. Damit man die Figuren dieser alten Geschichte vom Freikugelgießen etwas vitalisiert, habe ich eine Rahmengeschichte hinzuerfunden: die Stadtgeschichte zweier Liebender, die einen Motorradunfall haben. Wilhelm, der diese Geschichte aufschreibt, erlebt das alles wie zwischen Leben und Tod. In einem Time-Tunnel auf das Licht hin.

Das Rock-Grusical wird auch ein Fest fürs Auge. Wodurch haben Sie sich zu Ihrer Ausstattung anregen lassen?

Johanna maria burkhart Auch über die Musik. Hören, hören, hören. Und mir hat sehr die Geschichte geholfen, die der Frank drübergesetzt hat. Da ist eine Zwischenwelt entstanden, die im Kopf vom Wilhelm stattfindet. Das hat mich extrem befreit.

Matthus Das ist vielleicht derselbe Vorgang: Diese Verheutigung, das Schrille und Skurrile gibt ja schon die Urfassung vor. Davon wollten wir uns lösen, und da hat uns die Rahmenhandlung geholfen, wie ein Geländer. Der Zuschauer erhält eine Assoziationsebene, die ihm ermöglicht, die Geschichte sehr emotional zu erleben. Das ist jedenfalls unser Ziel.

Geht's ein bisschen konkreter?

Burkhart Da ist schon eine starke Verfremdung der Figuren. Ich hab' versucht, dieses Zwischen-Leben-und-Tod auch optisch darzustellen. Halt mit einer verrückten Note, wie sie die Musik vorgibt. Die Frisuren sind ziemlich übertrieben. Und die Gesichter sind stark überschminkt. Und wenn ich Musik höre, habe ich sofort Farben im Kopf. Auch das wird man sehen.

Welche Art Musik dürfen wir in der neuen Black-Rider-Inszenierung erwarten?

Matthus So ein Zwischending zwischen evangelischer Gottesdienstgemeinde mitten im Winter und Hafenkneipenrock. Ich liebe das schon sehr. Dieser Tom Waits, dieser geniale Hund, hat da schon unglaubliche Musik erfunden. Ich stamme aus einer Musiker-Familie, der Zugang zur Welt geht für mich vor allem durchs Ohr.

ARMIN KAUMANNS FÜHRTE DAS GESPRÄCH MIT FRANK MATTHUS.

(RP)
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