Mönchengladbach Fünf Jahre Haft wegen Drogenhandels im Kiosk

Mönchengladbach · Nach 16 Verhandlungstagen war es endlich so weit. Der Drogenprozess vor der Dritten Großen Strafkammer des Landgerichts endete mit der Urteilsverkündung. Der Angeklagte (32), ein Mann aus Sri Lanka, soll in seinem Kiosk an der Lürriper Straße einen schwunghaften Handel mit Marihuana betrieben haben. Wegen Drogenhandels in 50 Fällen und verbotener Einfuhr von Marihuana in zwei Fällen hat das Gericht gestern den vorbestraften Mönchengladbacher zu einer fünfjährigen Haftstrafe verurteilt.

Der 32-Jährige war bereits vor zwei Jahren verurteilt worden. Doch der Bundesgerichtshof (BGH) hatte der Revision des Angeklagten stattgegeben und das Urteil teilweise aufgehoben. Im Prozess vor der Dritten Strafkammer hatte der Kioskbesitzer meistens geschwiegen und lediglich ein Teilgeständnis abgelegt. Er sei bei den Drogengeschäften nur ein Helfer gewesen.

Das sah das Gericht ganz anders. In der Urteilsbegründung ging der Kammervorsitzende Lothar Beckers noch einmal auf den Fall ein. Tatsächlich sei der Angeklagte nicht nur im Kiosk der Chef, sondern auch im umfangreichen Drogenhandel gewesen. Weil der Mönchengladbacher die zahlreichen Prozesstage meistens schweigend verfolgte, stützte sich das Gericht auf Zeugenaussagen, auf die Ergebnisse von Telefonüberwachungen und auf zwei Schulhefte, in denen einzelne Geschäfte beschrieben wurden. In der Urteilsbegründung war auch die Rede von einer 48-jährigen Polin, die den Kiosk des Angeklagten übernommen hatte. Doch wenig später hatte sich die Familie aus Sri Lanka an der nächsten Ecke mit einem weiteren Kiosk niedergelassen. Bei der Polizei hatte die polnische Kauffrau später ausgesagt, was sie alles beobachtet und auch unterschrieben hatte. Im Gerichtssaal bezog sich die Zeugin auf Gedächtnislücken. Aber das Gericht las im Prozess den Text vor, den die Kauffrau seinerzeit bei der Polizei unterschrieben hatte. Und der war eindeutig: "Ich hatte den Blick genau auf den Kiosk an der Ecke. Da waren viele junge Leute, die auch in meinem Geschäft Kunden waren. Sie haben es mir selbst erzählt, dass sie in dem Kiosk des Angeklagten Marihuana kaufen. Abends standen da manchmal zehn bis 15 Leute. Es war wie auf der Kirmes."

Am Ende machte der Kammervorsitzende den Angeklagten darauf aufmerksam, dass er erneut in Revision gehen könne. Doch der Mann aus Sri Lanka reagierte emotionslos und schweigend auf das Urteil von fünf Jahren Haft.

(RP)
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