Mensch Gladbach Fußball, Wald und Politik - ganz schön tierisch

Meinung | Mönchengladbach · Eine Katze spielt bald eine Hauptrolle in Gladbach, falls Puma als Borussia-Ausstatter zurückkehrt. Eine Haftpflicht braucht das nicht. Sehr wohl aber das Herrchen des Hundes, der im Hardter Wald ein Reh gerissen hat. Tierisch wild werden auch Politiker - zum Beispiel wegen einer gefällten Flügelnuss.

Hach, Tiere sind etwas Wunderbares. Sie sind loyal, widersprechen nicht, sind auch nicht nachtragend. Zumindest, wenn sie wohlerzogen sind. Und selbst bei bestens domestizierten Vierbeinern bricht manchmal die Wildheit durch. Und wir? Müssen uns beherrschen.

Wie gut, dass bald eine echte Raubkatze eine Hauptrolle in Mönchengladbach spielen wird: Puma, so wird schon ganz offen und ungebremst spekuliert, kehrt offenbar als Ausstatter von Borussia zurück. Somit wäre eine siegreiche Serie ab 2018 gesichert: Denn Borussia gewann in Trikots von Puma zwischen 1962 und 1992 acht Titel. Pumas sind nämlich kräftig und beweglich, sie können gut springen und menschenähnlich schreien. Beste Voraussetzung also fürs Stadion. Dass sie fern der Wildnis für Raubkatzenverhältnisse sehr alt werden können, sei nur nebenbei bemerkt.

Auch Haustiere werden zu Raubtieren, wenn der Paarungs- oder Jagdinstinkt durchbricht. Dann singen liebestolle Kater ganze Stadtviertel schlaflos, Hunde verschwinden auf Nimmerwiedersehen im Gebüsch. Manchmal muss eine Maus oder ein Kaninchen dran glauben. Wenn es ganz blöd läuft, auch ein Reh. So wie diese Woche im Hardter Wald. Da sollte man schon eine gute Halterhaftpflicht haben, wenn man seinen Kumpel auf vier Beinen dort frei laufen lässt. Bis zu 100.000 Euro Strafe werden fällig. Und man sollte nicht allzu stark an seinem Hund hängen - denn der Jäger hat bei tierischen Wilderern und Hetzern die Lizenz zum Töten. Vielen Herrchen und Frauchen ist das aber offenbar egal. Ob zusätzliche Verbotsschilder bei so viel Uneinsichtigkeit helfen können?

Die Politiker in Mönchengladbach wirken im Vergleich - zum Beispiel zu denen im Düsseldorfer Rathaus - im allgemeinen ganz gut gezähmt. Doch manchmal können auch sie tierisch wild werden. Zum Beispiel wenn es um Pflanzen geht. Oder vielmehr um solche, die ins Jenseits befördert wurden. Wie neulich eine Flügelnuss. Uns war gar nicht bewusst, dass es überhaupt einen Baum mit diesem eigenwilligen Namen gibt, lernten aber rasch, dass er eine wichtige Funktion hat. Denn seit eines dieser Exemplare vor der Kaiser-Friedrich-Halle von der Stadttochter Mags gefällt wurde, ist die Politik aus dem Gleichgewicht.

Zuerst empörten sich Grünen, die eine illegale Fällung vermuten. Das ist erstens wenig überraschend, denn Baumschutz liegt den Grünen in den parteipolitischen Genen, zweitens in Ordnung, denn Bäume sind in einer Stadt tatsächlich wichtig. Dann griffen die Grünen illegal zum Spaten, pflanzten an der Stelle einen neuen Baum, den die Mags rasch versetzte. Es folgten Vorwürfe, gewürzt mit vermeintlich entlarvenden Zitaten von Verantwortlichen. Ein Wort gab das andere, die junge Grünen-Landtagskandidatin setzte an falscher Stelle bei Facebook ein "Gefällt mir", sah den Fehler später ein, was wiederum manchen Christdemokraten unversöhnlich ließ. Das Ganze eskalierte, Homophobie, Aufruf zu Gewalt - das Vorwurfs- und Empörungsspektrum kannte plötzlich keine Grenzen. Allseits ein Geflatter, dass jede Flügelnuss neidisch werden konnte.

Was lernen wir daraus? Bricht der Jagdinstinkt durch, können Politiker zu Tieren werden. Da wäre es gut, eine verbale Haftpflicht zu haben.

(RP)
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