Mönchengladbach Hosenspezialist Gardeur geht ins Insolvenzverfahren

Mönchengladbach · Schock für die Mönchengladbacher Bekleidungsindustrie: Der Hosenspezialist Gardeur hat am Donnerstag beim Amtsgericht die Eröffnung von Insolvenzverfahren über das Vermögen von vier Gesellschaften der Gardeur-Gruppe beantragt.

Betroffen sind die Gardeur GmbH, die Gardeur Service GmbH, die Gardeur Beteiligungs GmbH sowie die CDS Club Du Sport Bekleidung GmbH. Diesem Schritt vorausgegangen, teilte Gardeur mit, seien intensive Verhandlungen im Bankenkreis und mit potenziellen Investoren.

"Um Gardeur dauerhaft wieder wettbewerbsfähig positionieren zu können, braucht es eine leistungs- und finanzwirtschaftliche Sanierung durch ein gesteuertes Insolvenzplanverfahren", sagt Gerhard Kränzle, CEO der Gruppe. "Ziel des Sanierungsverfahrens ist, unseren bereits begonnenen Restrukturierungsprozess fortzuführen, um Gardeur weiter an die wandelnden Bedingungen des Bekleidungsmarktes anzupassen." Der Memminger hatte Gardeur Ende 2010 übernommen, als der einstige Marktführer schwer angeschlagen gewesen war. Es folgte das schwierige Jahr 2011 mit dem Arabischen Frühling und entsprechenden Auswirkungen auf die Produktion in Tunesien - und darauf das Jahr 2012 mit Sanierungsplan, Neufinanzierung und erneutem Investorenprozess, als der Investor ausstieg. Kränzle gelang es seinerzeit, einen Beteiligungsfonds der NRW-Bank zum Einsteigen zu bewegen, und hatte das Unternehmen eigentlich wieder auf Vordermann gebracht. Doch in den letzten Monaten war erneut zu hören gewesen, dass es Probleme mit dem Standort Tunesien gab.

Der Geschäftsbetrieb der gesamten Gruppe soll während der Sanierungsphase weitergeführt werden. Bis zuletzt habe die Geschäftsführung intensiv mit potenziellen Investoren verhandelt, eine Einigung konnte jedoch nicht erzielt werden. "Gardeur hat eine Zukunft. Die Insolvenz wird helfen, das bestehende Cash-Problem zu überwinden und den Standort Mönchengladbach zu erhalten", sagt Gerhard Kränzle. Das Geschäftsjahr 2015/16 habe Gardeur am 30. September 2016 wie in den drei Vorjahren mit einem positiven Ergebnis abgeschlossen.

Das Amtsgericht ist den Insolvenzanträgen der betroffenen Gesellschaften gefolgt. Es hat Biner Bähr aus der Düsseldorfer Kanzlei White & Case zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt. Dieser verschafft sich derzeit einen ersten Überblick über die aktuelle Situation der Gruppe. Die rückständigen Löhne und Gehälter werden voraussichtlich bis einschließlich November 2017 über das Insolvenzgeld gedeckt sein und von einer Bank vorfinanziert. Die Verhandlungen hierfür seien bereits aufgenommen.

Die Gruppe wurde vorinsolvenzlich beraten von den Anwälten der Kanzlei Kluth aus Düsseldorf. Thomas Kluth und Markus Küthe zeichneten kürzlich verantwortlich für die erfolgreiche Sanierung der Sinn Leffers GmbH - und retteten damit ein nicht zuletzt auch in Gladbach verwurzeltes Unternehmen.

(tler)
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