Mönchengladbach Gasaustritt: Täter haben Gefahr gekannt

Mönchengladbach · Tote, Verletzte, eingestürzte oder beschädigte Gebäude bis hin zu den Parallelstraßen - das wären die Folgen gewesen, wenn es am Sonntagabend an der Waldhausener Straße zu einer Explosion gekommen wäre, sagt ein Experte.

 Von außen wirkt es unbewohnt. Doch in diesem Haus, in dem es Sonntagabend beinahe eine Explosion gegeben hätte, leben Mieter.

Von außen wirkt es unbewohnt. Doch in diesem Haus, in dem es Sonntagabend beinahe eine Explosion gegeben hätte, leben Mieter.

Foto: Ilgner

Der Sachverständige, der nach dem Gasaustritt am Sonntagabend in der Altstadt das Haus an der Waldhausener Straße Nummer 16, untersuchte, soll sich bei seinem Abschlussbericht deutlich ausgedrückt haben: Die Manipulation von bislang Unbekannten an den Versorgungsleitungen hätte verheerende Folgen haben können, wenn die Feuerwehr nicht rechtzeitig vor Ort gewesen wäre. Hätte es eine Detonation gebeben, hätte das auch die umliegenden Häuser betroffen, die Menschen auf der Straße, ja, sogar die Parallelstraßen wären noch in Mitleidenschaft gezogen worden, sagte gestern Polizeisprecher Peter Spiertz. Und auch das ist eindeutig: Die Gasleitung in der ersten Etage des Gebäudes wurde mutwillig und mit grober Gewalt beschädigt. Wegen dieser Umstände und der Tatsache, dass sich doch Menschen in dem Gebäude aufhielten, wurde bei der Polizei eine Mordkommission unter der Leitung von Olaf Boecker gebildet.

Es war am Sonntagabend gegen 19.30 Uhr, als Zeugen in dem Haus an der Waldhausener Straße Gas rochen und Rettungskräfte alarmierten. Schnell stellte sich heraus, dass Unbekannte ein Leck in die Leitung geschlagen hatten. Die Feuerwehr sorgte dafür, dass das Gas abgestellt wurde. So wurde eine Katastrophe verhindert. Nach Aussagen der Feuerwehr habe eine Explosion kurz bevorgestanden.

Laut Sachverständigen müssen die Täter vor ihrer Flucht gemerkt haben, dass sie für eine extrem gefährliche Situation gesorgt hatten. "Das muss heftig gewesen sein", sagt Peter Spiertz. Kurz, nachdem das Leck geschlagen worden ist, muss es in dem Gebäude geheult, gepfiffen und gestunken haben. "Die Geräuschkulisse war so, dass sich zwei Menschen in dem Raum nicht mehr hätten unterhalten können", so der Polizeisprecher. Dadurch wurden offenbar zwei Mieter aufgeschreckt, die unter dem Dach des Hauses schliefen. Wie sich jetzt herausstellte, war das alte Gebäude, das von außen einen unbewohnten Eindruck macht, doch nicht leerstehend, wie es zunächst geheißen hatte. Wie der Polizeisprecher berichtet, gibt es in dem Haus zwei Mietparteien. "Wie viele Menschen genau dort leben, wissen wir noch nicht", so Spiertz. Sicher sei aber, dass das Gebäude leicht zugänglich war und häufig von Obdachlosen als Schlafstätte aufgesucht wurde.

Noch ist unklar, ob die Täter am Sonntagabend Rohre stehlen wollten, Gas abzapfen oder das Haus vorsätzlich in die Luft jagen wollten. Der Staatsanwalt sieht im Verhalten des oder der Täter strafrechtlich den Verdacht des "versuchten Herbeiführens einer Sprengstoffexplosion", die Menschen im Haus und auf der Straße hätten verletzen oder töten können.

Die Polizei geht davon aus, dass sich am Sonntagabend gegen 19.30 Uhr noch jeden Menge Menschen auf der oberen Waldhausener Straße unterwegs waren. Sie fragt deshalb: Wer hat dort oder unmittelbar vor dem Haus Nummer 16 verdächtige Beobachtungen gemacht? Wer hat sonst Kenntnis davon bekommen, wer für die Beschädigungen an der Gasleitung im Haus verantwortlich ist? Hinweise nimmt die Polizei unter der Telefonnummer 02161 290 entgegen.

(RP)
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