Mönchengladbach Geduldsprobe bei Steuerrückzahlungen

Mönchengladbach · Viele warten monatelang auf die Bearbeitung ihrer Steuererklärung. Das Finanzamt sieht keine Probleme, doch Bund der Steuerzahler und Steuerberater sprechen von einer dramatisch schlechten Personallage.

Der Unterschied zwischen Steuertrick und Steuerbetrug
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Bei Ferhat B. (Name von der Redaktion geändert) liegen die Nerven blank. Seit Ende März warte er nun schon auf seine Steuerrückzahlung vom Finanzamt, sagt der 53-jährige Gladbacher. "Ich soll rund 2000 Euro zurückbekommen. Das stand in dem Bescheid, der per Post kam." Viel Geld für B., der als Angestellter bei Ford arbeitet.

Zig Mal hätten er und seine Tochter, die ihm bei Steuerangelegenheiten hilft, bereits beim Finanzamt angerufen. "Wir werden immer wieder vertröstet. Aber wenn man an sie zahlen soll, muss es immer ganz schnell gehen", beklagt die 29-Jährige.

Wie Ferhat B. geht es zurzeit vielen Gladbachern. Mit dem Unterschied, dass die meisten von ihnen im Gegensatz zu B. noch nicht einmal den Bescheid darüber bekommen haben, wie viel Geld ihnen als Rückzahlung zusteht. Ein Steuerberater aus Rheydt, der anonym bleiben möchte, erzählt, dass einer seiner Kunden rund 15 Monate auf seinen Bescheid warten musste. "Nach dreimaligem Anrufen hat es dann irgendwann geklappt", sagt er.

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Das Finanzamt informiert auf seiner Homepage darüber, dass es im Normalfall zwischen fünf Wochen und sechs Monaten dauern kann, um die Steuererklärungen zu bearbeiten. Diese Bearbeitungszeit habe sich laut Pressesprecherin Anke Isenberg von der Oberfinanzdirektion NRW, die auch das Amt in Mönchengladbach vertritt, im Vergleich zu den Vorjahren kaum verändert.

"Allerdings nehmen Steuererklärungen, die Rückfragen an den jeweiligen Steuerzahler erfordern oder überdurchschnittlich komplex sind, grundsätzlich mehr Zeit in Anspruch als einfache Fälle", sagt Isenberg. Die Oberfinanzdirektion erklärt die langen Bearbeitungszeiten von bis zu sechs Monaten mit der Tatsache, dass die Finanzämter erst ab Anfang März mit der Bearbeitung der Steuererklärungen beginnen können, da erst ab diesem Zeitpunkt die Daten der Arbeitgeber vorliegen. Darum könnten auch besonders früh abgegebene Erklärungen erst ab März bearbeitet werden.

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Immer wieder hatten Medien zuletzt berichtet, dass die Finanzämter in NRW unterbesetzt seien. "Meistens gibt es keine Vertretung, wenn jemand krank wird oder in Elternzeit geht", sagt Katharina te Heesen, Sprecherin des Bunds der Steuerzahler in NRW. Der Verein versucht seit Jahren, genaue Daten über die Bearbeitungsdauer in den Ämtern zusammenzutragen. Die Antwort auf die jährliche Befragung sei jedoch stets dieselbe: "Angeblich haben sie keine Daten dazu. Die müssen sie aber haben."

Auch der Steuerberater, der mit unserer Redaktion gesprochen hat, bestätigt die schlechte Personallage. "Im Gladbacher Finanzamt gibt es zig Dauerkranke. Die anderen müssen umso mehr arbeiten und werden dadurch auch krank. Das ist ein Teufelskreis." Zu allem Überfluss habe auch in Gladbach die Zahl der Selbstanzeigen wegen Steuerhinterziehung drastisch zugenommen. Ab dem 1. Januar 2015 werden die Voraussetzungen für eine Strafbefreiung verschärft, vorher wollen viele noch ihre letzte Chance nutzen. Die Oberfinanzdirektion sieht indes keine Probleme. "Diese Aussagen sind nicht richtig. Die Personalausstattung der Finanzämter in NRW ist sachgerecht und die Personalverteilung auf die Finanzämter erfolgt bedarfsgerecht", sagt Isenberg.

Ferhat B. hat sich nun einen Anwalt genommen, der ihm helfen soll, an sein Geld zu kommen. "Doch er hat schon angedeutet, dass er auch nicht viel machen kann", sagt B.

(RP)
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