Mönchengladbach Georg Janthurs verbotene Früchte

Mönchengladbach · Die NEW-Ausstellungsreihe "Linie Kunst" zeigt Gemälde und Skulpturen von Georg Janthur. Der Künstler setzt scheinbar unwichtige Objekte in Szene. In seinen aktuellen Werken kombiniert er aus Blütendetails neue pflanzliche Formen.

 Der Künstler in seiner Ausstellung: Georg Janthur bildet die Natur nicht ab, sondern kombiniert aus realen Details neue Mutationen und Kreationen. "Mendeln" nennt er das.

Der Künstler in seiner Ausstellung: Georg Janthur bildet die Natur nicht ab, sondern kombiniert aus realen Details neue Mutationen und Kreationen. "Mendeln" nennt er das.

Foto: Detlef Ilgner

Unmittelbar am vorderen Bildrand ragt ein markanter Pflanzenstängel auf, der in eine übergroße, leuchtende Blüte mündet. Dahinter erstreckt sich eine flirrende Farblandschaft, die an ein verschwommenes Blütenmeer denken lässt. "Magnolia americana" hat der Wuppertaler Künstler Georg Janthur sein Gemälde genannt. In einem botanischen Fachbuch finden würde man diese Magnolie allerdings nicht. Denn Georg Janthur bildet die Natur nicht ab, sondern kombiniert aus realen Details neue Mutationen und Kreationen. "Mendeln" bezeichnet er seine Arbeitsweise denn auch in Anlehnung an den österreichischen Vererbungsforscher Georg Mendel.

Georg Janthurs farbenfrohe Werke sind bis zum 21. Juni im Foyer der NEW-Hauptverwaltung zu sehen. "Secret Garden - Harvest" heißt der Titel seiner aktuellen Ausstellung, die 13 Holzskulpturen und 28 Gemälde umfasst, und die in der NEW-Ausstellungsreihe "Linie Kunst" gezeigt wird. Mit dem Skizzenbuch sei er im Botanischen Garten in Düsseldorf und später auf Korfu unterwegs gewesen, berichtet der Künstler. Blumen, Blüten und Fruchtkapseln hat er in schwarz-weiß skizziert und die Studien später in Farbe auf die Leinwand übertragen.

Aber eben nicht naturgetreu, sondern verfremdet und als Mischform. "Nach allen Regeln der Fantasie", sagt er. Auch mit seinen Skulpturen hat Georg Janthur Samenkapseln und Blüten geschaffen, die die Natur so nicht hergibt. Mit der Kettensäge hat er sie aus Holzblöcken, zumeist Eiche oder Linde, herausgeschält und später bunt bemalt.

In seinen Werken konzentriert sich der Künstler auf die unscheinbaren Dinge am Wegesrand und sensibilisiert den Betrachter für das Unwichtige, ja Triviale und Banale. "Herausleuchten" nennt das der Mönchengladbacher Kunsthistoriker Christian Krausch, der das Schaffen von Georg Janthur schon seit 20 Jahren beobachtet.

Angefangen hatte alles auf einer Mexikoreise: Während einer nächtlichen Busfahrt blitzten Dinge, meistens Verkehrsschilder, im Lichtkegel des Omnibusses auf. Diese Reiseeindrücke haben den Künstler animiert, seinen Fokus auf Solitäre und Alltägliches zu legen. Auf einer Reise nach New York konzentrierte sich der Künstler dann folgerichtig nicht auf die Skyline oder die Freiheitsstatue, sondern auf Alltägliches wie Reisschalen, Plastikschüsseln oder drei Scheiben Toast, die er jeweils auf einem Wandregal arrangierte und malte. Herausgekommen sind eindringliche Stillleben in Pastellfarben, die das Auge zu fesseln vermögen.

In seinen aktuellen Werken zeigt der Künstler freie, bunte Formfindungen, denen viel Geheimnisvolles innewohnt. Was bleibt, ist der Fokus auf das Einfache und das Detail. Überraschend sind seine überwiegend in rosa-roten Farbtönen gehaltenen, abstrakten Arbeiten, die Bildtitel wie P16 oder P14 tragen. Sie sind Bildern mit Blütenformen zugewiesen und als makroskopischer Ausschnitt des Partnerbildes zu lesen: Als Plädoyer für die Kraft der eigenen Imagination.

(drlp)
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