Mönchengladbach Geschenk zum Start ins Reformationsjahr

Mönchengladbach · Mönchengladbacher Protestanten erhalten die Abschriften der vier Evangelien von den katholischen Gemeinden.

 Regionaldekan Ulrich Clancett (r.) überreichte Superintendent Dietrich Denker eine von Gemeindemitgliedern verfasste Abschrift der vier Evangelien.

Regionaldekan Ulrich Clancett (r.) überreichte Superintendent Dietrich Denker eine von Gemeindemitgliedern verfasste Abschrift der vier Evangelien.

Foto: ilg

Es ist kein Buch mehr, es ist ein ganzer Bücherschrank, den die katholischen Gemeinden ihren evangelischen Mitchristen zum Auftakt des Reformationsjahres 2017 in der Rheydter Hauptkirche überreichen. Enthalten sind vier wunderschön gebundene Bände - die Abschriften der vier Evangelien, handgefertigt von achtzig Gemeindemitgliedern. Die jüngste Schreiberin war zwölf, der älteste Mitwirkende 90 Jahre alt. Ein Geschenk, das auf Luthers Glaubenssätze anspielt. Nur die Heilige Schrift hat der Reformator gelten lassen. "Nur die Schrift, nur die Gnade, nur der Glaube, nur Christus", lautet die deutsche Fassung seiner prägnanten Formulierung.

Hinter dem Geschenk stecken nicht nur viel ökumenisches Engagement, viel Zeit und Organisation, sondern auch ein geradezu konspiratives Vorgehen. "Wir hatten einen Maulwurf bei der Bibelgesellschaft", sagt Regionaldekan Ulrich Clancett bei der Übergabe des Geschenks lachend. Schließlich wollte man den revidierten Luthertext in der Version von 2017 zugrunde legen, musste aber schon vor der Veröffentlichung der neuen Übersetzung mit der Abschrift beginnen. Alles klappte, und so konnten die evangelischen Christen Mönchengladbachs, in Person von Superintendent Dietrich Denker, sichtlich beeindruckt eine gewichtige Gabe entgegennehmen - die Gladbacher Frohe Botschaft. Eine überzeugende Antwort auf das von den evangelischen Gemeinden angefertigte Altar- und Tischtuch, das anlässlich der Heiligtumsfahrt 2014 den katholischen Christen überreicht worden war.

Zum Festgottesdienst, mit dem das Reformationsjahr in Mönchengladbach eingeläutet wurde, hatten sich viele evangelische und katholische Christen, Vertreter der acht evangelischen Gemeinden, von Kirchenkreis und Region, Politik und Verwaltung in der Hauptkirche eingefunden. In persönlichen Stellungnahmen erklärten evangelische Christen, was sie heute an ihrer Konfession schätzen, Toleranz zum Beispiel, Respekt, Verantwortung und karitativen Einsatz. "Wir brauchen eine beständige Reformation", beschwor Matthias Fritz, Leiter der Jugendkirche Rheydt, den Grundgedanken.

Der Gottesdienst bildete den Auftakt zu einer ganzen Reihe von Veranstaltungen, in denen sich die Mönchengladbacher Protestanten mit 500 Jahren Reformation auseinandersetzen. Die Feierlichkeiten stehen in der Evangelischen Kirche im Rheinland unter dem Motto "Ich bin vergnügt, erlöst, befreit", einem Zitat des Kabarettisten und modernen Psalmendichters Hanns Dieter Hüsch. Damit gibt das Motto einen Hinweis darauf, dass die Protestanten das Jubiläum nicht mit bleischwerer Ernsthaftigkeit begehen wollen.

Dennoch stehen neben vielen musikalischen, kabarettistischen oder künstlerischen Angeboten auch theologische Großereignisse wie die Reformationssynode der Kirchenkreise Aachen, Gladbach-Neuss, Jülich und Krefeld-Viersen mit ihren weltweiten ökumenischen Partnern im September in der evangelischen Hauptkirche in Rheydt auf dem Programm.

(RP)
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