Mönchengladbach Gespräche über die letzten Dinge

Mönchengladbach · Tabu Sterben und Tod: Im evangelischen Altenheim Haus am Buchenhain bietet der ambulante Hospizdienst "Wegbegleiter" einen offenen Gesprächskreis für Angehörige hochbetagter oder schwerstkranker Menschen an.

"Die Menschen haben heute keine Erfahrung mit Sterbenden mehr", sagt Olaf Nöller, evangelischer Pfarrer in Rheydt und Hausseelsorger im evangelischen Altenheim Haus am Buchenhain. "Dabei birgt auch die letzte Lebensphase große Chancen, die Familie kommt sich oft wieder näher." Aber auf Sterben und Tod liegt in unserer Gesellschaft ein großes Tabu: es wird nicht darüber geredet. Das soll sich im Haus Buchenhain nun ändern: in Zukunft bietet der ambulante Hospizdienst Wegbegleiter einmal im Monat einen offenen Gesprächskreis für Angehörige an.

"Wir setzen in diesem Haus schon länger die hospizliche Altenpflege um", erklärt Beate Wittland, Geschäftsführerin des Altenheims Buchenhain. "Aber dieser wichtige Baustein, der Gesprächskreis für Angehörige, fehlte noch." Zur hospizlichen Altenpflege gehört unter anderem eine besondere Sensibilisierung der Mitarbeiter für die Belange von unheilbar Kranken. Im Haus Buchenhain liegt zudem ein Schwerpunkt auf dem Umgang mit Demenzkranken.

Hier müssen Pflegende besonders aufmerksam sein, um zu erkennen, welche Beschwerden ein Demenzkranker hat und wie sie zu lindern sind. Für Angehörige ist es oft schwer, den Sterbeprozess zu begleiten. Sie möchten helfen und wissen nicht, wie. Sie kennen die Phasen des Prozesses nicht und wollen Therapien, wo sie nicht mehr sinnvoll sind. "Sterben kann mühevoll sein, aber das muss nicht unbedingt Leiden bedeuten", erklärt Pfarrer Olaf Nöller. Es sei aber gut, wenn auch die Angehörigen sich auf den Tod eines nahe stehenden Menschen vorbereiten und darüber sprechen könnten.

Das soll nun im Gesprächskreis des gemeinnützigen ambulanten Hospizdienstes "Wegbegleiter" geschehen. An jedem dritten Mittwoch im Monat wollen die Mitarbeiter des Hospizdienstes Angehörigen ein Forum bieten, um sich auszutauschen. Wichtig: Der Gesprächskreis ist für alle offen. Es ist nicht notwendig, dass ein Familienmitglied im Haus Buchenhain wohnt. "Wenn die Angehörigen einen Abschied auf Raten erleben, wollen wir sie ermutigen, dabei zu bleiben", sagt Ina Lamp, eine der beiden hauptamtlichen Fachkräfte des Hospizdienstes. "Sie können Fragen loswerden und Ängste thematisieren."

Die Mitarbeiterinnen wollen auch inhaltliche Impulse geben. Es werde auch darum gehen, den Angehörigen aufzuzeigen, wie sie auf sich selbst achtgeben können. Oder die Handlungen des Pflegepersonals zu erklären. "Unser Personal, so sehr es sich auch bemüht, kann sich nicht in dem Maße um die Angehörigen kümmern, in dem es notwendig wäre", weiß Beate Wittland. " Nicht immer ist die Zeit da, zu erklären oder als Gesprächspartner zur Verfügung zu stehen. Deshalb sind wir so froh über dieses Angebot."

Der Gesprächskreis findet erstmalig am 14. April 2015 um 17.30 Uhr im Haus am Buchenhain, Forststraße 8 in Pongs statt. Die Teilnahme ist kostenlos, die Veranstalter bitten aber um Anmeldung unter 0178 4583852. Die weiteren Treffen erfolgen in vierwöchigem Abstand. Zum Gesprächskreis eingeladen sind alle Angehörigen von alten, hochbetagten und schwerstkranken Menschen.

(arie)
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