Mönchengladbach Giftiges Arsen bleibt vorerst in den Straßen

Mönchengladbach · Die Klumpen- und die Süchtelner Straße werden doch nicht schnell ausgekoffert, obwohl darunter hoch belastetes Material liegt. Die Stadt erklärt, sie wolle "kein Beweismaterial vernichten".

Gift-Pflaster: Diese Straßen sind betroffen
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Foto: Reichartz

Das Gutachten ist eindeutig: Unter der Klumpen- und der Süchtelner Straße liegt mit Arsen, Antimon und Blei hochgradig verseuchtes Material. Und das kann bei direktem Kontakt akute Vergiftungserscheinungen und sogar den Tod auslösen. Trotzdem bleiben die Straßen vorerst unangetastet.

Dabei hatte der damalige Oberbürgermeister Norbert Bude zu Beginn des Jahres verkündet, dass die Stadt notfalls selber dafür sorgen wolle, dass das giftige Material ausgekoffert wird. Doch zuvor versuchte es die Stadtverwaltung mit einer Ordnungsverfügung. Sie forderte die Tiefbaufirma, die das belastete Bettungsmaterial in den Jahren 2004 bis 2006 einbaute, zu einem unverzüglichen Austausch des Bettungsmaterials auf.

Dagegen klagte jedoch das Unternehmen - und bekam recht, zumindest was den Punkt "unverzüglich" anbetrifft. Laut Beschluss des Verwaltungsgerichts Düsseldorf vom 22. August heißt es: "...es lässt sich keine Dringlichkeit der Vollziehung aufgrund einer aktuell gegebenen Gefahr für die Schutzgüter Leib und Leben bzw. Grundwasser ausmachen..."

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Will heißen: Die Sache ist nicht dringend. Ob ausgekoffert werden muss, kann auch später noch entschieden werden. Dass die Stadt jetzt doch nicht, wie ursprünglich angekündigt, im Wege der Ersatzvornahme die Entfernung des giftigen Materials selbst in die Hand nimmt, wird wie folgt begründet: "Damit würde Beweismaterial vernichtet", sagt Stadtsprecher Wolfgang Speen. Er verweist in diesem Zusammenhang auf laufende Verfahren im Streit mit der Firma.

Das Unternehmen verklagte die Stadt unter anderem, weil sie es von Ausschreibungen für die nächsten drei Jahre ausschloss. Die Stadt wiederum will das Unternehmen auf den Gerichtsweg dazu zwingen, das Bettungsmaterial, das laut Gutachten niemals hätte eingebaut werden dürfen, auszutauschen. Freiwillig will das Tiefbauunternehmen das nicht machen. Es hat in der Vergangenheit immer alle Vorwürfe von sich gewiesen und erklärt, das Material sei mit Zustimmung der Stadt eingebaut worden.

Tatsache ist, dass Staatsanwaltschaft und Landeskriminalamt gegen das Tiefbauunternehmen ermitteln. Es besteht der Verdacht, dass das hochgiftige Material nicht nur in Mönchengladbach, sondern auch in 17 weiteren Kommunen eingebaut wurde.

Aufgedeckt wurde der ganze Skandal in Grevenbroich. Dort hatte ein städtischer Mitarbeiter das Gift in einer nichtfertigen Straße entdeckt. Nach einem Hinweis aus der Bezirksregierung auf diesen Fall im Oktober 2012 ließ auch die Stadt Mönchengladbach Bodenproben entnehmen. Wie in Grevenbroich wurden auch hier Schadstoffe nachgewiesen.

Bei den Ermittlungen von Staatsanwaltschaft und Landeskriminalamt wurden dann auch Lieferwege von der Quelle zu weiteren im Straßenbau tätigen Unternehmen untersucht. Dabei ergaben sich weitere Gefahren-Verdachte. Alleine in Mönchengladbach sind möglicherweise elf weitere Straßen und Plätze belastet, hieß es.

Seitdem das Gift unter der Klumpen- und der Süchtelner Straße im Gutachten nachgewiesen wurde, herrscht dort ein so genanntes Aufbruchverbot. Das heißt, wenn dort in Zukunft am Kanal oder an unterirdischen Leitungen gearbeitet werden müsste, darf das nur unter strengen Schutzauflagen geschehen.

(RP)
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