Mönchengladbach Gladbach ist Spitze bei natürlicher Geburt

Mönchengladbach · Nur knapp 23 Prozent aller Neugeborenen in Mönchengladbach kamen 2011 per Kaiserschnitt zur Welt. Damit führt die Stadt die Tabelle bei natürlichen Geburten im Rheinland an. Die AOK ermittelte das Ergebnis unter ihren Versicherten.

 Drei leitende Geburtshelfer und zwei Krankenkassen-Vertreter kamen gestern im AOK-Haus zusammen. Ludwig Gleumes, Harald Lehnen und Ralf Dürselen (2. bis 4. v. li.) diskutierten mit Heinz Frohn und Marion Urmes-Breuer.

Drei leitende Geburtshelfer und zwei Krankenkassen-Vertreter kamen gestern im AOK-Haus zusammen. Ludwig Gleumes, Harald Lehnen und Ralf Dürselen (2. bis 4. v. li.) diskutierten mit Heinz Frohn und Marion Urmes-Breuer.

Foto: Isa raupold

Es geschieht nicht häufig, dass Mönchengladbach im Vergleich mit benachbarten Städten und Kreisen ganz oben steht. Um so mehr freue er sich, so AOK-Regionaldirektor Heinz Frohn, "dass Mönchengladbach im Bereich der vermiedenen Kaiserschnitt-Geburten Tabellenführer ist". In der Tat: Die von der AOK unter ihren Versicherten, die 2011 Kinder gebaren, durchgeführte Erhebung weist aus, dass in den drei mit Geburtshilfe befassten Krankenhäusern der Stadt am seltensten Kaiserschnitt-OPs gemacht wurden.

"Bei uns wurden im Bezugsjahr 22,79 Prozent der Neugeborenen per Kaiserschnitt geholt, aber 77 Prozent auf natürliche Weise geboren", erläuterte Frohn. Das behagt der Krankenkasse, hat sie doch für einen Kaiserschnitt 2300 Euro zu tragen, für eine natürliche Geburt nur 1400 Euro.

Und weil dieses — dem bundesweiten Trend zu immer mehr Eingriffen per "Sectio caesare" (Kaiserschnitt) entgegenlaufende — Ergebnis so besonders ist, lud die AOK gestern die Chef-Geburtshelfer der drei Kliniken der Stadt, in denen Entbindungen vorgenommen werden, ein. Im AOK-Haus erläuterten Dr. Harald Lehnen (Perinatalzentrum Städtische Kliniken), Dr. Ralf Dürselen (Krankenhaus Neuwerk) und Dr. Ludwig Gleumes (Krankenhaus Bethesda) die Sachlage und ihre Positionen dazu.

Was auffällt: In der direkten Nachbarschaft liegen die Kaiserschnitt-Fallzahlen deutlich höher, am allerhöchsten im Kreis Heinsberg, der mit 40 Prozent die Negativliste anführt. Aber auch Krefeld und der Kreis Viersen stehen deutlich schlechter da als die Vitusstadt. 2010 kam in Deutschland fast jedes dritte Kind per Kaiserschnitt zur Welt. "Einige Frauen haben Angst vor der natürlichen Geburt und sind daher schneller bereit zu dem Eingriff", meint Marion Urmes-Breuer (AOK), die 2005 Zwillinge gebar — auf natürlichem Wege.

Alle Chefärzte betonten die wichtige Rolle bestens ausgebildeter Hebammen, die vielfach dazu beitragen, dass die Spontangeburt gelingt. "Selbst eine Beckenendlage muss keine absolute Indikation für einen Kaiserschnitt sein", sagte Dr. Gleumes für das Bethesda, wo im Vorjahr 360 Kinder geboren wurden. In Neuwerk gab es mit 1173 und im Elisabeth-Krankenhaus mit 1640 Babys deutlich mehr Neugeborene. "Es gibt keinen Automatismus mehr im Hinblick auf den Kaiserschnitt", betonte Dr. Ralf Dürselen, vielmehr würden die Frauen heute ausführlichst vor dem Eingriff beraten. Die verbreitete Auffassung, dass eine Frau, die unter Kaiserschnitt zum ersten Mal Mutter geworden ist, auf jeden Fall alle folgenden Geburten ebenfalls auf diesem Wege erleben müsse, verwies der Neuwerker Chefarzt ins Reich der Legende.

Differenziert begegnet Dr. Lehnen vom Eli dem Thema. Das Perinatalzentrum ist spezialisiert darauf, Frühchen ins Leben zu retten. Lehnen gab zu bedenken, dass bei Kaiserschnitt-Kindern später häufiger als bei anderen ein gestörtes Immunsystem zu diagnostizieren sei.

(sibr)
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