Mönchengladbach Gladbach schwimmt in offenen Stellen

Mönchengladbach · ... aber die Bewerber passen oft nicht dazu. Diesem Arbeitsmarkt-Dilemma lässt sich nur mit Aus- und Weiterbildung sowie Umschulung begegnen. Dass der Spagat gelingen kann, zeigt exemplarisch ein kleiner Kälte-Klima-Betrieb aus Waldhausen.

 v. l.: Bernd Rehrmann und Christian von der Forst (Geschäftsführer und Ausbildungsleiter Feger Kühlung), Wolfgang Draeger und Philipp Scharner (Geschäftsführer operativ und Vermittler der Agentur für Arbeit) und Jannik Schubert (Azubi Feger Kühlung).

v. l.: Bernd Rehrmann und Christian von der Forst (Geschäftsführer und Ausbildungsleiter Feger Kühlung), Wolfgang Draeger und Philipp Scharner (Geschäftsführer operativ und Vermittler der Agentur für Arbeit) und Jannik Schubert (Azubi Feger Kühlung).

Foto: Raupold, Isabella (ikr)

Der jüngste Auszubildende, Jannik Schubert, pendelt täglich aus Neukirchen-Vluyn - "mit dem Zug sind das 2:20 Stunden", sagt der 17-Jährige. Ein ausgebildeter Monteur wird zum Kälteanlagenbauer umgeschult - "das ist exzessiv teuer, aber es lohnt sich", wie Geschäftsführer Bernd Rehrmann sagt. Auch ein 61-Jähriger wurde eingestellt - der ist zwar körperlich nicht mehr so belastbar, bringt aber wichtiges Know-how mit. All das tut das Kälte-Klima-Unternehmen Feger Kühlung von der Karstraße nicht etwa, um das traditionell familiäre Betriebsklima weiter zu stärken. Sondern aus purer Notwendigkeit. "Wir könnten noch zwei, drei weitere Mitarbeiter vertragen, die Auftragslage gäbe das locker her", sagt Rehrmann. "Aber es gibt keine entsprechenden Leute. Der Markt gibt nichts her."

Feger Kühlung ist folglich dazu übergegangen, sich seine Mitarbeiter selbst zu "backen", denn der Fachkräftemangel ist nicht nur bei diesem Unternehmen und dieser Branche längst angekommen. Drei von 14 Beschäftigten sind Azubis, im August fängt der nächste an. Dass auch viele andere Unternehmen in der Stadt den Schuss gehört haben, zeigt ein Blick auf den Ausbildungsmarkt: Er hat nach schwächeren Jahren wieder zugelegt, in der Stadt waren zum Stichtag 31. Juli 64 Ausbildungsstellen mehr gemeldet als 2014. 743 unversorgten Bewerbern stehen derzeit noch 425 offene Stellen gegenüber. Bei der Vermittlung sollen die "exotischen Berufe" - wie etwa der Mechatroniker für Kältetechnik - künftig noch stärker in den Fokus rücken, sagt Wolfgang Draeger, Geschäftsführer operativ der Arbeitsagentur.

Der aktuelle Arbeitsmarktbericht verdeutlicht aber auch das andere Fegers-Dilemma: Zum einen gibt es exorbitant viele offene Stellen, im Juli wurden in Mönchengladbach und im Rhein-Kreis Neuss alleine 1771 neue eingeworben - 13 Prozent mehr als im Juni, 16 Prozent mehr als im Juli 2014. Seit Jahresbeginn sind es sage und schreibe 10 412 neue offene Stellen, 1056 mehr als in den ersten sieben Monaten des Vorjahres. 1714 offene sozialversicherungspflichtige Stellen gibt es aktuell. "Der Stellenmarkt bewegt sich auf Rekordniveau", sagt Draeger. Dafür zeichneten die Regiopark-Logistiker wie Zalando, aber auch der Einzelhandel, zu einem großen Teil verantwortlich. Dieser guten Entwicklung gegenüber steht jedoch eine seit zwei Monaten erstmals wieder wachsende Zahl von Arbeitslosen - Arbeitslosen, wohlgemerkt, die auf die offenen Stellen offenbar nicht passen. Hier werden weitere Anstrengungen aller Beteiligten vonnöten sein.

Gladbachs Arbeitslosenquote kletterte im Juli von 10,7 auf 10,9 Prozent, im Juli 2014 lag sie bei 11,6 Prozent. 14 672 Gladbacher sind arbeitslos gemeldet. Die zuletzt wieder schlechter werdenden Zahlen erklärt die Arbeitsagentur mit saisonal bedingten Effekten - wie der Tatsache, dass viele Ausbildungen zum 30. Juni enden und Berufsanfänger neue Stellen suchen. "Wichtig ist: Im Vergleich zum Vorjahr sind die Zahlen sehr gut. Und: Wir sind sowohl bei der Entwicklung der Arbeitslosenzahl als auch beim Stellenmarkt deutlich besser als der Landesschnitt. Unser Arbeitsmarkt entwickelt sich weiter positiv."

Eine Rekordmarke, die die Wirtschaftsförderung erst für 2015 angepeilt hatte, war übrigens bereits Ende Dezember 2014 erreicht, wovon nun die Daten vorlegen: In Mönchengladbach gab es zum Jahresende 90 700 sozialversicherungspflichtige Beschäftigte.

(RP)
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