Mönchengladbach Gladbach sucht den Musicalstar

Mönchengladbach · Es ist eine echte Alternative zu der Castingshow mit Dieter Bohlen. Für das Projekt Choristocats werden jugendliche Sänger und Tänzer zwischen elf und 19 Jahren gesucht. Am Ende winkt ein Auftritt im High-School-Musical – und eine eigene CD.

Der Mann, der schon so viele Träume platzen ließ, ist sein erklärter Feind. Wenn Dieter Bohlen, Chef-Juror der Casting-Show "Deutschland sucht den Superstar", vor Millionen Fernsehzuschauern Jugendlichen ihre eigene Unfähigkeit um die Ohren schlägt, regt sich Hermannjosef Roosen schon beim Zusehen auf. "Ich will auf keinen Fall mit ihm verglichen werden", sagt der stellvertretende Landeschorleiter des Chorverbandes NRW. Nun lädt er jugendliche Sänger und Tänzer selbst zu einem Casting ein. Am Ende winkt ein Auftritt in der Show High-School-Musical – und eine eigene CD.

Es gibt keine Verlierer

Das Besondere: Bei "Choristocats" gibt es keine Verlierer. Alle Teilnehmer des Castings können bei der finalen Aufführung vor 700 Zuschauern mitmachen – wer keine Hauptrolle ergattert, singt in der "Vocal Band" mit. Vocal Band, so heißt bei Choristocats die Teilnehmergruppe für die gemeinsam ge-sungenen Stücke. Den altertümlichen Begriff "Chor" will Roosen unbedingt vermeiden. "Im Chor zu singen ist einfach nicht cool", sagt der Chef von Choristocats. Längst hätten die traditionellen Chöre ein Nachwuchsproblem, das sie zum Teil selbst mitzuverantworten hätten. Denn nicht alle Jugendlichen, die Spaß am Singen haben, wollen tradierte Heimatlieder anstimmen. Bei Choristocats bekommen sie nun eine eigene Plattform.

Gut möglich, dass bei dem Mönchengladbacher Musical-Casting einige jugendliche Tanz- und Gesangstalente entdeckt werden. Denn dort bekommen auch gescheiterte Deutschland-sucht-den-Super-Star-Kandidaten eine zweite Chance. Wie Sängerin Elke Reger aus Kempen. "Dieter Bohlen sagte ihr, ihre Stimme sei nicht laut genug. Dabei singt sie fantastisch", sagt Roosen. Es sind die emotionalen und freundschaftlichen Momente bei den Castings, die Roosen antreiben, sich für die Jugendlichen immer wieder einzusetzen. Bei einem Vorsingen traf ein Mädchen vor Aufregung auf der Bühne nicht den richtigen Ton. Anstelle Gelächter aus der Jury zu ernten, bekam sie Hilfe aus dem Publikum: Mehrere Mitkandidatinnen halfen ihr, das Stück zu Ende zu singen – mit Erfolg. "Auf einmal hatte ich kein schüchternes Elend, sondern eine starke Persönlichkeit vor mir", sagt Hermannjosef Roosen.

Bei der großen Show Mitte nächsten Jahres sollen dann Medleys aus mehreren Musicals dargeboten werden. Neben den besten Szenen aus dem High-School-Musical singen und tanzen die Jugendlichen dann auch Szenen aus "We will rock you", "Mama Mia" und "Tarzan". Doch vorher steht das Auswahlverfahren wie bei jedem Casting an: Nach der ersten Sondierung, wo die Jugendlichen ohne Begleitmusik vorsingen und -tanzen müssen, steht für die erfolgreichen unter ihnen der Recall an. Dort dürfen sie Lieder aus berühmten Filmen singen – das Publikum wird neben der Jury in die Bewertung der Kandidaten einbezogen. Sieben Hauptrollen sind letztendlich zu vergeben.

Wer sich durchsetzt, kann sich Mitte 2010 nicht nur vor großem Publikum präsentieren. Sondern er hat auch entdeckt, dass Singen und Tanzen richtig viel Spaß machen kann. Ganz ohne Druck und Bohlens Sprüche wie "Du hast nichts drauf – außer vielleicht Zahnbelag."

(RP)
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