Mönchengladbach Gladbach wächst? Ja, aber...

Mönchengladbach · Das Bevölkerungswachstum hängt bisher nur mit dem Anstieg des Ausländeranteils zusammen. Gleichzeitig klaffen die Einwohnerzahlen, die Stadt und Land für Gladbach veröffentlichen, immer weiter auseinander. Dafür gibt es Gründe.

Mönchengladbach: Gladbach wächst? Ja, aber...
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266.585 Einwohner hatte Mönchengladbach zum Stichtag 31. Dezember 2015, das sind 3464 mehr als Ende 2014. "Da die Bevölkerungsentwicklung derzeit im Fokus des öffentlichen Interesses steht, freue ich mich, bereits zu diesem frühen Zeitpunkt über die ersten Ergebnisse des Jahresabschlusses 2015 berichten zu können", teilte Beigeordneter Gregor Bonin dazu mit - ganz aktuell, Anfang Februar.

257.795 Einwohner hatte Gladbach zum Stichtag 30. Juni 2015, das sind 942 mehr als Ende 2014. Das teilte das Statistische Landesamt IT NRW mit - ganz aktuell, Ende Januar. Neuere Zahlen gibt's noch nicht, doch auch der Wert, der in einigen Monaten für Ende Dezember veröffentlicht werden wird, wird deutlich unter den 266.585 liegen, die die Stadt errechnet hat. Vergleichen wir also den Stichtag 30. Juni 2015: Da wies die Stadt eine Einwohnerzahl von 264.231 aus, eine Differenz von 6436 zu der des Landes. Die beiden Werte klaffen seit einiger Zeit noch deutlicher auseinander, als sie es vorher ohnehin schon taten.

Dafür gibt es mehrere Gründe - in erster Linie geht es aber wohl um Geld. Denn die Einwohnerzahl ist auch ein Politikum, hängt von ihr doch maßgeblich die Höhe der Zuweisungen ab, die die Städte und Gemeinden im Rahmen des Länder- und des kommunalen Finanzausgleichs bekommen. Unterschiedlich ist schon die Datengrundlage: Das Land beruft sich auf die Fortschreibung des Bevölkerungsstandes, der im Rahmen des Zensus zum Stichtag 9. Mai 2011 ermittelt wurde.

Die Stadt hingegen legt eigene Zahlen zugrunde, die sie anhand der Fortschreibung des Einwohnermelderegisters erhebt. Und ob und wie eigentlich welche Asylbewerber - Landesflüchtlinge? Zugewiesene Flüchtlinge? - in die Statistiken einfließen, stellt eine weitere, recht neue statistische Unwägbarkeit dar. Schon die Richtigkeit der Zensus-Zahlen von 2011 hatten viele Städte und Gemeinden angezweifelt. Denn: In 298 von 396 NRW-Kommunen lag die vom Zensus ermittelte Einwohnerzahl unter der zuvor veröffentlichten. Rund 70 von ihnen, beispielsweise Ratingen, klagten (bislang ohne Ergebnis), weil sie den stichprobenartigen Zensus als ungerecht empfanden und mangelnde Transparenz monierten.

Drei - Bonn, Velbert und Much - reichten Ende 2014 sogar Verfassungsklage beim Landesverfassungsgericht in Münster ein. Frisch dazu gesellt hat sich Heiligenhaus, das laut eigener Aussage aufgrund der Zahlen-Diskrepanzen jährlich auf 600.000 Euro verzichten muss. Für die Landeshauptstadt Düsseldorf gibt es sogar drei verschiedene Einwohnerzahlen. Die des Landesamts, dann eine eigene, die aus der Fortschreibung der Volkszählung von 1987 hervorging - und schließlich eine dritte, die sich aus dem Einwohnermelderegister ableitet und die neuerdings benutzt wird. Sie liegt um sage und schreibe mehr als 16.000 Einwohner über den beiden anderen.

Eines jedoch haben die jeweiligen Einwohnerzahlen, die Land und Stadt für Gladbach veröffentlichen, gemein: Sie steigen wieder, und das seit 2012 - nachdem sie zuvor ein Jahrzehnt lang sukzessive abgesackt waren. Und für den Anstieg gibt es im Wesentlichen einen Grund: Zuwanderung aus dem Ausland. So weist IT NRW in seinen Erhebungen darauf hin, dass der aktuelle Bevölkerungszuwachs in ganz Nordrhein-Westfalen aus einem positiven Saldo bei den "Wanderungsbewegungen" resultiert. Bei der "natürlichen Bevölkerungsbewegung" sei die Entwicklung nämlich rückläufig - es starben zuletzt mehr Einwohner, als Kinder geboren wurden.

Beides sieht die Stadt Mönchengladbach genau so: Die Ursachen für den Anstieg lägen in den Zuwanderungen aus dem Ausland (nachdem es zwischenzeitlich, etwa 2010 durch die Einführung der Zweitwohnsitzsteuer, Sondereffekte gab). Die Anzahl der Ausländer in Mönchengladbach habe sich von 27.591 Personen im Jahr 2005 (Ausländeranteil von 10,4 Prozent) auf 37.336 in 2015 (Ausländeranteil von 14,0 Prozent) erhöht, so Bonin. Gleichzeitig gab es fast 9000 Einwohner weniger mit deutscher Staatsangehörigkeit. Und die Differenz zwischen Geburten und Sterbefällen? Die werde sich weiter erhöhen.

Von 2004 bis 2011 war die Einwohnerzahl - jedenfalls nach städtischer Lesart - von 266.605 um 5578 Personen auf 261.027 Einwohner gesunken, seit 2012 dann wieder gestiegen. "Nach Phasen des Bevölkerungsrückganges und der Stagnation entspricht die derzeitige Einwohnerzahl in etwa wieder der des Jahres 2004", sagt Bonin.

Ja, Mönchengladbach wächst also - (noch) in allerster Linie wegen der Zuwanderung aus dem Ausland. Mit dem Paradigma der "Wachsenden Stadt" soll es künftig nun auch noch gelingen, die Wanderungsbewegungen aus dem Umland nach Mönchengladbach positiv zu gestalten.

(RP)
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