Mönchengladbach Gladbacher Hautarzt stellt Videosprechstunde ein

Mönchengladbach · Dermatologe Klaus Strömer bietet sie nicht mehr an, weil seine ärztliche Leistung nicht vergütet wird.

 Dermatologe Klaus Strömer hat Videosprechstunde eingestellt.

Dermatologe Klaus Strömer hat Videosprechstunde eingestellt.

Foto: ikr

Klaus Strömer, Mönchengladbacher Hautarzt und Präsident des Berufsverbandes der deutschen Dermatologen, hat seine Videosprechstunde eingestellt. Und das, obwohl er und mit ihm hundert weitere Dermatologen innerhalb eines Modellversuchs durchaus positive Erfahrungen mit dieser Behandlungsform gemacht haben. "Die Selbstverwaltung hat die Videosprechstunde getötet", sagt Strömer. Und zwar, indem sie die Videosprechstunde kostenneutral einführen will und nur eine Technikpauschale zahlt. Gerade für die Dermatologen - "ein optisches Fach", wie der Verbandspräsident es nennt - bieten sich Videosprechstunden an. Der Arzt kann per Videoschaltung den Fortgang der Therapie überprüfen, der Patient spart sich den Weg in die Praxis und lange Minuten im Wartezimmer. Auch in Pflege- und Altenheimen kann diese Methode sinnvoll eingesetzt werden.

Die Dermatologen in Deutschland haben die Online-Sprechstunde in einem Pilotprojekt gemeinsam mit der Technikerkrankenkasse getestet und konnten sich von der Funktionsfähigkeit des Ansatzes überzeugen. Überzeugt ist auch der Gesetzgeber. Er hat Videosprechstunden ausdrücklich in das ab 1. Juli 2017 geltende E-Health-Gesetz hinein geschrieben. "Die neue Leistung wurde auch eingeführt, sogar schon ab dem 1. April", erklärt Strömer, "aber es wurde kein zusätzliches Geld bereitgestellt."

Die Krankenkassen und die Kassenärztliche Bundesvereinigung argumentieren, dass die Videosprechstunde lediglich der Ersatz für den Arzt-Patienten-Kontakt ist und damit durch die Grundpauschale vergütet wird. Nur ein Technikzuschlag von 200 Euro pro Arzt und Quartal wird gezahlt. "Die Videosprechstunde ist mit erheblichem Aufwand verbunden", hält Dermatologe Strömer dagegen. Die Internetplattform müsse bezahlt werden, jeder Patient schriftlich seine Einwilligung geben, das Ganze in den Praxisablauf integriert werden. "Dieser Aufwand wird den Ärzten nicht schmackhaft gemacht", stellt der Dermatologe fest. "Meine Prognose lautet, dass die Ärzte nicht mitziehen." Er selbst hat die Videosprechstunde eingestellt. "Ich kann sie gesetzlich Versicherten noch nicht einmal mehr im privatärztlichen Bereich anbieten, weil sie ja jetzt eine gesetzliche Leistung ist", sagt der Mediziner.

Die Selbstverwaltung sende ein völlig falsches Signal für die nächsten Jahre. Die Telemedizin sei noch ein zartes Pflänzchen, das im Medizinbetrieb noch nicht selbstverständlich sei. Ein Pflänzchen, das im Augenblick eher ausgerissen als gehegt und gepflegt wird, obwohl der Gesetzgeber es ausdrücklich anders wünscht.

(RP)
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