Mönchengladbach Gladbacher Nachtmusik geht in diesem Jahr "on air"

Mönchengladbach · Besucher sollten beim Konzert des Art Ensemble NRW in der Citykirche ein Radiogerät mitbringen.

Zum achten Mal gestaltet das renommierte Art Ensemble aus der Landeshauptstadt in der Citykirche eine Musiknacht der ungewohnten Art. "Wir stellen die Gladbacher Nachtmusik seit jeher unter ein Motto", erzählt Ensemble-Leiter Miro Dobrowolny. Der Gladbacher Komponist, Geiger und Musiklehrer an der städtischen Musikschule hat für das Musikfest am Freitag, 13. November, die Losung "On Air" ausgegeben. "Wir werden also auf Sendung gehen", verspricht der 55-Jährige Chef des vom Kulturministerium NRW geförderten zehnköpfigen Ensembles, in dem Streich-, Holzblasinstrumente, Klavier und Akkordeon versammelt sind. Dazu gesellt sich in Martin Wistinghausen ein komponierender Sänger.

Erstmals kann sich Dobrowolny auch über Fördermittel aus Mönchengladbach freuen. "Wir haben eine vierstellige Summe aus dem Topf für freie Kulturarbeit des Kulturausschusses erhalten", berichtet der in Kroatien geborene Musiker, der soeben einen Kompositionsauftrag für die Düsseldorfer Tonhalle angenommen hat. Das Konzert am 13. November, das um 20.15 Uhr beginnt, kostet keinen Eintritt. Es gibt drei Programmblöcke mit nicht eben alltäglichen Werken. Im ersten Block dominieren Stücke des Impressionisten Claude Debussy. Auf dessen "Syrinx" für Flöte solo folgen zwei Lieder nach dem Prolog aus dem "Nachmittag eines Fauns", die Wistinghausen vorträgt. "Ich habe eine Transkription des Stücks für Streichquartett, Flöte, Oboe, Klarinette, Klavier und Akkordeon entwickelt", berichtet Dobrowolny. Das komplette "Prélude" beschließt in dieser Fassung den ersten Programmblock.

Im Zentrum der Nachtmusik steht der Mittelblock, in dem reichlich skurrile Werke des Amerikaners John Cage, seines Vorbilds Erik Satie und des Weimarers Johannes Hildebrandt erklingen. Dazu die an Cages "Imaginary Landscape" angelehnte Improvisation "On Air". Zwölf Radioapparate wirken dabei mit. "Wir können dafür auch Mitspieler aus dem Publikum gebrauchen", ermuntert Dobrowolny. Wer also ein tragbares Radio besitzt, an dem man noch in hergebrachter Weise Sender "switchen" kann, darf es mitbringen und bei der Aufführung einsetzen. Die Improvisation werde allerdings "gelenkt" erfolgen. Denn: "Je mehr Leute improvisieren, desto mehr muss konkret geplant sein, sonst gibt's ein Chaos", weiß der erfahrene Komponist.

Ernster als diese launige Aktion gibt sich das Finale: Auf den Terroranschlag auf die Redaktion der Satirezeitung "Charlie Hebdo" im Januar in Paris haben auf Dobrowolnys Anregung Komponisten mit aktuellen Werken reagiert. Sieben Stücke werden in der Citykirche aufgeführt. Die Komponisten heißen Johannes Sandberger, Norbert Laufer, Miro Dobrowolny, Martin Wistinghausen, Erik Janson, Theodor Pauß und Odilo Klasen.

(RP)
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