Mönchengladbach Gladbacher plant neues Museum in Berlin

Mönchengladbach · Florian Hoogen zählt zu den zehn Preisträgern des Ideenwettbewerbs für das "Museum des 20. Jahrhunderts". Damit darf er am Realisierungswettbewerb teilnehmen. Für den 35-Jährigen schon jetzt ein Schritt in die erste Liga der Architekten.

 Florian Hoogen an einem Modell des zu überplanenden Bereichs - die "Baulücke" ist dabei ausgespart, weil sein Entwurf nicht gezeigt werden darf.

Florian Hoogen an einem Modell des zu überplanenden Bereichs - die "Baulücke" ist dabei ausgespart, weil sein Entwurf nicht gezeigt werden darf.

Foto: Raupold

Es ist die vielleicht prominenteste Baulücke Deutschlands: die Freifläche zwischen Neuer Nationalgalerie und Philharmonie am Berliner Kulturforum, unweit von Potsdamer Platz und Tiergarten. Seit Jahrzehnten versuchen sich Architekten und Stadtplaner daran, dem Areal ein überzeugendes Gesamtkonzept zu verpassen; auch Hans Hollein, Architekt des Museums Abteiberg, mischte zeitweise mit. Ende 2014 dann beschloss der Bundestag, der Stiftung Preußischer Kulturbesitz 200 Millionen Euro für einen Neubau für die Kunst der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts an eben jenem Kulturforum bereitzustellen. Denn der Bestand der Nationalgalerie zur Kunst des 20. Jahrhunderts kann wegen Platzmangels ebenfalls seit Jahrzehnten nur in Ausschnitten gezeigt werden.

Es könnte nun ein junger Mönchengladbacher Architekt sein, dessen Pläne für dieses "Museum des 20. Jahrhunderts" zum Tragen kommen. Denn Florian Hoogen zählt zu den zehn Preisträgern des Ideenwettbewerbs, die das Preisgericht im Februar aus 460 eingereichten Beiträgen kürte. "Da waren viele namhafte und internationale Büros mit dabei", sagt Hoogen, dessen Büro inklusive Modellwerkstatt seit 2010 an der Hugo-Preuß-Straße in Rheydt sitzt. Mit dem Achtungserfolg hat er sich für den Realisierungswettbewerb qualifiziert, der bis Jahresende in einen Siegerentwurf münden soll.

In dieser Phase kommen zu den zehn Preisträgern des Ideenwettbewerbs, deren Entwürfe bis Mitte März am Berliner Matthäikirchplatz ausgestellt wurden, noch zehn bis zwölf weitere eingeladene Arbeitsgemeinschaften sowie Büros, die sich über einen internationalen Teilnehmerwettbewerb qualifizieren, hinzu. Die Konkurrenz wird also keineswegs weniger namhaft. "Das Who-is-who der Museumsbauszene ist jetzt dabei", sagt Hoogen. Es fühle sich ein wenig "abenteuerlich" an, in dieser illustren Liste aufzutauchen. Doch er ist sich sicher, dass sein Entwurf "das Potenzial hat, Architektur zu werden". Die Eröffnung des neuen Museums ist dann für 2022 geplant.

Ziel des Wettbewerbs war es laut Auslober zu klären, wie der Museumsneubau und sein unmittelbares Umfeld architektonisch, städtebaulich und landschaftsarchitektonisch gestaltet werden können. Über seinen konkreten Entwurf darf Hoogen nicht sprechen, die Arbeiten der zehn Preisträger wurden bis dato lediglich anonymisiert veröffentlicht. Sollte er am Ende tatsächlich Erfolg haben, wäre das ein Quantensprung für den jungen Mann. Früher sei es häufiger vorgekommen, dass sich junge Büros über derartige Wettbewerbe in die Oberliga katapultierten. "Ich dachte eigentlich, diese Zeit wäre vorbei", sagt Hoogen. "Es ist schön zu sehen, dass es noch über Qualität geht - denn die reine Befähigung hat man ja." Was er dabei nicht sagt: Viele Wettbewerbe sind mittlerweile oft so gestaltet, dass sie mehr oder minder bereits auf die großen, bekannten Büros zugeschnitten sind.

Hoogen hat an der RWTH Aachen, wo er auch lehrt, und in Berlin studiert - daher kennt er den Ort, den sein Entwurf eines Tages bespielen könnte, bestens. "Ich habe einen persönlichen Bezug dazu", sagt er. Zwischen "Ikonen der Moderne" wie Ludwig Mies van der Rohe und Hans Scharoun einen Neubau zu realisieren? "Das wäre schon schön", sagt Hoogen in der ihm eigenen Zurückhaltung. Er will lieber seine Arbeit für sich sprechen lassen als sich beispielsweise in Mönchengladbach in politische Diskussionen einmischen. Hierhin hat es ihn, der aus dem Gladbacher "Hinterland" stammt, 2010 nach längerer Arbeit in der Schweiz übrigens projektbedingt verschlagen - und "weil ich weder nach Köln oder Düsseldorf" wollte. "In Mönchengladbach schafft man es, sich zu fokussieren und nicht nur mitzuschwimmen", sagt er. In der Stadt selber hat er, bis auf Umbauten, noch keine Projekte realisiert. Ein Ausrufezeichen in der Region setzte Hoogen in Zusammenarbeit mit der Architektin und Studienkollegin Christina Lotzemer-Jentges jedoch mit dem ungewöhnlichen "Haus Ngo" am Rande einer Wohnsiedlung in Schwalmtal-Vogelsrath. "Der perfekte Sichtbeton, der patinierte Dielenboden und die gut proportionierten Raumfolgen mit großformatigem Blick in die freie Landschaft vermitteln Haltung sowie eine angenehme, positive Ausstrahlung", lobte 2014 die Jury des Wettbewerbs "Gute Bauten", den der Bund Deutscher Architekten Linker Niederrhein alle vier Jahre auslobt.

Das Urteil spiegelt Florian Hoogens architektonisches Credo wider: Der Architekt, sagt er, habe auch eine gesellschaftliche Verantwortung. "Es geht darum, Dinge zu erschaffen, die den Menschen gute Lebens- und Arbeitsumgebungen bieten." Kein L'art pour l'art also. Ein Ansatz, der ja vielleicht am Ende auch am Berliner Kulturforum gut ankommt.

(RP)
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