Mönchengladbach Gladbachs Sportler integrieren Flüchtlinge

Mönchengladbach · Acht Vereine bieten Angebote für Asylbewerber und erhalten dafür finanzielle Unterstützung durch das Land. Die Ansätze reichen von Sprachcamps über "Flüchtlinge für Flüchtlinge"-Initiativen bis hin zu einer festen Mitgliedschaft.

"Sport verbindet" - das war bei der Pressekonferenz des Stadtsportbundes zu Thema Flüchtlinge im Sport der wohl am häufigsten benutzte Satz. Und, so abgedroschen er vielleicht klingen mag: Er stimmt. Das ist auch den Erfahrungsberichten der acht Sportvereine zu entnehmen, die spezielle Projekte für die Integration von Flüchtlingen gestartet haben und nun eine finanzielle Förderung von je 500 Euro durch das Land bekommen.

Der TV Beckrath veranstaltet in dieser Woche ein viertägiges Ostercamp für Flüchtlingskinder. Noch bis Donnerstag, 2. April, treffen sich Flüchtlingskinder mit Kindern aus dem Verein, um gemeinsam Sport zu treiben und dabei spielerisch Sprachbarrieren zu überwinden. Mittags gibt es ein gemeinsames Mittagessen, das Catering übernimmt das Restaurant Elisenhof. Nachmittags steht dann täglich ein Ausflug auf dem Programm. Ein Sportlehrer des Gymnasiums Odenkirchen begleitet das Projekt didaktisch. "Ein Fahrdienst sammelt die Kinder morgens ein und bringt sie nachmittags wieder zurück", erklärt Organisator Jürgen Jansen. Das Projekt sei ein erster Versuch, so Jansen. Funktioniert alles gut, will man im Verein auch über eine langfristige Kooperation mit den Flüchtlingsheimen nachdenken.

Der Kinder- und Jugendsportverein bietet gemeinsam mit der Diakonie Kickboxen für junge Männer an. Die Kurse finden auf der Mittelstraße statt, die Teilnehmer kommen überwiegend aus der Unterbringung an der Brucknerallee. "An den ersten Terminen haben wir sie abgeholt und sind mit ihnen die Strecke abgelaufen. In der vergangenen Woche war dann der erste Termin ohne Begleitung. Da kamen dann leider nicht mehr so viele wie vorher", berichtet Peter Keinhorst vom Verein. In Zukunft will der Verein auch Flüchtlingskinder in bereits bestehende Gruppen integrieren.

Auch der 1. Judo-Club engagiert sich in der Flüchtlingsarbeit. Zwei Iraner, die selber als Flüchtlinge nach Deutschland kamen, übernehmen dort das Judo-Training für die Flüchtlinge. So fällt die Verständigung leichter.

Die DJK Sportfreunde 08 Rheydt, die hauptsächlich im Tischtennis aktiv sind, sind schon seit vielen Jahren ein Vorzeigebeispiel für Integration. Der Vorsitzende Bülent Bagir ist selbst Muslim, die Sportler in den Mannschaften kommen aus den unterschiedlichsten Nationen. Insgesamt vier Mal in der Woche bietet der Club jugendlichen und erwachsenen Flüchtlingen an, in bestehenden Mannschaften mit zu trainieren. "Die Flüchtlinge sollen möglichst langfristig Mitglieder werden", sagt Bülent Bagir. Bei Kindern zwischen fünf und 16 Jahren sei es möglich, den Mitgliedsbeitrag über das Bildungs- und Teilhabepaket zu finanzieren. Der Verein hilft beim Ausfüllen der entsprechenden Formulare.

Der Schwimmverein SSV Rheydt kooperiert mit dem Flüchtlingsheim an der Friesenstraße in Giesenkirchen. In dem kleinen Schulschwimmbad des Franz-Meyers-Gymnasiums geht ein Übungsleiter am Wochenende mit den Asylbewerbern schwimmen. "Es sind immer zwischen zehn und 20 Menschen da", erzählt Gudrun Gruhn stellvertretend für den Verein. Aus religiösen Gründen gibt es eine Schwimmstunde für Männer und Jungen und eine Schwimmstunde für Frauen und Mädchen. Auch im Pahlkebad hat der Verein samstags eine Wasserzeit, zu der auch Flüchtlinge aus dem Heim an der Brucknerallee kommen können. Badeanzüge und Badehosen bekommen die Flüchtlinge von der NEW.

Der Verein Hindukusch Taekwondo bietet freitags abends eine Gruppe für Flüchtlingskinder ab sechs Jahren an.

Das Bewegungs- und Gesundheitscenter JudDjuSu Jitsu kümmert sich vor allem um Flüchtlingskinder. Mit finanzieller Unterstützung der Borussia-Stiftung und nun auch des Landes NRW werden die Kinder in bereits bestehende Gruppen integriert. "Wir machen das, was den Kindern Spaß macht. Das kann Turnen sein oder Fußball", sagt Vertreter Heinz Reimers.

Der TuS Wickrath beteiligt sich mit seiner Fußball-Jugendabteilung an der Flüchtlingsarbeit. Jugendliche wurden in den Trainingsbetrieb der A- und B-Junioren integriert. "Wir haben zurzeit Jugendliche aus Nigeria und Mazedonien dabei", erzählt Frank Elsenbruch, Sprecher des Vereins. Auch Fußbälle für die Flüchtlingsunterkunft hat der TuS bereitgestellt.

Der Stadtsportbund plant, Flüchtlinge in Zukunft auch stärker in die Trainerarbeit einzubeziehen. "Mit den Menschen kommt natürlich auch eine Menge sportliches Know-how in die Stadt, das möchten wir nutzen", sagt Wolfgang Rombey, Präsident des Stadtsportbunds.

(RP)
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