Mönchengladbach Glückszahl des Oberbürgermeisters: 543

Mönchengladbach · Hans Wilhelm Reiners steht der Spee-Akademie in lockerer Runde Rede und Antwort. Talkrunde im Alten Zeughaus.

 Im ausgebauten Dachgeschoss des Alten Zeughauses stellte sich Oberbürgermeister Hans Wilhelm Reiners (rechts) den Fragen von Peter Uhler und aus der Zuhörerschaft.

Im ausgebauten Dachgeschoss des Alten Zeughauses stellte sich Oberbürgermeister Hans Wilhelm Reiners (rechts) den Fragen von Peter Uhler und aus der Zuhörerschaft.

Foto: Detlef Ilgner

Entspannt und locker wirkt Hans Wilhelm Reiners, als er sich im Alten Zeughaus den Fragen von Peter Uhler stellt. Uhler ist Vorstandsmitglied der gastgebenden Friedrich-Spee-Akademie und ein alter Freund des im Juni frisch gewählten Oberbürgermeisters. Dem, wie er sagt, das Amt eine Riesenfreude macht, der sich aber nicht sicher ist, ob er sich nach sechs Jahren zur Wiederwahl stellen wird. "Die Freiheit, nicht zwingend wiedergewählt werden zu müssen, gibt mir ein gutes Gefühl", sagt Reiners. "Ich werde mich erst kurz vorher entscheiden."

Reiners kann sich diese Freiheit nehmen, weil er zwar erst nach acht Jahren im Amt einen Pensionsanspruch hätte, durch zwei Jahre bei der Bundeswehr die vorgeschriebene Zeit aber doch nach einer Amtszeit vorweisen kann.

Der OB plaudert über seine Kinder- und Jugendzeit in Eicken. Er verrät, dass er Messdiener war, dass er am Math.-Nat. Abitur gemacht und dann in den zwei Jahren Bundeswehr Geld fürs Studium verdient hat. Er hat Geografie und Sport auf Lehramt studiert, aber früh bemerkt, dass das nicht sein Beruf wird. "Ich glaube, ich wäre kein guter Lehrer geworden", sagt er.

Über den Sport kommt der OB zum Journalismus und wird schließlich Redakteur bei der Rheinischen Post. Und weil ein Lokalredakteur viel mit Politik zu tun hat, wechselt er 1998 als Geschäftsführer zur CDU-Ratsfraktion. "In die Politik zu gehen war ein Wagnis, da können sich die Voraussetzungen schnell ändern", sagt er. Aber es hat geklappt und schließlich hat er nicht nur ein Ratsmandat, sondern wird in einer knappen Wahl zum Oberbürgermeister Mönchengladbachs gewählt. "Mir war zu Beginn klar, dass es ungeheuer schwer werden würde, gegen den Amtsbonus und den Bekanntheitsgrad von Norbert Bude anzutreten", erzählt der 59-Jährige. Aber nach dem ersten Wahlgang, als der Unterschied zum Amtsinhaber nur 1200 Stimmen betragen habe, habe er daran geglaubt, gewinnen zu können.

Der Abend der Stichwahl sei einer der aufregendsten seines Lebens gewesen. "Nach Auszählung von 40 000 Stimmen hatten wir exakt die gleiche Stimmenzahl", sagt er. Wenn das auch zum Schluss so gewesen wäre, hätte tatsächlich gelost werden müssen. Aber Reiners geht am Ende mit einem Vorsprung von 543 Stimmen als Sieger aus der Stichwahl hervor. "Diese Zahl werde ich nie vergessen", meint er.

Sein neues Amt angetreten hat er eine Woche nach der Wahl. "An den großen Verwaltungsapparat muss ich mich immer noch gewöhnen", stellt er fest. Immerhin ist der Oberbürgermeister Chef von rund 3000 Mitarbeitern. In den ersten Wochen habe er sich die Zeit genommen, durch die Verwaltung und in die Büros zu gehen, um die Leute kennenzulernen. Er möchte motivierend wirken, aber: "Im Verwaltungsgebäude Oberstadt gibt es Wände, die haben seit 20 Jahren keine Farbe gesehen", sagt Reiners. "Bei schlechten Arbeitsbedingungen sinkt auch die Motivation." Man könne auch zu viel sparen. "Bei der Personaleinsparung sind wir an der Grenze, mehr können wir nicht einsparen, ohne bestimmte Leistungen komplett zu streichen", betont er.

(arie)
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