Mönchengladbach Große Schlafanzüge statt Kunst

Mönchengladbach · Die Galerie Börgmann schließt. Diese Nachricht sorgt in der Kunstszene für Wirbel. Allerdings macht Jochen Börgmann in den Räumen an der Wallstraße einen neuen Handel auf - mit Textilien.

 Ulf Schröders, Ninja Elisa Felske und Jochen Börgmann (v.l.) mit der Weißwäsche, die sie ab sofort verkaufen wollen.

Ulf Schröders, Ninja Elisa Felske und Jochen Börgmann (v.l.) mit der Weißwäsche, die sie ab sofort verkaufen wollen.

Foto: Detlef Ilgner

Jetzt ist Schluss. Nach 14 Jahren Galeristendasein gibt Jochen Börgmann auf - um sich seiner zweiten Leidenschaft neben der Kunst zu widmen: "Die Zeit ist nun gekommen, sich neuen spannenden Themen zuzuwenden. Seit einiger Zeit teilen mein Team und ich eine Affinität zu qualitativ hochwertigen Textilien und Stoffen", so ist es auf dem Schild im Schaufenster der Galerie an der Wallstraße zu lesen. Und deshalb folgt nach der Geschäftsaufgabe umgehend die Neueröffnung. Also - kein weiterer Leerstand an der Wallstraße. Ab heute ist die Galerie keine Galerie mehr, stattdessen eröffnet heute um 19 Uhr ein Weißwäscheladen mit Reparatursofortannahme. Der Renner sollen gutbürgerliche Schlafanzüge in Übergrößen werden. "Von diesem Geschäftsmodell sind wir hundertprozentig überzeugt", sagt Jochen Börgmann.

"Die Zeit ist nun gekommen, sich neuen spannenden Themen zuzuwenden." Vor 14 Jahren hat er in einem alten Bunker in Kevelaer seine erste Galerie eröffnet. Später zog er an den Krefelder Südwall. "Und dann kam Ulf Schröders und bot mir das Haus an der Wallstraße an." Das hatte lange leergestanden, Tauben hatten sich eingenistet, alles war schrottig und marode. "Aber Ulf hat alles nach meinen Wünschen umgebaut, da konnte ich nicht widerstehen." Ulf Schröders gehört mit Ninja Elisa Felske zu Börgmanns Team. Zumal Schröders im Hof hinter dem Haus sogar ein separates Lager bauen ließ.

Seitdem sich herumgesprochen hatte, dass die Galerie schließt, stand das Telefon nicht mehr still. "Ich habe erklärt, warum ich diesen Schritt mache", sagt Jochen Börgmann. Weißwäsche sei immer schon seine Leidenschaft gewesen - ein Fetisch geradezu. Für seine Textilien will er deutsche Schlagerstars nach Mönchengladbach holen. "Andrea Berg, Helene Fischer, Wolfgang Petry, Jürgen Drews und Micki Krause sollen für unsere Ware Werbung machen." Damit will sich der Textil-Unternehmer von Modeketten absetzen, die mit international bekannten Musikern, Models und Schauspielern werben. "Das kann ja jeder", sagt Börgmann. Selbstverständlich wird nur fair gehandelte Wäsche angeboten - möglichst aus regionalen Textilien. "Das sollte in der Textilstadt Mönchengladbach möglich sein und gut ankommen."

In den Räumen der Galerie wird heute Abend dennoch Kunst zu sehen sein - wie immer über alle drei Etagen verteilt. Das heißt, die Gäste werden den gewaltigen Umbruch, der bevorsteht, nur erahnen können. Denn wunderbare Bilder von Fritz Bornstück und Fabian Seyd sind (noch) zu bewundern. Also werden Kunstfreunde ebenso auf ihre Kosten kommen wie Textilverbundene mit Faible für kleinkarierte Schlafanzüge in XXL. Die Künstler werden allerdings nicht anwesend sein.

Moment mal. Heute ist doch der 1. April, oder. Alles nur ein Scherz? Jochen Börgmann, Ninja Elisa Felske und Ulf Schröders lachen sich kaputt. "Es ist alles so langweilig und fad geworden, da haben wir uns den Spaß erlaubt, die Szene mal ordentlich mit unserer Performance aufzumischen." Gelungen.

(RP)
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