Mönchengladbach Großer Andrang in der Kleiderstube

Mönchengladbach · Bei der katholischen Gemeinde in Neuwerk werden pro Woche rund 50 Flüchtlinge mit Kleidung versorgt. Das ist (noch) kein Problem, weil die Bürger viel spenden - manchmal jedoch auch Unnützes wie High Heels.

Schwester Uta Dienstuhl, Karl-Eugen Mackes, Maria von der Wheydt und Katrin Welters überprüfen die neu hereingekommene Kleidung in der Kleiderstube.

Schwester Uta Dienstuhl, Karl-Eugen Mackes, Maria von der Wheydt und Katrin Welters überprüfen die neu hereingekommene Kleidung in der Kleiderstube.

Foto: Isabella Raupold

In die Kleiderstube kommen an diesem Morgen Flüchtlinge aus der Unterkunft am Gathersweg. Zwei junge Männer suchen nach Jacken und Schuhen. Dann kommt eine syrische Familie: der Vater, vier Kinder und die Mutter, die das fünfte Kind erwartet. Sie suchen Kinderkleidung. Aus Daraa stammen sie, der Stadt, in der der Aufstand gegen das Assad-Regime begann. Seit dreieinhalb Monaten sind sie in Deutschland.

Für die Verständigung mit der arabischsprachigen Familie sorgt eine junge Syrerin, die schon seit Jahren in Deutschland lebt und zu den insgesamt 18 Helfern der Kleiderstube gehört. Betrieben wird die Einrichtung, die durchschnittlich 50 Flüchtlinge pro Woche mit Kleidung und Wäsche versorgt, von der katholischen Gemeinde St. Maria Himmelfahrt. Die Kleiderstube gibt es schon seit 1985. Als in den 90ern die Flüchtlinge, die vor dem Krieg auf dem Balkan flohen, Hilfe benötigten, waren die Neuwerker Katholiken zur Stelle. Seit dem letzten Herbst unterstützen sie die vielen Neuankömmlinge, die in den Flüchtlingsunterkünften ringsum untergebracht sind. Natürlich ist die Kleiderstube auch für andere Bedürftige geöffnet. "Zu uns kann jeder kommen", betont Katrin Welters, die ehrenamtlich in der Kleiderstube mitarbeitet. Deutsche Familien fänden allerdings eher selten den Weg auf das Gelände an der Liebfrauenstraße, stellt Schwester Uta Dienstuhl fest.

Dafür ist der Andrang der Flüchtlinge ungebrochen, die ehrenamtlichen Helfer haben die Organisation aber gut im Griff. "Dienstags kommen die Flüchtlinge vom Gathersweg, donnerstags die aus Bockersend, vom Fleenerweg und der Krall'schen Wiese", erklärt Katrin Welters. Mit den Hausmeistern vom Gathersweg haben die Helfer ausgemacht, dass die Flüchtlinge immer in kleinen Gruppen kommen. Das funktioniert gut. Eine Herausforderung waren die zwölf Wochen Ende 2015, als am Gathersweg noch eine Erstaufnahmeeinrichtung untergebracht war und in kurzer Zeit 700 bis 800 Flüchtlinge versorgt werden mussten. "Das waren harte Wochen, aber sie wurden mit Bravour gemeistert", fasst Katrin Welters rückblickend zufrieden zusammen.

Obwohl der Bedarf riesig ist, kann die Kleiderstube ihn decken. "Wir bekommen viele Spenden aus der Gemeinde", sagt Karl-Eugen Mackes. "Wir müssen keinen wegschicken." Im Herbst habe es einmal einen Annahmestopp für Kleiderspenden gegeben, weil die Lagerkapazitäten ausgeschöpft waren, aber nun werden Spenden gern wieder angenommen. "Alltagstaugliche Sachen für Männer, Frauen und Kinder, die der Jahreszeit entsprechen", beschreibt Welters den Bedarf.

Hin und wieder finden sich auch mal High Heels oder ein Smoking unter den abgegebenen Sachen. Damit können die Helfer wenig anfangen. "Mit High Heels kommt man nun mal schlecht durch den Rindenmulch rund um die Unterkunft", sagt die Ehrenamtlerin kopfschüttelnd. Dagegen haben sie in der Kleiderstube manchmal Bedarf an speziellen Dingen. Schwester Uta sucht gerade einen Maxi-Cosi für eine Flüchtlingsfamilie. So etwas muss gezielt angefragt werden, auch auf der neu eingerichteten Facebookseite der Kleiderstube, die dafür besonders geeignet ist.

Mundpropaganda funktioniert auch. "Ich bekomme etliche Töpfe, die kann ich gleich weitergeben, wenn alles gut geht", sagt Schwester Uta. Sie begleitet eine Familie aus Syrien bei der Wohnungssuche. Dieser Tage steht ein Besichtigungstermin an. Die Ordensschwester hofft darauf, dass es klappt. Ein wenig Hausrat ist dann schon da.

(RP)
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