Mönchengladbach Gummi-Twist mit Stäben

Mönchengladbach · In den Kliniken Maria Hilf trainieren Chirurgen am Pelvitrainer ihr Geschick für den OP-Alltag.

 Trockenübung am Pelvitrainer: Auch Ulrich Kania, Leiter der Klinik für Viszeralchirurgie, nutzt das Gerät, das der Förderverein finanziert hat.

Trockenübung am Pelvitrainer: Auch Ulrich Kania, Leiter der Klinik für Viszeralchirurgie, nutzt das Gerät, das der Förderverein finanziert hat.

Foto: Kliniken Maria Hilf

Friederike Krempe benötigt keine zwei Minuten mehr zum "Koffer packen". Mit ruhigen, aber zugleich schnellen Bewegungen befördert sie die kleinen Kunststoff-Röhrchen mit zwei Zangen in die beiden zur Verfügung stehenden Behälter. "Beim ersten Mal habe ich 174 Sekunden gebraucht, jetzt liegt meine Bestzeit schon bei 111 Sekunden", sagt die Medizinstudentin und widmet sich der nächsten Übung.

 Chirurg Johannes Wedler koordiniert die Arbeiten am Pelvitrainer und bespricht am Ende - wie hier mit der Kollegin Friederike Krempe - die Ergebnisse.

Chirurg Johannes Wedler koordiniert die Arbeiten am Pelvitrainer und bespricht am Ende - wie hier mit der Kollegin Friederike Krempe - die Ergebnisse.

Foto: Kliniken Maria Hilf

"Koffer packen", das ist eines von insgesamt sechs Modulen, mit denen Chirurgen am Pelvitrainer in den Kliniken Maria Hilf ihre Fähigkeiten für den OP-Alltag trainieren und verbessern können. "Es handelt sich dabei um Trockenübungen, die sich vor allem für jene Chirurgen eignen, die in der sogenannten Schlüsselloch-Chirurgie arbeiten, also in Körperhöhlen wie im Bauch- oder Brustraum", sagt der Leiter der Klinik für Viszeralchirurgie, Ulrich Kania, in dessen Abteilung das Trainingsgerät steht. Wo es früher nur möglich war, an kommerziellen Kursen teilzunehmen und dort an einem narkotisierten Schwein zu üben oder einfach durch Abschauen dazuzulernen, bietet die Anschaffung des Gerätes durch den Förderverein den Ärzten ganz neue Trainingsoptionen.

"Gerade für Anfänger ist das Gerät wertvoll, denn es braucht seine Zeit, bis man sich bei dem schwierigen Vorgang des dreidimensionalen Arbeitens eine gewisse manuelle Geschicklichkeit angeeignet hat. An einem OP-Tisch kann man das nicht üben", sagt Kania. Die als Pelvitrainer bekannte Lübecker Toolbox bietet sechs Übungen, die ganz bestimmte Arbeitsschritte und Bewegungen bei chirurgischen Eingriffen sehr gut simulieren.

Beim "Koffer packen" arbeitet der Chirurg mit zwei kleinen Zangen an etwa 30 Zentimeter langen Stäben. Es folgt der "Gummi-Twist", bei dem mit der einen Hand ein kleiner Gegenstand versetzt und mit der anderen ein Gummiband von der betreffenden Stelle ferngehalten wird. Noch schwieriger ist das Weben eines Fadens durch ein gespanntes Gummiband. Und mit zwei kleinen Scheren muss exakt eine vorgegebene Form aus einem Vliesstoff geschnitten werden - ohne die direkt darunter liegende zweite Vliesschicht zu beschädigen. Alle Arbeitsschritte, die er mit seinem Werkzeug behutsam ausführt, sieht der Übende dabei stark vergrößert auf einem Monitor.

"Der Pelvitrainer kommt bei unseren Ärzten sehr gut an. Allen macht das Arbeiten daran großen Spaß. Man muss sich aber schon 30 Minuten Zeit nehmen, denn es macht nur Sinn, wenn man jede Übung ein paar Mal wiederholt", sagt Chirurg Johannes Wedler, der die Nutzung des Gerätes in der Klinik koordiniert. Für Kania ist wichtig, dass vor allem Anfänger das neue Angebot, das es seit einem Monat gibt, ausgiebig nutzen. Der Pelvitrainer steht jetzt auch den anderen interessierten Fachabteilungen des Krankenhauses zur Verfügung.

"Man lernt an diesem Gerät nicht das Operieren, aber man lernt Grundlagen für das Operieren. Es kommt sowohl der Präzision als auch der Schnelligkeit zugute, wobei die Präzision immer Vorrang hat", sagt der Professor. Trotzdem hat er kleine Prämien ausgelobt für die Trainingsbesten. Dazu liegen Listen und Unterlagen zur Dokumentation der Trainingsarbeit sowie eine Stoppuhr bereit.

Von einer Prämie ist Medizinstudentin Friederike Krempe noch ein Stück entfernt, so dürfte sie beispielsweise beim "Koffer packen" nur 95 Sekunden benötigen. "Aber diese Zeitangaben motivieren mich total, wobei die Übungen schon unterschiedliche Niveaus darstellen. Zudem lerne ich das eigenverantwortliche Arbeiten. Das ist auf jeden Fall ein sehr cooles Gerät, fast wie ein Computerspiel", sagt sie. Dann drückt sie auf die Stoppuhr und nimmt die Zangen in die Hand.

(togr)
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