Mönchengladbach Gut für Gladbach: Garzweiler wird kleiner

Mönchengladbach · Die Wanloer dürfen sich berechtigte Hoffnung machen, dass der Tagebau ihnen nicht ganz so nah an die Häuser rückt. Und die Stadt will sich vom Land eine neue Straße bezahlen lassen. Möglich macht dies die Neuplanung des Tagebaus.

Streit um vorzeitiges Aus für Tagebau
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Streit um vorzeitiges Aus für Tagebau

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Dass die Landesregierung ein Viertel weniger Fläche dem Braunkohletagebau überlässt als bislang geplant, ist nicht nur eine gute Nachricht für 1500 Menschen rund um Holzweiler, die nun doch nicht umgesiedelt werden müssen. Auch für Mönchengladbach wird die Entscheidung Folgen haben. Wenn es nach Olaf Holtrup, dem Fachmann der Stadt für Braunkohle geht, werden es sogar erhebliche Folgen sein. "Wir haben jetzt offiziell mitgeteilt bekommen, dass der Braunkohleplan neu gefasst werden muss. Das heißt für uns: Die gesamte Planung steht noch mal zur Disposition", sagt Holtrup. Und mit ihr einige erhebliche Nachteile, die der Tagebau Mönchengladbach bringt.

Vor allem zwei Themen will die Stadt nun besser geregelt haben. Die Welt soll künftig nicht direkt hinter den letzten Wanloer Häusern enden. "Bisher sind nur 150 Meter Abstand zum großen Loch vorgesehen. Dabei sind im Bundesimmissionsschutzgesetz 500 Meter vorgeschrieben. Das darf so nicht bleiben", sagt Joachim Roeske, CDU-Mitglied der Bezirksvertretung Süd, der davon ausgeht, dass der nächste Planungsausschuss am 6. Mai das Thema in parteiübergreifender Einmütigkeit aufgreifen wird. Auch für Holtrup ist klar: "Jeder Meter mehr Abstand ist ein großer Gewinn für Wanlo und für die Stadt."

Noch erfolgversprechender ist wohl das zweite Thema, das die Mönchengladbacher neu geregelt wissen wollen. Wenn in drei Jahren die A 61 nicht mehr durchgängig befahren werden kann, weil südlich des Wanloer Kreuzes ein Stück weggebaggert wird, werden viele von der A 44 kommend über die Kölner Straße mitten durch Odenkirchen fahren, um über Wetschewell und Reststrauch wieder an der Auffahrt Wickrath auf die A 61 zu gelangen. Das gilt nicht nur für Autos, sondern erst recht für Lastwagen, die durch die Abkürzung durch die Stadt auch noch Maut sparen. Um den zusätzlichen Verkehr an der Wohnbebauung vorbei zu leiten, will die Stadt eine Entlastungsspange bauen, die von der Kölner Straße südlich von Sasserath Richtung Westen abzweigt und südlich von Mongshof, sozusagen als Fortführung der L 39 auf die L 19 stößt. Von dort aus kommt man dann auf die Auffahrt Güdderath. Eine solche rund vier Kilometer lange Entlastungsstraße dürfte mindestens fünf Millionen Euro kosten. "Das Land ist als Verursacher in der Pflicht", sagt Holtrup. Und auch für Ratsherr Peter Feron (CDU) ist klar: "Es kann nicht sein, dass Mönchengladbach mit seinem Haushaltssanierungsplan nach den ganzen Nachteilen, die der Tagebau ohnehin bringt, nun auch die Kosten für die nötige Infrastruktur bezahlen muss." Diese Position muss die Stadt nach Überzeugung von Feron und Roeske so schnell wie möglich dem Land gegenüber vertreten.

Zwar wird es wohl mit allen Anhörungen und Abwägungen wohl rund sechs Jahre dauern, bis der neue Braunkohleplan steht. Doch der Landtag wird sich wohl schon im September erstmals mit dem neuen Plan für Garzweiler beschäftigen. Dass die Tagebau-Planungen mitten im Kommunalwahlkampf zu parteipolitischem Streit führen, erwarten Roeske und Feron nicht. "Es ist guter Brauch in Mönchengladbach, dass in dieser Frage alle Parteien gemeinsam agieren. Hier geht es nicht um die Interessen von Parteien, sondern um die Stadt", sagt Roeske.

Noch vor vier Wochen hätte sich Olaf Holtrup, der sich bereits seit vielen Jahren mit den Folgen des Tagebaus Garzweiler für Mönchengladbach beschäftigt, auch mit größter Fantasie nicht vorstellen können, dass er das Thema noch einmal derart grundsätzlich zu behandeln hat. Jetzt ist für ihn klar: "Was immer der neue Braunkohleplan im Detail festschreiben wird: Es dürfte anschließend besser für Mönchengladbach sein, als es bisher war."

(RP)
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