Mönchengladbach Händler zögern bei der "Netten Toilette"

Mönchengladbach · In mehr als 150 Städten läuft das Projekt "Nette Toilette" - doch in Mönchengladbach hapert es bei der Umsetzung. Dabei sind die Citymanagements von Gladbach und Rheydt aufgeschlossen. Unklarheit herrscht bei den Kosten.

Acht öffentliche Toilettenanlagen gibt es in Mönchengladbach. Nach Auskunft der Stadt soll ihre Zahl reduziert werden, um die Unterhaltungskosten von aktuell rund 125 000 Euro pro Jahr weiter senken zu können. Der Stadtrat hat das Projekt "Nette Toilette" (auch "Freundliche Toilette" genannt) in den 2012 beschlossenen Haushaltssanierungsplan aufgenommen. Das Konzept sieht vor, dass Händler und Gastronomen mit einem Aufkleber anzeigen, dass ihr WC genutzt werden kann. Im Gegenzug für den Service zahlt die Stadt einen Zuschuss, der niedriger ist als das Bereitstellen eigener Toilettenanlagen. "Ziel soll es sein, weitestgehend öffentlich betriebene Toiletten zu ersetzen", heißt es im Haushaltssanierungsplan.

Doch obwohl Händlerverbände das Konzept prinzipiell interessant finden und es in 150 Städten bundesweit angewendet wird, macht das Vorhaben in Gladbach kaum Fortschritte.

Nach Auskunft der Stadt wurde die Lizenz zur Nutzung des Konzepts "Nette Toilette" erworben. Zwar sei es zum Beispiel in Rheydt gelungen, eine Anzahl von Geschäftsinhabern beziehungsweise Gastronomen zu finden, die sich an dem Projekt beteiligen möchten. "Allerdings ist es bisher noch nicht an allen Standorten gelungen, Bewerber zu finden", teilt Stadtsprecher Dirk Rütten auf Anfrage mit.

"Wir gehen davon aus, dass man für ein solches Projekt bauliche Veränderungen an den Toilettenanlagen der Händler vornehmen müsste", sagt Stefan Wimmers, Vorsitzender des Citymanagements Mönchengladbach. Aus diesem Grund hersche aktuell bei den Händlern Zurückhaltung. Auch gebe es Befürchtungen, mit einem solchen Angebot eine Klientel anzuziehen, die man nicht unbedingt im Geschäft haben möchte. Wimmers hält ein Bezahlmodell als Alternative für interessant: Ähnlich wie an Autobahnraststätten könnten Kunden gegen eine geringen Gebühr Händler-WCs nutzen. Im Gegenzug bekämen die Benutzer einen Bon, der bei dem Einkauf bei teilnehmenden Geschäften verrechnet werden könnte.

Für dringend hält Wimmers die Umsetzung jedoch nicht. "Wir als Citymanagement bekommen viele Rückmeldungen von Kunden. Die Toiletten-Situation war dabei bislang kein Thema", sagt Wimmers. Zudem geht er davon aus, dass die Eröffnung des Minto die Situation in der Gladbacher Innenstadt zusätzlich entspannen dürfte.

So wird, wie Investor mfi im vergangenen Herbst mitteilte, das Minto nach dem Konzept von Unibail-Rodamco mit vier Sternen klassifiziert. Dies beinhaltet neben vielen anderen Aspekten unter anderem großzügig gestaltete Toiletten-Anlagen.

Peter Felten, Vorsitzender des Rheydter Citymanagements, hält das Projekt "Nette Toilette" weiter für interessant. "Schließlich gibt es durchaus einen Bedarf", sagt er. Konkretere Planungen, das Konzept umzusetzen, gebe es aktuell allerdings nicht. Allgemein würde Felten sich wünschen, dass im Rheydter Zentrum eine öffentliche Toilettenanlage geschaffen würde.

Dass der Bedarf nach gepflegten Toiletten in der Stadt groß ist, unterstreicht Agnes Lohmann, Regionalsprecherin des Vereins Deutsche Ilco Region Rhein-Maas. Die Selbsthilfeorganisation vertritt die Interessen von Stomaträgern (Menschen mit künstlichem Darmausgang oder künstlicher Harnableitung) und Menschen mit Darmkrebs - eine Bevölkerungsgruppe, die besonders auf Toiletten im öffentlichen Raum angewiesen ist.

"Das Projekt ,Nette Toilette' ist optimal", sagt Agnes Lohmann. Sie habe sich bereits in anderen Städten davon überzeugen können. Für Mönchengladbach wäre es ein großer Gewinn. Als Gladbacherin wisse sie, bei welchen Gastronomen und Händlern sie in der Stadt die WCs nutzen könne - andere Menschen, zum Beispiel Auswärtige - würden jedoch nicht über diese Kenntnisse verfügen. Ihnen könnte eine Kennzeichnung sehr helfen.

"Es ist überfällig, dass das Projekt umgesetzt wird", sagt sie.

(RP)
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