Fraglich allerdings ist, wer in dieser Idylle dem bis zum Hals tätowierten Fred van Bokhorst krumm kommen will. Was ist denn so los in Mendig? "Eigentlich nichts", sagt van Bokhorst. "Es gibt ein paar Punks. Und sonst nur Softrockbands." Ausgerechnet heute sind in der gesamten Stadt auch noch die Telefon- und Internetleitungen gekappt. Und an der Supermarkt-Tür klebt ein Zettel: "Heute keine Kartenzahlung möglich." Mensch, Mendig. Rock on!

Während die Stadt Mönchengladbach und Festivalveranstalter Marek Lieberberg öffentlich miteinander liebäugelten, arbeitete man in Mendig weitestgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit am Projekt "Rock am Ring". Das war nicht schwer, denn rund ums Rathaus ist nicht viel los. Gegenüber in den Ratsstuben gibt es Wienerschnitzel für 11,50 Euro. Dazu werden Pommes gereicht. Das Restaurant befindet sich in den Räumlichkeiten der ehemaligen Realschule. Die einzige weiterführende Schule der Stadt gibt es nun im Stadtteil Obermendig. Sollte tatsächlich Mendig den Zuschlag für "Rock am Ring" bekommen, wäre das der zweite große Coup der Stadt. Der erste: Weder in Ober- noch in Niedermendig werden Parkgebühren verlangt. Vor der "Adler-Apotheke" wird man gar höflich erinnert: "Denken Sie an Ihre Parkscheibe." Ob auf dem Festivalgelände gleichfalls frei geparkt werden darf?

Zuletzt verlor die SG Eintracht Mendig/Bell unglücklich mit 2:3 gegen die SG Bad Breisig. Fatih Sözen schoss in der 83. Minute das entscheidende Tor gegen die Eintracht. Drei Punkte aus sechs Spielen bedeuten den letzten Platz in der Rheinlandliga. Am Sonntag kommt der SV Morbach ins "Junkers-Proff-Stadion". Der Kunstrasenplatz an der Brauerstraße 1 bietet auf der Gegengerade zahlreiche Stehplätze — und die sorgen bekanntlich für die beste Stimmung. An der Brauerstraße 3 hat der "Lava Dome" sein Zuhause. An das Vulkanmuseum ist der "Lavakeller" angeschlossen, ein Tunnelsystem, das sich unter der gesamten Stadt erstreckt. "Das ist hier alles hohl unter uns", erklärt eine Passantin und zeigt auf den Boden. An den vielen Hinweisschildern in und um Mendig gemessen, ist der "Lava Dome" die größte Attraktion der Stadt. Im oberirdischen Souvenirshop kaufen Grundschulklassen Plüsch-Fledermäuse und anderen Nippes

Anders als Gladbachs JHQ gehört das Konversionsgelände im Süd-Osten Mendigs bereits der Stadt. Die Mendiger haben hier einen Gewerbepark an den Stadtrand angedockt. Ein Fliesenleger hat hier seine Ausstellungsräume, der TÜV Rheinland eine Dependance. Und es gibt einen Pförtner an der Einfahrt, der jeden Besucher kritisch beäugt. Ansonsten sieht es aus wie im JHQ. Es gibt ein paar alte Kasernengebäude und vor allem: viel freie Fläche. Vorteil Mendig: Der Bahnhof ist fußläufig zu erreichen und der Fahrplan überschaubar. Züge nach Andernach und Mayen fahren einmal die Stunde. Ob "Rock am Ring" künftig in Mönchengladbach stattfindet, oder ob Mendig das Rennen macht, wird sich bald entscheiden. Auf der Autobahn verabschieden sich Stadt und Land mit einem Schild: "Rheinland-Pfalz — Wir machen's einfach." Das wollen wir doch mal sehen.