Mönchengladbach Hans Hollein blieb der Stadt immer verbunden

Mönchengladbach · Für den jungen Wiener Architekten und Künstler wurde der Abteiberg zur Startrampe für seine Karriere. Gestern starb Hans Hollein.

 Mit Hans Hollein starb einer der wichtigsten Architekten der Gegenwart.

Mit Hans Hollein starb einer der wichtigsten Architekten der Gegenwart.

Foto: afp, pbe-iw

Vor nicht einmal zwei Wochen wollte Hans Hollein wieder nach Mönchengladbach kommen - in die Stadt seines frühen internationalen Erfolgs. Aus Anlass seines 80. Geburtstags widmete das Museum Abteiberg dem Wiener Architekten und Künstler eine Sonderausstellung "Hans Hollein: Alles ist Architektur". Zur Eröffnung wollte er da sein. Doch Hollein war zu diesem Zeitpunkt schon zu schwach für die Reise. Stattdessen kamen seine Tochter und sein Sohn, Lilli und Max, mit ihren Familien. Sie drehten einen Film und machten Fotos. Denn ihr Vater sollte sehen, wie sein Werk in seinen Räumen wirkt.

Mönchengladbach: Hans Hollein blieb der Stadt immer verbunden
Foto: Detlef ilgner

"Ich hoffe, er hat noch mitbekommen, wie groß die Resonanz auf die Neubetrachung seines Schaffens ist", sagt Museumsleiterin Susanne Titz. Dass es in der aktuellen Ausstellung, die noch bis zum 28. September zu sehen ist, nicht nur um visionäre Baupläne geht, sondern auch das medial und interdisziplinäre Denken des Architekten vor Augen geführt wird, wusste Hans Hollein, sagt Titz. Denn bis zum Schluss habe er im regen Austausch mit dem Museum und der Stadt gestanden. "Wir sind sehr traurig, dass er die Ausstellung nicht mehr persönlich sehen konnte", sagt Titz.

Wenn es sein Gesundheitszustand erlaubt hätte, wäre Hans Hollein mit Sicherheit nach Mönchengladbach gekommen. Denn hier fühlte er sich immer akzeptiert, hier fand er die Partner für seine Ideen, hier sah er seine Schöpfung, das Museum Abteiberg, gewürdigt. Der ehemalige Technische Beigeordnete Helmut Hormes hat Hans Hollein mehrfach erlebt, hat mit ihm Pläne für den 2. Bauabschnitt entwickelt und gemeinsam mit dem Stararchitekten in Wien das Modell gebastelt. "Bei ihm gab es keine Computer-Simulationen. Er machte alles per Hand - mit dem Bleistift, auch mit Kreide", erinnert sich Hormes.

Und er erlebte in der gemeinsamen Planungsphase in Wien einen stets aufgeräumten, nie überheblichen, immer gesprächs- und diskussionsbereiten Hans Hollein. "Er suchte immer die große Linie, ohne das Detail aus dem Blick zu verlieren", sagt Hormes. Die Stadt hat ein Juwel des Wiener Architekten noch in ihren Archiven: die Pläne und das Modell für den 2. Bauabschnitt des Museums Abteiberg. Wenn die Stadt die Erweiterung finanzieren könnte, kann sie es im Sinne Holleins tun - mit seinem Entwurf.

Die Stadt dürfte dann sicher sein: Es ginge ein Zauber von diesem Bau aus. Die früh verstorbene RP-Kulturredakteurin Barbara Kaim-Grüneisen, die Hollein persönlich kannte, hat ihn einst einen Magier genannt, der in "seinen" Bauten immer wieder mit neuen Ein-, Aus- und Durchblicken lockt. In Gladbach gelang ihm das in einer kongenialen Zusammenarbeit mit dem dem ehemaligen Museumsdirektor Prof. Johannes Cladders.

"Holleins herausragende Tätigkeit als Architekt und sein außergewöhnliches Engagement in der und für die Stadt Mönchengladbach bleibt unvergessen", betont OB Norbert Bude. Und er erinnert daran, wie Hollein eine "Stadt in der Stadt" konzipierte, weil er das Museum aus unterschiedlichen Bauformen - Turm, Tempel und Fabrikhalle - als verspielten, vierteiligen Komplex entwickelte. Gut ein Jahr nach der Eröffnung am 23. Juni 1982 wurde Hollein für den Museumsneubau mit dem Deutschen Architekturpreis ausgezeichnet. 1985 folgte mit dem Pritzker Award der höchste internationale Architekturpreis.

Die aktuelle Ausstellung im Museum Abteiberg über Hollein ist umfänglich und vielgestaltig. Sie berichtet davon, was Hollein künstlerisch antrieb und inspirierte. Zu sehen sind auch unveröffentlichte Dokumente. Der Titel "Alles ist Architektur" erinnert an Holleins erste Gladbacher Ausstellung 1970 im Alten Museum an der Bismarckstraße. Sie trug diesen Titel und widmete sich dem Thema Tod. Das zeige, dass sich Hollein früh auch mit der Sterblichkeit auseinandergesetzt hat, sagt Susanne Titz.

(RP)
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